Organisation und Optimierung

Der neue Leiter der Lizenzspielerabteilung Timmo Hardung gewährt Einblicke in sein vielfältiges Arbeitsgebiet und die nächsten Herausforderungen – auch mit Blick auf die bevorstehenden Europapokalreisen.

Ende August schloss das Transferfenster in diesem Sommer. Rund 30 Spieler arbeiten seitdem im Deutsche Bank Park, noch einmal etwa so viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tagtäglich darum herum. Denn auch im viel zitierten Team hinter dem Team hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Eine der als Erste neu besetzten Schlüsselpositionen ist die der Leitung der Lizenzspielerabteilung, seit Ende Mai bekleidet von Timmo Hardung. Der 31-Jährige trägt fortan Sorge dafür, dass die Potenziale in jedem einzelnen Spezialgebiet zur größtmöglichen Entfaltung kommen. Und noch vieles mehr.

Als Hardung die Eintracht vom Main vor wenigen Wochen im ProfiCamp zum Gespräch empfängt, entsteht nicht der Eindruck, dass hier jemand erst vor kurzem unter dem Adlerdach untergekommen wäre. Ganz im Gegenteil. Der gebürtige Heidelberger ist während jeder Ausführung ganz in seinem Element – und nicht zuletzt voll im Thema. Kaum verwunderlich, wie schnell deutlich wird: Denn Informationen, daraus macht er keinen Hehl, sind für seinen Job von essenzieller Bedeutung. Reichlich Gespräche sind zu diesem Zweck an der Tagesordnung und dienen sowohl den Fragen des Arbeitsalltags in der Gegenwart als auch perspektivischen Überlegungen für die Zukunft. Entsprechend definiert Hardung seine Arbeitsweise über zwei Handlungsfelder.

„Nicht besser am Herd als unser Herd“ 

„Zum einen sehe ich meine Aufgabe darin, für unser Funktionsteam die entsprechenden Rahmenbedingungen zu gewährleisten, damit unsere Experten auf ihrem jeweiligen Gebiet die bestmögliche Leistung bringen können.“ Was im zweiten Schritt wiederum den Sportlern selbst zur Hochform verhelfen soll. Um es an einem plakativen Beispiel festzumachen: „Uns bringen die besten Physiotherapeuten wenig, wenn wir ihnen nicht die entsprechende Ausrüstung wie Massageliegen zur Verfügung stellen können.“ Überhaupt betont der Leiter: „Ich habe zwar Vorstellungen davon, was für jeden Bereich nötig ist, und halte Rücksprache. Aber ich kenne mich nicht besser mit Lebensmitteln aus als unsere Ernährungsberaterin oder bin besser am Herd als unser Koch.“

Was in der Theorie simpel klingen mag, birgt in der Praxis weit komplexere Vorgänge. Als allzeit verfügbarer Ansprechpartner setzt sich Hardung mit verschiedenen Ideen, Anregungen und Wünschen auseinander. „Ein großer Vertrauensvorschuss“, fühlt er sich in Windeseile angekommen im Herzen von Europa. In diesem Zusammenhang gelte es, „den bestehenden Status quo mindestens zu erhalten und darüber hinaus in Abstimmung mit den Kollegen neue Strukturen zu schaffen. Hier und da haben wir gewisse Aufgabengebiete neu definiert.“

Hierbei legt Hardung auf eines besonderen Wert: „Mir geht es darum, dass jeder seinen Erfahrungsschatz einbringt und wir daraus die bestmöglichen Prozesse entwickeln. Ich habe keine Schablone mitgebracht, an der wir ab sofort alles ausrichten. Kein Verein hat das Allheilmittel. Die Abläufe in Frankfurt passen sehr gut zur Eintracht, der Erfolg in den vergangenen Jahren spricht für sich. Das möchten wir fortführen und allenfalls an kleineren Stellschrauben drehen. Wenn viele kluge Köpfe zusammenarbeiten, kommt meistens etwas Gutes dabei heraus.“

Und damit zur zweiten Rolle Hardungs, die sich grob mit der als Bindeglied innerhalb des sportlichen Bereichs umschreiben ließe. Hardung ist die „enge Kommunikation zwischen der Mannschaft, dem Trainerteam und der sportlichen Leitung extrem wichtig. Der Bedarf an Austausch ist enorm.“ Namentlich an vorderer Stelle bezogen auf „Markus [Sportvorstand Krösche; Anm. d. Red.], Oliver [Cheftrainer Glasner; Anm. d. Red.] und Ben [Direktor Profifußball Manga; Anm. d. Red.]“, schwerpunktmäßig bei kaderstrategischen Themen wie Transfers und Vertragsverlängerungen. Gemeinsam mit Ole Siegel nimmt Hardung Krösche allerhand administrative Aufgaben ab. Der Sportvorstand kennt seinen neuen Referenten Siegel aus Paderborn bereits ebenso wie Hardung aus Leipzig. Gleichwohl liege die endgültige Entscheidungshoheit bei Krösche – in Abstimmung mit dem Vorstand und gegebenenfalls Aufsichtsrat – selbst.

Auch in Verbindung mit anderen Abteilungen sind die Arbeitsschritte mehr organisatorischer und weniger operativer Natur. Gerade auch zu Teammanager Christoph Preuß bestehe ein ganz enger Draht. „Preußi ist extrem gut vernetzt, sei es mit den Bereichen Integration, Logistik oder Teambetreuung.“ Auch zu Maureen Rodrigues als Assistentin der Lizenzspielerabteilung besteht ein reger Informationsfluss. Genauso zur Athletik- und medizinischen Abteilung sowie regelmäßig zu Medien und Kommunikation in Person von Bereichsleiter Jan Martin Strasheim und Pressesprecher Bartosz Niedzwiedzki.

Alles in allem läuft angesichts derlei Vielfalt für Hardung „kein Tag wie der andere. Ich erhalte viel Input, was natürlich zeitintensiv ist, aber in diesem Team viel Spaß macht. Das ist das, was den Job zu einer Leidenschaft werden lässt.“

Und das nächste Ereignis wirft schon seine Schatten voraus: die Gruppenphase der UEFA Europa League. Auch hier vermag Hardung zwei wesentliche Komponenten zu vereinen: Vorbereitung und Erfahrung. Letztere ergibt sich naturgemäß aus den vergangenen vier Spielzeiten, als er mit Hoffenheim und Leipzig stets international unterwegs war, drei Mal in der Champions, ein Mal in der Europa League. Zu hoch möchte er diesen Umstand aber nicht hängen, „denn auch bei der Eintracht arbeiten viele Menschen, die zuletzt Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt haben“, verweist er auf die dritte Teilnahme der Adlerträger an diesem Wettbewerb in den vergangenen vier Jahren. Die organisatorische Vorarbeit habe bereits Wochen vor der Auslosung „mit allgemeinspezifischeren Terminen“ begonnen und zuletzt „nochmal Fahrt aufgenommen.“

Herausfordernd seien gerade die Auswärtsreisen so oder so jedes Mal aufs Neue: „Längere Reisen, neue Airlines, neue Hotels, eine Stadt, in der man sich vielleicht nicht auskennt, ein neues Stadion, neue Wege.“ Aber: „Man gewöhnt sich daran. Wenn ich für mich spreche, sage ich: Ich kenne es nicht mehr anders und möchte es auch nicht mehr anders kennen. Das gilt für Profifußballer umso mehr. Jeder Einzelne hat ein Jahr lang darauf hingearbeitet. Deshalb nehmen wir jedes Spiel als kleines Fest wahr, aus dem wir zusätzliche Energie ziehen möchten. Wir werden das als Team meistern.“ Ein Team, das nicht nur stetig wächst, sondern sich auch künftig weiterentwickelt. Auf der großen Fußballbühne wie im Stillen hinter den Kulissen.