Zwischen Schule und Leistungssport 

Einen Schulabschluss zu absolvieren, verlangt Disziplin. Aber einen Schulabschluss zu absolvieren und zeitgleich Leistungssport zu betreiben, verlangt einiges mehr. Disziplin, Motivation, Ehrgeiz, Unterstützung und die richtigen Prioritäten sind dabei grundlegende Voraussetzungen. Jannik Horz, Torhüter in der U21, und U19-Angreifer Paul Wünsch gehen als gute Vorbilder voran und zeigen auf, wie die Doppelbelastung zwischen schulischem Alltag und Leistungsfußball gelingen kann. 

Bereits seit Sommer 2017 ist Jannik Horz fester Bestandteil von Eintracht Frankfurt. Angefangen in der U15, durchlief der Torwart alle nachfolgenden Nachwuchsmannschaften, ehe er seit Sommer zum Kader der zur Saison 2022/23 eingeführten U21 zählt. Dort möchte Horz nun Fuß fassen und darüber hinaus erste Schritte in Richtung Herrenfußball gehen. Dass der Sprung in den Profibereich mit viel Arbeit, Risiko und auch Glück verbunden ist, ist dem 19-Jährigen durchaus bewusst. So entscheidet er sich nach der 10. Klasse dazu, parallel zum leistungsorientierten Fußball sein Abitur zu absolvieren, um damit „etwas Solides in der Hand zu haben“, falls ihm der Traum vom Profifußballer verwehrt bleiben sollte. Seit April 2022 hat er das Abitur schließlich in der Tasche. Keine Klausuren und keine stressigen Lernphasen mehr, in denen er jede freie Minute am Tag und nicht selten auch in der Nacht für die Abiturprüfungen aufbringen muss. Fortan kann sich der Keeper voll und ganz auf den Fußball konzentrieren. Doch bis zu diesem Punkt war es ein hartes Stück Arbeit, wie Horz in einem Gespräch mit der Anpfiff-Redaktion feststellte. 

Um das Abitur absolvieren und dabei das Fach Sport als Leistungskurs wählen zu können, musste der gebürtige Dietzenbacher seine damalige Schule in seinem Heimatort nach der 10. Klasse verlassen und auf eine gymnasiale Oberstufenschule wechseln. Die im benachbarten Dudenhofen gelegene Claus-von-Stauffenberg-Schule musterte sich dabei als die richtige Anlaufstelle aus. Neben Sport belegte er außerdem das Fach Biologie als zweiten Leistungskurs. Horz strebte von Beginn an das Abitur an, war sich jedoch darüber im Klaren, dass es schwer werden würde, den Schulabschluss und seinen zeitintensiven Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Nichtsdestotrotz ließ er nichts unversucht, um beiden Punkten gleichermaßen gerecht zu werden, auch wenn er dafür auf einiges verzichten musste: „Spontan an einem freien Sonntag oder Mittwoch etwas mit Freunden zu machen, war nicht wirklich möglich. Ich musste den freien Tag eher dafür nutzen, um für anstehende Klausuren zu lernen.“ 

Das letzte halbe Jahr war nach eigener Aussage besonders herausfordernd. Auf einen langen Schultag folgte am Nachmittag das Athletik- sowie Mannschaftstraining mit der U19. Abends zuhause angekommen, mussten noch Hausaufgaben erledigt und für die Abiturprüfungen gelernt werden. Auch wenn die Motivation dabei nicht immer auf dem Maximum lag, war Aufgeben für Horz so kurz vor dem Schulabschluss keine Option. Der Nachwuchsspieler schaffte für sich neue Routinen und lernte dadurch, wie er die wenige freie Zeit abseits des Fußballplatzes effektiv nutzen kann.: „Die Motivation fiel mir gelegentlich schwer, ich hatte zugegebenermaßen oft wenig Lust auf Schule und Lernen. In solchen Momenten habe ich mir dann vor Augen geführt, was ich bis hierhin bereits alles geopfert, aber auch geschafft habe. 

Mit der richtigen Einstellung läuft einfach alles besser, sowohl in der Schule als auch im Fußball.“ – Jannik Horz - 

Da sich die Tage und Nächte voller Lernen auszahlen sollten, beschloss der mit 1,94 Meter groß gewachsene Keeper, aus schulischer Sicht nochmal einen Schlussspurt hinzulegen. Außerdem war dem 19-Jährigen stets bewusst, dass er mit einem Schulabschluss in der Tasche ein solides Fundament für die Zukunft legen würde: „Selbst, wenn ich die Chance bekäme, zehn Jahre im Profibereich Fußball spielen zu können, weiß man nie, was danach kommt. Das Leben ist schließlich lang. Mit dem Abi in der Hand stehe ich nun auf der sicheren Seite.“ 

Vor der gleichen Herausforderung, Schule, Leistungsfußball und Freizeit untereinander auszubalancieren, steht auch Paul Wünsch aus der U19. Frisch vom VfB Stuttgart kommend, wohnt der Stürmer seit Anfang Juli 2022 im Internat des NLZ am Riederwald. Anders als sein Vereinskollege Jannik Horz stehen dem gebürtigen Stuttgarter die Abiturprüfungen noch bevor, die er planmäßig im kommenden Jahr an der Carl-von-Weinberg Schule in Frankfurt ablegen wird. Die integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe ist bereits seit dem Schuljahr 2001/02 eine Kooperationsschule des NLZ und stellt als Eliteschule des Fußballs ihren Schülerinnen und Schülern die idealen Gegebenheiten, um den Spagat zwischen Leistungssport und Schule meistern zu können. Das Schuljahr an der neuen Schule beginnt für den 17-Jährigen nach den Sommerferien Anfang September, dann wird es für den jungen Adlerträger wichtig sein, neue Routinen im Alltag zu festigen: „Ich werde viel lernen müssen und vielleicht manchmal auch Mühe haben, mich abends nach dem Training noch für schulische Inhalte zu motivieren. Aber den Abschluss letztlich in der Tasche zu haben, ist mein Ziel“, so der Offensivspieler, der ergänzt: „Trotzdem kenne ich mich und kann einschätzen, wann ich mir Ruhe gönnen muss und auch mal Zeit mit Freunden und Familie verbringen kann.“ 

Beide Eintrachtler lassen im Gespräch keine Zweifel offen, dass ihnen sowohl die familiäre als auch die Unterstützung vom Verein eine große Hilfe dabei ist, allen schulischen wie sportlichen Anforderungen gerecht zu werden. 

„Ob Vertrauensperson oder Nachhilfe, für jedes Anliegen gibt es im Verein die richtige Anlaufstelle.“ – Paul Wünsch - 

Aber auch meine Familie steht natürlich jederzeit hinter mir, weshalb ich umso gespannter bin, was das kommende Jahr hier bei der Eintracht bereithält“, äußert sich Wünsch freudig über die anstehende Spielrunde. Ebenso lobt Horz den Verein für die Möglichkeit, Schule und Leistungsfußball vereinen zu können: „Es war nie ein Problem, wenn ich mal ein Training absagen musste oder ich es wegen schulischen Anliegen erst später zum Trainingsbeginn geschafft habe. Die Verantwortlichen haben mir stets versichert, dass Schule und mein Abschluss Priorität haben und dass ich mich danach immer noch auf den Fußball fokussieren kann.“ 

Wünsch will sich nach dem Abitur im laufenden Schuljahr vollends dem Fußball und seiner Mannschaften widmen. „Mein langfristiges Ziel ist es, mich persönlich weiterzuentwickeln und meinem Traum, Profifußballer zu werden, einen Schritt näherzukommen. Kurzfristig will ich in der U19 gute Leistungen abrufen und gemeinsam mit dem Team erfolgreich sein“. Als Teil des Torwartteams der U21 hat sich auch Horz klare Vorhaben gesetzt: „Ich will einiges an Spielpraxis sammeln und erste Schritte im Herrenfußball machen. Dann wird sich zeigen, was sich nächstes Jahr ergibt. Ich möchte mich weiterentwickeln, erfolgreich sein und einiges dazulernen.“