„Beckham
hatte einen Zopf, also wollte ich auch einen“
In der
Rubrik Eagles25 berichtet Offensivspieler Ajdin Hrustic über einen ganz besonderen
Moment bei einem Futsal-Turnier und was an ihm typisch deutsch und was typisch
bosnisch ist.
Dein erstes
Fußballtrikot, das du besessen hast?
Mein erstes Trikot hatte auf dem Rücken meinen Nachnamen und die Nummer sieben.
Wer ist
deiner Meinung nach der beste Spieler der Welt auf deiner Position?
David Silva. Ich verfolge seinen Werdegang, seitdem er beim FC Valencia
gespielt hat. Er ist ein Linksfuß, so wie ich. Deswegen vergleiche ich mich
auch ein bisschen mit ihm.
Wie sind
deine Erinnerungen an dein erstes Fußballspiel als Profi?
Ich bin am 1. April für
den FC Groningen gegen den AZ Alkmaar eingewechselt worden, habe ungefähr 20
bis 25 Minuten gespielt. Es war ein gutes Spiel.
Wer war dein
Idol in der Kindheit?
Das war David Beckham. Als er lange Haare hatte, habe ich meine auch wachsen
lassen. Wenn er einen Zopf hatte, hatte ich auch einen. David Beckham hatte
immer die Nummer sieben, also habe ich das auch so gemacht.
Welche
Position hast du in der Jugend gespielt?
In meiner Jugend habe ich sowohl im Sturm als auch auf der Zehn und als
Rechtsaußen gespielt.
An welches
Spiel in deiner Jugend erinnerst du dich besonders gerne – oder ungerne?
Ich erinnere mich
besonders gerne an ein Futsal-Turnier in Melbourne, das wir in letzter Sekunde
gewonnen haben. Da war ich 13 Jahre alt. An ein anderes Spiel denke ich weniger
gerne zurück. Das Spiel fand nicht in der Halle statt, sondern auf dem Rasen,
also ganz normal elf gegen elf. Wir lagen 0:3 zurück und ich wollte in der
zweiten Halbzeit nicht mehr zurück auf das Feld. In diesem Moment kam
vielleicht auch meine bosnische Seite durch.
Zurück zu
deiner Profizeit. Dein schönster Sieg?
Bis jetzt war mein
schönster Sieg ein 2:1 mit Groningen gegen Ajax Amsterdam im Januar dieses
Jahr.
Deine
bitterste Niederlage?
Das war im Oktober 2017. Wir haben mit Groningen gegen Willem II Tilburg
gespielt, ich bin nach 25 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz geflogen – das war
nicht ganz meine Intention, wir wollten gewinnen und ich wollte ein Tor
schießen. Am Ende haben wir auch noch 0:1 verloren. Ich habe mich gefühlt, als
wäre die Niederlage alleine meine Schuld gewesen.
Welches Tor
von dir hätte die Auszeichnung „Tor des Monats“ verdient – und warum? In den Niederlanden wurde eines meiner
Tore tatsächlich als „Tor des Monats“ ausgezeichnet. Wir haben am ersten
Spieltag der Saison 2019/20 zuhause gegen Emmen gespielt, das Spiel hat dort
definitiv den Charakter eines Derbys. Kurz vor Abpfiff habe ich im Sechzehner
den Ball zugepasst bekommen und ihn dann über den Torwart in den Kasten
gelupft. So haben wir das Spiel gewonnen.
Wer war
bisher dein härtester Gegenspieler?
Lee Cattermole werde
ich nie vergessen. Er wechselte 2019 vom AFC Sunderland zum VVV-Venlo. So kam
es zu unserem Aufeinandertreffen.
Auch wenn du
noch nicht lange da bist: Mit wem verstehst du dich im Team am besten?
Mit Aymen. Ich kenne
ihn bereits aus seiner Zeit in Düsseldorf, dort habe ich ihn schon mal
getroffen.
Vervollständige
bitte diesen Satz: Ein Leben ohne Fußball wäre …
… für mich
unvorstellbar.
Dein
Lieblings-Reiseziel?
Wenn es darum geht, Urlaub zu machen, dann würde ich Dubai sagen. Da ich aber
in Australien geboren bin, ist das wohl auch mein liebstes Reiseziel.
Was ist dein
Lieblingsessen?
Am liebsten esse ich Burek, ein traditionelles, hausgemachtes Essen aus
Bosnien, zubereitet von meiner Mama. Sie kocht das am besten.
Dein
Lieblingsort in Frankfurt?
Bisher ist das Stadtzentrum mein Favorit.
In welche Musikgruppe
würdest du passen?
Ich glaube in keine. Wenn es darum geht, zu singen, bin ich raus.
Dein
Lieblingssport neben dem Fußball?
Tennis oder Tischtennis.
Dein
Berufswunsch als Kind?
Wenn ich ehrlich bin, würde ich Fußballer oder Tennisspieler sagen. Man würde
mich nicht in einem Anzug sehen.
Wo ist für
dich deine Heimat?
Meine Heimat ist für
mich Melbourne.
In welchen
Dingen bist du typisch deutsch, in welchen merkt man deine familiären
Verbindungen nach Bosnien?
Ich bin sehr pünktlich, ich denke, das ist typisch deutsch. Ich will immer
gewinnen und wenn ich dann verliere, kommt mein bosnisches Temperament durch
(lacht).
Bist du
Chaos-King oder Ordnungsfanatiker?
Dann bin ich eher ein Ordnungsfanatiker, ich mag es sauber.
Lebst du
lieber in der Stadt oder auf dem Land?
Weder noch – ich mag etwas dazwischen am liebsten. Den Vorort einer größeren
Stadt beispielsweise.
Deine
Lieblings-App?
Da muss ich zwei
nennen: WhatsApp und Snapchat.
Wie viele
Sprachen sprichst du?
Ich spreche Bosnisch, Englisch, Deutsch und Holländisch. Also vier.
Welches Fach
hast du in der Schule besonders gemocht – und welches gar nicht?
Mein Lieblingsfach war immer Sport. Englisch mochte ich am wenigsten, das war
mir immer zu viel zu lesen und zu schreiben.
Interview:
Bianca Jockel
Fotos: Franziska Rappl, imago images