Von Fans für Fans

Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums gibt Stephan von Ploetz einen Einblick in das Frankfurter Fanprojekt „Fanhaus Louisa“.

Dem einen oder anderen ist das bunt gestaltete Haus auf der gegenüberliegenden Seite der Bahnstation Frankfurt Louisa sicher schon aufgefallen.  Auf den ersten Blick ist nicht gleich zu erkennen, was sich dort verbirgt. Doch wer vom Bahnsteig durch die Unterführung nach links geht, entdeckt die ersten Hinweise. Die Wände zieren bunte Graffitis – alle mit Bezug zur Frankfurter Eintracht. Die größten Erfolge, legendäre Sprüche von Spielern sind dort verewigt, die Geschichte der Eintracht mit Farben an die Wand gesprayt. Wer den Weg aus der Unterführung zu Ende geht, steht dann vor dem Fanhaus Louisa.

Das Fanhaus feierte am 14. Oktober 2020 sein 15-jähriges Bestehen. Stephan von Ploetz ist sozusagen ein „Mann der ersten Stunde“, er war von Beginn an in die Arbeit rund um das Fanhaus involviert, unter seiner Führung wurde das Projekt umgesetzt. „15 Jahre Fanhaus bedeuten für mich nicht nur eine Menge Arbeit, sondern auch eine ganze Menge Freude, zahlreiche Begegnungen und Innovation“, berichtet Stephan von Ploetz mit strahlenden Augen. Er ist von Beruf Sozialpädagoge und Streetworker. Vor allem aber vertritt er die Interessen der Fans und leitet zusammen mit seinem Team das Fanhaus.

Für die Frankfurter Fanszene hat sich das Fanhaus zum Treffpunkt entwickelt – und das nicht nur für eine bestimmte Gruppe, sondern für Jung oder Alt. Von kleineren Gruppentreffen über Partys bis hin zu Lesungen oder Workshops ist alles dabei. Wer eine Idee für eine Veranstaltung hat, kann diese dort einbringen und entsprechend der Räumlichkeiten vor Ort umsetzen. Im Außenbereich können beispielsweise Wände mit Graffiti besprüht werden, eine Küche zum gemeinsamen Kochen steht ebenfalls zur Verfügung, genauso wie ein Tischkicker und eine Dartsscheibe. Im Laufe der Jahre hat Stephan von Ploetz viele großartige Geschichten dort erlebt: „Ein Highlight war für mich beispielweise ein Public Viewing bei einem Spiel gegen die Bayern, das hier stattgefunden hat. Hier waren 400 Leute, die saßen überall, sogar auf dem Dach. Das war klasse, wie bei einer großen Familie.“

„Das Fanhaus als Herzensprojekt“

Die Idee zum Fanhaus entstand bereits 1989 unter dem Motto „Unser Wunsch ein Haus für uns“ – ein Spruch, der sich auch heute noch an einer Wand in dem Gebäude wiederfindet. Doch aller Anfang war schwer, es fehlte eine geeignete Location. Im Sommer 2003 wurde es dann konkreter, das Frankfurter Fanprojekt, das sich für Toleranz, Gewaltfreiheit und Kreativität innerhalb der Fanszene einsetzt, schreibt sich die Instandsetzung des alten Bahnhofs Louisa auf die Fahnen. Den Fans der Frankfurter soll ein Ort zum Zusammenkommen zur Verfügung gestellt werden, um sich auszutauschen und Zeit miteinander zu verbringen.

Nach mehr als 12.000 Arbeitsstunden – zum Großteil von ehrenamtlichen Helfern geleistet – ist es am 14. Oktober 2005 vorerst vollbracht und aus der einstigen Ruine am Bahnhof Louisa ist das Fanhaus Louisa entstanden. Doch wie es mit solchen Projekten ist, so ganz fertig ist es nie. Auf dem Gelände entstand in den darauffolgenden Jahren ein Kletterturm, die einstige Terrasse wurde zu einem weiteren Gruppenraum umgebaut, um noch mehr Platz für Treffen zu bieten. Das Haus wird seit jeher gut angenommen – auch während der Corona-Pandemie hat man im Fanhaus Louisa einen Weg gefunden, mit den neuen Anforderungen umzugehen. Die geplante Jubiläumsfeier konnte zwar nicht stattfinden, aber die Anzahl der Treffen ist in etwa gleich geblieben, nur die Gruppen sind kleiner und alle Veranstaltungen finden mit entsprechendem Hygienekonzept statt.

Wenn Stephan von Ploetz von seiner Arbeit im Fanhaus erzählt, wird schnell klar, dass es für ihn mehr als ein Job ist: „Das Fanhaus ist für mich wie ein Zuhause, denn hier verbringe ich sogar manchmal mehr Zeit als zu Hause. Es ist für mich ein Stück weit ein Lebensprojekt. Ich konnte mich hier selbst verwirklichen, deshalb möchte ich das Fanhaus Louisa in meinem Leben nicht missen und gegen nichts eintauschen.“ So geht es sicher nicht nur ihm und seinen Mitarbeitern, sondern auch vielen Fans der Adler aus Frankfurt.