Mit dem Degen zu Olympia
Erst 16 Jahre jung und im Fechten schon eine echte Hausnummer. Levi Deng ficht seit 2016 und bestreitet seit Anfang 2017 Wettkämpfe. Dieses Jahr hat er sich mit zahlreichen starken Leistungen auf den ersten Platz der Deutschen U17-Rangliste gekämpft. Die EvM-Redaktion hat ihn zum Interview getroffen.
Wie bist du zum Fechten gekommen?
Über eine Freundin meiner Mutter. Sie hat mir die Sportart vorgeschlagen, weil ich eine Zeit lang gar keinen Sport gemacht habe. Ende 2016 habe ich es ausprobiert und es hat mir super viel Spaß gemacht. Seitdem bin ich dabei.
Was macht Fechten für dich so besonders?
Das Spannende beim Fechten ist die Kombination aus Physischem und Mentalem. Man muss nicht nur körperlich fit sein, sondern es ist auch super viel Kopfarbeit dabei. Man muss schlau agieren, den Gegner analysieren, sich auskennen und immer hellwach sein, um zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt für einen Angriff ist.
Nimm uns doch mal mit in deinen Trainingsalltag. Was passiert da so?
Ich trainiere 20 Stunden die Woche, und mein Plan ist relativ voll. Meistens besteht mein Training aus Fechtlektionen. Diese sind wie eine Art Eins-zu-eins-Training, bei dem ich mit meiner Trainerin alleine trainiere. Wir haben beide unsere Fechtanzüge an, stellen unterschiedliche Kampfszenarien nach und gehen diese immer wieder durch. Zusätzlich habe ich noch Fitnesseinheiten und Freifechten bei der Eintracht, bei dem es dann gegen andere Vereinskollegen aus der Fechtgruppe geht.
Du trainierst nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Wie kommt es dazu?
Ich habe schon in China, Frankreich und Ungarn trainiert. Der Grund dafür ist einfach: Ich trainiere in anderen Ländern, damit ich die verschiedenen internationalen Fechtstile besser kennenlerne. In Frankreich habe ich beispielsweise trainiert, weil der französische Fechtstil sehr gut zu meinem eigenen Stil passt. Dort ist es etwas ganz anderes zu trainieren, auch vom Trainingsaufbau und von der Philosophie her, deshalb bin ich oft in anderen Ländern, weil ich mich so noch mehr verbessern kann.
Du hast deinen Fechtstil gerade erwähnt. Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben und wie unterscheidet er sich von anderen?
Ich bin nicht gerade der Kräftigste, dafür bin ich eher beweglich. Deswegen konzentriert sich mein Fechtstil darauf, alles über die Beweglichkeit zu machen und nicht unbedingt irgendetwas mit meiner Kraft zu erreichen. Meine Geschwindigkeit und das Abwarten auf den richtigen Moment sind so die zwei Kernelemente meines Stils.
Du stehst aktuell auf dem ersten Platz der Deutschen U17-Rangliste, was ist das für ein Gefühl?
Es ist ein mega Gefühl! Platz eins auf der Rangliste zu sein und Deutschland international repräsentieren zu dürfen, ist unglaublich cool. Von außen kommt jetzt natürlich auch etwas Druck und von mir selbst auch, weil ich weiß, dass die anderen Fechter versuchen werden, mich von dem ersten Platz herunterzustoßen. Es ist jedes Mal eine Herausforderung, den Platz zu halten und nicht heruntergestoßen zu werden. Aber ich kann mit dem Druck gut umgehen und es motiviert mich, immer weiter Gas zu geben.
Wie läuft das mit der Rangliste ab?
Das läuft über Punkte. Es gibt in Deutschland und europaweit Turniere, wo man Punkte sammelt. Diese Saison gab es schon zwei Turniere, bei denen man Punkte sammeln konnte, ein deutschlandweites und ein europaweites Turnier. Das deutschlandweite Turnier in Heidenheim habe ich gewonnen und 16 Punkte für den Sieg bekommen. Das europaweite Turnier fand in Klagenfurt statt, und da habe ich den zweiten Platz belegt. Dafür gab es dann etwas mehr als 50 Punkte. Die gesammelten Punkte werden addiert und so ergibt sich die Position in der Rangliste.
„Bei jedem Turnier den Adler auf der Brust tragen zu dürfen, ist eine große Ehre für mich und ich bin wirklich stolz darauf“
Kommen wir mal zu eurer Schutzkleidung. Was habt ihr alles an?
Die Fechtkleidung besteht aus einer Unterziehweste und einer Fechtjacke, das ist die große weiße Jacke, die man darüberzieht und von außen sieht. Dann kommen noch die Fechthose, die Fechtsocken, die Schuhe, Handschuhe und natürlich die Maske. Wie gesagt, diese ganze Ausrüstung ist sicher und ist auch dafür da, dass da zugestochen werden wird, ohne dass man sich ernsthaft verletzt.
Wie schaffst du es, Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bekommen?
Das ist schon schwer, aber ich habe Glück, dass meine Schule mich gut unterstützt. Ich bin an einer normalen Schule, also keine spezielle Sportschule. Wenn ich mich für ein Turnier abmelden muss, weil ich früher anreisen muss und dadurch einen Tag in der Schule verpasse, unterstützt mich meine Schule immer. Das ist sehr hilfreich. Die Lehrer und die Schulleitung haben Verständnis dafür.
Was sind deine Ziele im Fechten? Wo möchtest du noch hinkommen?
Irgendwann möchte ich auf jeden Fall bei den Olympischen Spielen fechten, das ist mein großes Ziel. Für diese Saison ist mein Ziel, Deutschland bei der Weltmeisterschaft in China zu vertreten.
Was bedeutet es dir, für die Eintracht zu fechten?
Für die Eintracht zu fechten, bedeutet mir viel. Ich bin auch ein riesiger Fußballfan und Eintracht Frankfurt ist ein großer Name. Bei jedem Turnier den Adler auf der Brust tragen zu dürfen, ist eine große Ehre für mich und ich bin wirklich stolz darauf.