Steubings Vermächtnis

Eintracht Frankfurt gratuliert dem Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats zum 75. Geburtstag! Der Zustand der Gegenwart trägt nicht zuletzt auch die Handschrift von Wolfgang Steubing. 

 

Es ist nicht lange her, als Wolfgang Steubing in einem Interview konstatierte: „20 Millionen können wir sicher nicht ausgeben“. Der Ausspruch als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Eintracht Frankfurt Fußball AG war im Sommer nach dem rasanten Ritt bis ins Halbfinale der Europa League ebenso wenig Understatement wie der Umstand, dass vergleichbare Dimensionen fünf Jahre später kein Ding der Unmöglichkeit mehr darstellen. Die Saat, die Wolfgang Steubing über zwei Jahrzehnte säte und pflegte, blüht in voller Pracht. 

Als der Aufsichtsrat der Fußball AG den damals 65-jährigen Steubing am 8. Juni 2015 einstimmig zum neuen Oberhaupt wählt, bekundet der Gründer der Wolfgang Steubing AG: „Gemeinsam mit meinen Kollegen möchte ich versuchen, für Eintracht Frankfurt auch weiterhin eine nachhaltige und tragfähige Geschäftspolitik zu entwickeln. Unser Ziel ist es, den Wettbewerb in der Bundesliga in allen Bereichen anzunehmen. 

Das Finanzfachwissen als Wertpapierhändler, das Herzblut des gebürtigen Bockenheimers, der als in Praunheim aufgewachsenes Kind Bekanntschaft mit Alfred Pfaff gemacht hat, und das Gespür, die jeweiligen Schalthebel in die Hände der begabtesten Personen zu geben, tragen früh Früchte. Im ersten Jahr springt die SGE dem Abstieg zwar erst in der Relegation von der Schippe, doch die sportlichen Weichen haben Steubing und seine Mitstreiter wenige Monate vorher gerade rechtzeitig (um-)gestellt. 

Mit Niko Kovac erhält ein, was Trainererfahrung in der Bundesliga angeht, im März eher unbeschriebenes Blatt das Vertrauen für den Abstiegskampf. Fredi Bobic folgt im Juni. Teil eins des sportlichen Aufschwungs beginnt. DFB-Pokalfinale 2017, Pokalsieg 2018, Europa- League-Halbfinale 2019, DFB-Pokalhalbfinale 2020. 

 

Die Saat, die Wolfgang Steubing über zwei Jahrzehnte säte und pflegte, blüht in voller Pracht 

 

Trainer und Spieler kommen und gehen, doch ein gefestigtes Fundament und immer professionellere Strukturen gewährleisten, dass das organische Wachstum unterm Adlerdach unverändert weitergeht; von nicht zu vermeidenden Dellen während der Coronapandemie abgesehen. Doch selbst hier profitierte die SGE vom erwirtschafteten Puffer. Die meisten Monate leerer Stadien und schmelzender Kontostände erlebt Steubing seit Ende Juli 2020 als Ehrenvorsitzender und geschätzter Ratgeber des Aufsichtsrats. Die entsprechende Satzungsänderung auf der Mitgliederversammlung: reine Formsache. 

Im Gegensatz zum Ansinnen, sich unter den Top Sechs zu etablieren – bei allen Herausforderungen eine der schwierigsten und vielleicht am wenigsten planbaren Manöver in der Ära Steubing. Hängt das Ziel doch Jahr für Jahr auch davon ab, inwiefern die Konkurrenz ihre Möglichkeiten ausreizt. Oder eben nicht. 2021 wirkte Rang fünf in der Endabrechnung fast wie ein Misserfolg, der wiederum erst den Weg zum Europapokalsieg 2022 ebnete. In der vergangenen wie in der aktuellen Saison steht die Sechs in der Tabelle. Eine Entwicklung, die Genussmensch Steubing mit Zufriedenheit registriert, auch wenn in den vergangenen Jahren gesundheitliche Probleme ein sorgloses Leben im Ruhestand nicht möglich machten. 

Umso erfreuter war die Eintracht-Familie Ende November vergangenen Jahres, als der Namensgeber der Wolfgang Steubing Halle am Riederwald wieder einen Fuß in den Deutsche Bank Park setzen konnte. 

Am 24. Oktober feierte Wolfgang Steubing seinen 75. Geburtstag. Eintracht Frankfurt gratuliert von ganzem Herzen und wünscht seinem Ehrenaufsichtsratsvorsitzenden weiter viel Glück und Gesundheit. Dass es bei Letzterem kürzlich wieder aufwärts ging, zeigt die Tatsache, dass er Ende Oktober erstmals nach seiner krankheitsbedingten, fast vierjährigen Abwesenheit wieder an einer Aufsichtsratssitzung teilnahm.