Was macht eigentlich …

… Oscar Corrochano?

Spieler und Trainer am Riederwald, ein Kind der Region, Co-Trainer unter Armin Veh, heute Tradispieler: Oscar Corrochano ist Fußballer und Eintrachtler durch und durch. Was macht der Deutsch-Spanier heute? 

 

Oscar Corrochano

 

Oscar Corrochano lässt nur zu gern die Vergangenheit am Riederwald aufflammen: „Wenn ich mich an die alte Zeit erinnere, dann kommen mir Namen wie Ute Hering, Kurt Schmidt, Rolf Heller, Jürgen Gerhardt, Bernd Nickel und Bernd Hölzenbein ins Gedächtnis. Das sind die Großen vom Riederwald, die aufopferungsvoll alles für die Eintracht gegeben haben.“ Es ist bezeichnend, dass Corrochano hier nicht nur die Fußballer nennt, sondern auch verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Geschäftsstelle wie die gute Seele Hering und den „Mann für alles“ Schmidt. 

Der heute 48-Jährige wechselte mit 15 Jahren aus Groß-Auheim vor den Toren Hanaus zu Eintracht Frankfurt und wurde sofort unter die Fittiche der vermeintlich Großen genommen: „Eines Tages war es Istvan Sztani, der uns im Training den Torschuss an der Torwand gelehrt hat. Man wusste natürlich, dass er einer von den 59er-Meistern war, und schaute zu ihm auf. Er hatte einen so präzisen Schuss, dass wir auch Tage danach noch darüber staunten.“ 

Bis heute besteht eine tiefe Verbundenheit zu seinem Heimatverein, der Eintracht – also schon über 30 Jahre. In diesem Jahr lief Oscar Corrochano bei der Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft auf, fungierte zudem als Trainer bei der Fußballschule. „Der Kontakt zur Eintracht ist nie abgebrochen. Mit vielen Leuten aus dem Verein stehe ich in sehr engem Austausch.“ Regelmäßig besucht er Spiele der NLZ-Mannschaften, ist aber auch in ganz Deutschland unterwegs, hospitiert und schaut sich Spiele in den vier höchsten deutschen Ligen an. Den Fußball hat er also auch nach seinem Karriereende 2006 nie aus den Augen verloren, in einem Trainerteam arbeitete er zuletzt als „Co“ bis zum Sommer 2023 beim SV Sandhausen. 

Als Nachwuchsspieler durchlief Oscar Corrochano sämtliche Jugendmannschaften der Eintracht, feierte Meisterschaften und Pokalsiege und kam dann in den Seniorenbereich, zu den Amateuren. Während einer wilden Eintracht-Zeit machte er 1997 unter Horst Ehrmantraut sein erstes und einziges Profispiel in der Zweiten Liga beim VfB Oldenburg, ehe es ihn nach Darmstadt und Offenbach zog. „Leider habe ich mich im Seniorenbereich bei der Eintracht nicht durchsetzen können“, kommentiert er den großen Sprung zu den Profis. Waldhof Mannheim, 1. FC Eschborn und SG Bruchköbel waren die weiteren Stationen, er blieb stets in der Region. 

Nach seiner aktiven Spielerkarriere kehrte der gebürtige Hanauer zur Eintracht zurück, übernahm 2006 die U16 und führte sie direkt zum Titel – der einzigen U16-Meisterschaft der vergangenen 40 Jahre: „Nach meiner Karriere wollte ich zwar im Fußballbereich aktiv bleiben, ich wusste nur nicht, in welcher Funktion. Plötzlich riefen mich Armin Kraaz und Holger Müller aus Eintrachts NLZ-Leitung an.“ Von heute auf morgen kam die Einberufung ins Trainerteam der U16, später absolvierte er alle Lizenzen und ist schon seit vielen Jahren Fußballlehrer. 

Von 2010 bis 2012 formten Corrochano und sein Trainerteam eine U23-Mannschaft, die bis zum Saisonschluss um den Aufstieg mitspielte: „Das war eines der erfolgreichsten U23-Teams der Eintracht in der Regionalliga. Wir hatten eine bärenstarke Truppe mit Cenk Tosun, Marcos Alvarez, Mounir Chaftar, Elia Soriano, Dimi Nazarov und Daniyel Cimen, der mir enorm half und mich auch vertrat, als ich meinen Fußballlehrer absolvierte. Timothy Chandler und Sebi Jung waren zwar noch Amateur-Spieler, sie trainierten aber schon bei den Profis mit.“ Am Ende der Saison belegten seine Mannen den dritten Rang, mussten sich tabellarisch nur den später noch erfolgreicheren Trainern Dirk Schuster (Darmstadt 98) und Alexander Zorninger (Sonnenhof Großapach, bis vor wenigen Wochen bei Greuther Fürth) in der Regionalliga geschlagen geben. 

Nach sechs NLZ-Jahren sollte es für den Mann mit spanischen Wurzeln weiter und höher gehen. Es folgte ein Engagement im deutschen Oberhaus. Armin Veh holte den ehemaligen Mittelfeldspezialisten nach Stationen in Regensburg und bei der U21-Nationalmannschaft in sein Trainerteam, welches ihm bereits gut bekannt war: „2011/12 führte Armin die Eintracht wieder in die Bundesliga. Damals war ich Cheftrainer bei der U23, wir kannten uns also schon. Reiner Geyer und Armin kamen dann auf mich zu und nahmen mich im Trainerteam auf. Das war eine tolle und wertvolle Erfahrung.“ Doch im Juli 2015 kam mit Thomas Schaaf ein neuer Trainer, der seinen eigenen Staff mitbrachte. Für ihn bedeutete es das Aus. 

 

„Der Eintracht habe ich sehr viel zu verdanken“ 

 

Für ihn ging es zunächst zur U18 und U19 Ungarns, wo er mit Sportdirektor Bernd Storck und dem damaligen Co-Trainer der A-Nationalmannschaft Andy Möller zusammenarbeitete. Es folgten Engagements in Trier, Lotte und Mannheim. In der Universitätsstadt traf er auf Maurizio Gaudino, den er aus gemeinsamen Tagen bei der Eintracht kannte. Vier Jahre verbrachte er in der Quadratestadt, ehe er mit Ex- Eintrachtler Erol Bulut zwei Jahre lang bei Gaziantepspor zusammenarbeitete – in einer hochbrisanten Region, die im Februar 2023 von einem sehr schweren Erdbeben getroffen wurde. 

Bei all seinen Tätigkeiten vertrat Corrochano in Gesprächen mit Klubs sich selbst: „Ich habe bisher alles selbst gewuppt. In meiner Karriere gab es aber Momente, wo es nicht verkehrt gewesen wäre, jemanden an meiner Seite zu haben.“ 

Seine Erfahrungen aus dem In- und Ausland dürften Corrochano zweifelsohne in seiner Expertise weiterbringen. Ob er in naher Zukunft wieder den Schritt in den bezahlten Profifußball gehen will? „Ich liebe den Fußball in jeder Form, so wie er ist, mit Höhen und Tiefen. Der Fußball repräsentiert die Gesellschaft. Es wird nie jemanden geben, der mich von diesem tollen Sport fernhalten wird. Es ist auch mal schön, neutraler Beobachter zu sein. Aber ich bin wieder bereit, neue Aufgaben zu übernehmen.“ 

Steter Begleiter bei seinen Reisen sind die Bindung zur Eintracht und die Erinnerungen an die alten Zeiten am Riederwald, an Holz, Nickel, Sztani und Co., die ihn nicht verlassen werden. „Der Eintracht habe ich sehr viel zu verdanken“, sagt Corrochano. 

 

Text: Philipp Dibelka
Fotos: Andreas Wolf, Archiv