Erëleta, wie geht es dir in Frankfurt? Würdest du sagen, dass du angekom- men bist? Mir geht es sehr gut, danke! Ich bin sehr gut angekommen hier. Ich fühle mich sehr wohl – in der Mannschaft und in der Stadt. Es ist für mich mal etwas anderes, in einer Großstadt zu wohnen, das macht mir schon Spaß. Ich habe in Wiesloch [rund 15 Kilometer südlich von Heidel- berg; Anm. d. Red.] gewohnt. Da hatte ich Glück, dass ein Supermarkt bei mir um die Ecke bis 0 Uhr offen hatte. Im Ver- gleich dazu ist Frankfurt ein anderes Le- vel. Generell glaube ich, dass ich einfach gut reinpasse, von der Persönlichkeit her, aber auch vom Spielstil. Ich habe mich superschnell eingefunden, ich mag alle Mädels und sie haben mich auch super aufgenommen. Deswegen kann ich mich nicht beklagen. Hast du auch schon eine Bleibe gefun- den? Ja, ich konnte das mit der Wohnsituation schon sehr früh klären, bereits nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison. Ich wollte diesbezüglich meine Ruhe haben, wenn es hier losgeht, und das hat zum Glück auch funktioniert. Wir fangen einmal ganz von vorne an. Welches war dein erstes Fußballtri- kot? Das ist eine schwierige Frage. Wir hatten früher nicht so viel Geld. Aber immer, wenn ich bolzen gegangen bin, hatten die Kids alle Trikots an. Viele mit Bayern-Tri- kot, aber auch die Trikots vom VfB Stutt- gart waren bei uns in der Region um Schwäbisch Hall stark vertreten. Irgend- wann habe ich dann zu meinem Vater ge- sagt, dass ich auch gerne ein Trikot ha- ben wollte. Er hat dann mir und meinen Brüdern jedem ein weißes T-Shirt ge- kauft – und hat dann gefragt, welche Nummer wir haben wollen. Ich kann nicht sagen, warum, aber ich wollte unbedingt die Fünf haben. Dann habe ich mit Filzstift die Nummer Fünf draufgemalt und „Erëleta“ darübergeschrieben – das war mein erstes Trikot. Heute laufen Fans mit einem Memeti- Trikot durchs Stadion am Brentano- bad. Wie fühlt sich das an? Ich komme mir vor wie in einem Traum, weil ich noch genau weiß, wie es war, nicht so viel zu haben. Ich versuche mir dann, vor allem vor großen Spielen, klar- zumachen, dass ich genau das mache, was ich mir als Kind gewünscht habe. Dieses kleine Mädchen hat sich einfach nur gewünscht, Fußball in der Bundesliga zu spielen. Das war damals Welten ent- fernt. Jetzt stehst du auf dem Bundesli- ga-Rasen, spielst Champions-League- Qualifikation gegen Real Madrid und Na- tionalmannschaft – das ist krass. „Die Fans hier sind wirk- lich unglaublich. Ich wurde in der Stadt schon sehr häufig erkannt und es kommen so viele Menschen immer zu uns ins Stadion am Brentanobad.“ Wann war der Moment, als du gemerkt hast, dass beim Fußball für dich mehr drin sein könnte? Der kam sehr spät. Ich weiß noch, dass ich beim Württembergischen Fußballver- band einmal zu einem Lehrgang eingela- den wurde – das war in der E-Jugend, glaube ich. Da hat der Trainer in die Runde gefragt, was unser Ziel sei. Das Mädel neben mir hat gesagt, sie würde gerne in die deutsche Nationalmannschaft kom- men. Da habe ich fast angefangen zu la- chen und dachte mir: „Von was träumt die? Nationalmannschaft? Das ist doch nicht möglich“, dachte ich mir damals. Ir- gendwann kam dann die Mail, dass ich zur deutschen U16-Nationalmannschaft eingeladen wurde. Da hat es angefangen, dass ich gemerkt habe, dass ich Fußbal- lerin werden will. Wie ging dein Weg in den Profifußball dann weiter? Ich hatte mit einigen Verletzungen zu kämpfen. Während ich noch bei den Jungs mitgespielt habe, hatte ich mir den Knöchel gebrochen. Mein damaliger Trai- ner in Sindelfingen hat allerdings an mich geglaubt und mich wieder aufgebaut. 2017 bin ich nach Wolfsburg gewechselt. Dort konnte ich im ersten Jahr gute Leis- unser Sport / Frauen tungen zeigen und habe auch bei der Ers- ten mittrainiert. Dann habe ich einen Me- niskusriss erlitten und es war offen, ob ich es überhaupt in die Bundesliga schaf- fen würde. Aber das Feedback der Trai- ner war immer, dass sie mich in der Bun- desliga sehen. Da war für mich auch die Erkenntnis da, dass ich das schaffen kann. Ich habe mein Abi in Wolfsburg ab- geschlossen und bin nach Freiburg ge- wechselt. Nach zwei Jahren hat die TSG Hoffenheim auf dem linken Flügel eine Spielerin gesucht – und da habe ich jetzt die vergangenen drei Jahre gespielt. Jetzt bist du bei Eintracht Frankfurt. Wie nimmst du den Verein bisher wahr? Die Trainingsbedingungen sind super. Ich habe noch keinen schlechten Trai- ningsplatz hier gesehen, wir werden hier super betreut und haben einen hohen Standard. Den Verein an sich und die Fans muss ich noch besser kennenler- nen. Ich konnte noch kein Spiel der Män- ner verfolgen, weil wir im Moment so ei- nen engen Rhythmus haben. Eintracht Frankfurt steht für Selbstbewussten, in- tensiven Fußball und ist immer schwer zu schlagen. K L U B M A G A Z I N Erëleta Memeti mit ihrem ersten Trikot, einem weißen T-Shirt mit aufgemalter Nummer Fünf und ihren Namen darüber. 65