Eine ganze Hauswand für Sonny
Helmut „Sonny“ Sonneberg war Eintrachtler durch und durch. Seit wenigen Wochen ziert sein Konterfei eine Hauswand im Gallus.
Im Gallus, das bis 2007 offiziell Gallusviertel hieß und sich in der Frankfurter Innenstadt vom Bahnhofsviertel bis nach Griesheim erstreckt, finden sich zahlreiche Eintracht-Spuren. In der Mainzer Landstraße 281, also auf der mit über acht Kilometern zweitlängsten Straße der Stadt, stand einst die Firma „Schlappeschneider“, deren Inhaber die Eintracht in den 1920er Jahren als Mäzene massiv unterstützten. Das Erreichen des Endspiels um die Deutsche Meisterschaft 1932 war einer der großen Vorkriegserfolge und imagebildend, die Eintracht-Spieler galten als die „Schlappekicker“. Heute sind an der Stelle, wo einst die Firma I. C. & A. Schneider stand, Stolpersteine verlegt, die an die Inhaber Fritz und Lothar Adler erinnern. In unmittelbarer Nähe zu den Stolpersteinen für den Schlappeschneider ist im August ein großes Wandbild von Helmut „Sonny“ Sonneberg eingeweiht worden.
Vincent Voigt hat mit Unterstützung des Fanprojekts eines der typischen Sonny-Motive mit Zylinder, den Eintracht-Schal um den Hals, überlebensgroß auf die Wand des Hauses Mainzer Landstraße 280 gezeichnet, dazu Sonnys eindrücklichsten Satz: „Seid hellhörig“. Diesen hatte er einst in einer Fernsehdokumentation gesagt, dazu noch „Passt auf! Seid wachsam!“
„Eine Woche hat’s gedauert“, erzählt der junge Künstler Voigt bei der Vorstellung Ende August, bei der zahlreiche Fans und Freunde von Sonny dabei waren – auch seine Tochter Su, Enkelin Leonie und Urenkelin Matilda, die in die ganze Aktion frühzeitig eingeweiht worden waren. Das Wandbild reiht sich damit ein in verschiedene Häuser in Frankfurt, an denen ebenso Erfolge oder Legenden der Eintracht verewigt sind – wie beispielsweise das gleichfalls mit einer Botschaft versehene Yeboah-Haus in Niederrad („Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreiben“) oder die Erinnerung an den UEFA-Pokalsieg 1980 mit dem den Pokal in die Luft reckenden Karl-Heinz Körbel am Westbahnhof.
Helmut „Sonny“ Sonneberg ist im Februar 2023 im Alter von 91 Jahren verstorben. Seit seiner Jugend war Sonny bekennender Eintracht-Fan, der schon in den 1950er Jahren Fahnen bastelte, Auswärtsreisen organisierte und die Meisterschale nach Frankfurt holte. Erst im hohen Alter begann Sonny, seine ganz Lebensgeschichte zu erzählen. Als Kind wurde er von den Nazis als Jude verfolgt, in ein Kinderheim gesperrt und noch 1945 nach Theresienstadt deportiert. Sonny überlebte die Shoah.
Für die Eintracht war er ein wichtiger Zeitzeuge, der immer wieder Projekte des Museums begleitete und 2019 mit einer 50-köpfigen Delegation nach Theresienstadt reiste, um eine Gedenktafel zu installieren. Eigentlich hatte Sonny vor, noch bis zur nächsten Meisterschaft zu leben. Das hat nicht funktioniert, aber in der Eintracht-Familie lebt er weiter. Das Haus in der Mainzer Landstraße ist ein beeindruckendes Beispiel dafür.
„Sonnys Geschichte – Von Ausgrenzung und Eintracht“ gibt es auch zum Nachlesen. Das 208 Seiten starke Buch kostet 24 Euro und ist im Fanshop, im Museum und in allen Buchhandlungen erhältlich.