„Ich möchte an mein Limit gehen“
Nationalspieler, Außenverteidiger, Schüler – es gibt viele Rollen, in denen sich Nilo Neuendorff wiederfindet. Seit 2021 trägt der 17-Jährige den Adler auf der Brust, in der aktuellen Saison läuft er mit der U21 erstmals im Herrenbereich auf. Mit uns hat er über seinen Spielstil, internationale Erfahrungen und die Vereinbarkeit von Schule und Leistungsfußball gesprochen.
Text: Leonie Batke
Foto: Luca Weigand
Einen Interviewtermin mit Nilo Neuendorff zu finden ist schwerer, als es sich im ersten Moment erahnen lässt. Unter der Woche noch auswärts in der UEFA Youth League gefordert, steht für den Außenverteidiger nur wenige Tage nach seiner Rückkehr das nächste Hessenliga-Auswärtsspiel an, ehe es zur Länderspielreise mit dem DFB geht. Volles Programm für den 17-Jährigen, der darüber hinaus auf sein Abitur hinarbeitet.
Hinter dem vollen Terminkalender des Adlerträgers stecken viel Arbeit und jede Menge Leidenschaft. Neuendorff ist zur Saison 2025/2026 in den U21-Kader aufgerückt, und das, obwohl er eigentlich noch für die A-Junioren spielberechtigt wäre, mit denen er aktuell das Abenteuer UEFA Youth League bestreitet. Eine Schlüsselbeinverletzung zwang den Abwehrspieler zu einem leicht verspäteten Einstieg in die Saisonvorbereitung, mittlerweile hat er sich jedoch als fester Bestandteil der U21 etabliert. „Es war am Anfang relativ schwer, wieder reinzukommen, aber ich würde sagen, dass ich trotzdem eine gute Vorbereitung hatte“, blickt Neuendorff auf den Sommer zurück. Einen Teil der Vorbereitung absolvierte er im Kreise der Profimannschaft. „Das hat mir ebenfalls sehr viel gebracht.“
„Ich will meinen eigenen Spielstil verfolgen“
Für Neuendorff geht der Sprung in den ältesten Ausbildungsjahrgang des NLZ mit den ersten Schritten im Herrenfußball einher. Doch auch gegen die teils deutlich älteren Gegner möchte der Außenverteidiger seinem Spielstil treu bleiben. „Ich versuche, meine offensiven Stärken miteinzubringen und mit Tempo nach vorne zu spielen“, erklärt er. „Richtung Herrenbereich muss man sich natürlich auch körperlich anpassen. Ich bin da zwar schon recht weit, würde ich sagen, aber es ist schon etwas anderes, gegen Herren zu spielen. Je weiter man da kommt, desto höher werden natürlich auch die Anforderungen.“ Zu seinen fußballerischen Vorbildern gehörte früher Alphonso Davies, gibt Neuendorff zu. „Ich orientiere mich aber nicht nur an ihm. Ich will meinen eigenen Spielstil verfolgen.“
Seine Qualitäten stellt der Schüler mittlerweile auch in den Dienst der Deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Im Frühjahr 2025 feierte er sein Debüt für die U18 des DFB und sorgte im Freundschaftsspiel gegen die Niederlande gleich für den Siegtreffer. „Wenn die Nationalhymne läuft und ich weiß, dass ich in meinem Alter
unser Land repräsentieren kann – das ist ein richtig krasses Gefühl“, blickt Neuendorff auf seine ersten Erfahrungen mit der Nationalmannschaft zurück. Mit der U19 bestreitet er nun auch die ersten Pflichtspiele im DFB-Dress. „Ich hoffe natürlich, dass ich möglichst viel Spielzeit bekomme und die Chance habe, mich zu zeigen und der Mannschaft zu helfen. Ansonsten geht es mir aber auch darum, meine ersten wirklichen Pflichtspiele mit der Nationalmannschaft zu genießen“, so der Adlerträger.
Die internationale Bühne erlebt Neuendorff in dieser Saison auch mit der Eintracht selbst. Als fester Bestandteil des UEFA Youth-League-Kaders trifft er auf die Nachwuchsteams europäischer Hochkaräter, unter anderem stehen Duelle mit dem SSC Neapel und dem FC Barcelona auf dem Plan. „Zu solchen Spielen zu fliegen und andere Länder zu sehen, ist schon etwas Besonderes und auch etwas anderes vom Feeling her“, berichtet der Außenverteidiger. „Mir ist schon bei der Nationalmannschaft aufgefallen, dass verschiedene Länder verschieden Spielstile haben. Das ist für mich als Erfahrung richtig interessant.“
Hessenliga, Youth League, Nationalmannschaft – wer meint, dass Neuendorffs Alltag damit gefüllt sei, ist auf der falschen Fährte. Parallel zum Fußball arbeitet der 17-Jährige an seinem Abitur, knapp zwei Jahre fehlen ihm noch bis dahin. Die Schule absolviert der Eintrachtler online und damit auch in großer Eigenverantwortung: „Für mich passt es sehr gut, dass ich Schule und Fußball flexibel kombinieren kann. Ich kann selbst entscheiden, wann ich wie viel für die Schule mache, wobei ich natürlich meine Lernziele erreichen muss. Manchmal ist es schwer, sich nach einer doppelten Trainingseinheit für die Schule zu motivieren, aber auch das schaffe ich in der Regel.“
Dass er nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz erfolgreich sein möchte, ist eines der Dinge, die Nilo Neuendorff auszeichnen: „Ich möchte an mein Limit gehen“, erklärt er, auf seine Ziele angesprochen. „Ich denke, es macht mich auch aus, dass ich ein Spieler bin, der immer alles gibt. Und ich glaube, dadurch habe ich schon eine Grundlage dafür, mich weiterzuentwickeln und erfolgreich zu sein.“ Mit dieser Einstellung arbeitet der Adlerträger auf sein größtes Ziel hin: „Natürlich wäre es schön, immer mehr in Richtung Profibereich zu kommen und dort vielleicht irgendwann mein Debüt zu geben.“
Nilo Neuendorff
— Geburtsdatum: 15. Dezember 2007
— Position: Linksverteidiger
— Jahrgang: U21
— Adlerträger seit: 2021
— Bisherige Highlights: U17 Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft; Debüt-Tor für den DFB
— Lieblingssong vor dem Spiel: Sere – Spinall und Fireboy DML
— Lieblingssportart abgesehen von Fußball: Basketball