„Auf einmal feiern sie mich“

Sieben Adlerträger haben in Katar ihre Nationalmannschaften bei der FIFA Weltmeisterschaft vertreten. Für „Eintracht vom Main“ ziehen sie ihr ganz persönliches Fazit.

Text: Dominic Dylka

Fotos: imago images


Zweimal Podium, insgesamt vier Spieler in der K.o.-Phase und weitere drei in der Gruppenphase. So lautet die Bilanz der Eintrachtler bei der Weltmeisterschaft in Katar, an dessen Ende Randal Kolo Muani beinahe den heiß begehrten Pokal in die Höhe gestreckt hätte. Schließlich musste sich Frankreich im Elfmeterschießen den Argentiniern geschlagen geben. 

Kolo Muani spielte trotz des verlorenen Finales ein überzeugendes Turnier. Unvergessen bleibt dabei sicherlich sein Treffer im Halbfinale gegen Marokko: 43 Sekunden nach seiner Einwechslung für Ousmane Dembelé (78.) markierte er auf Vorlage von Kylian Mbappé den 2:0-Endstand. Mit diesem Treffer war der 24-Jährige der erste Eintracht-Spieler überhaupt, der im Halbfinale einer Weltmeisterschaft ein Tor erzielte. Insgesamt kam der Stürmer auf drei Turniereinsätze. „Randal hat ein sehr starkes Turnier gespielt. Wir sind sehr stolz auf ihn. Jeder hat gesehen, was für ein Spieler er ist. Er hat Eintracht Frankfurt hervorragend präsentiert“, bilanzierte Sportvorstand Markus Krösche.

Auch Kristijan Jakic sicherte sich eine WM-Medaille, mit Kroatien belegte er dank eines 2:1 im „Kleinen Finale“ gegen Marokko den dritten Platz. Im Spiel um Platz drei schnupperte der Defensivmann zwei Minuten WM-Luft, nachdem er in der fünften Minute der Nachspielzeit für Mislav Orsic ins Spiel gekommen war. In den vorigen sechs Partien Kroatiens kam Jakic nicht zum Einsatz.

Mit Daichi Kamada und Djibril Sow erreichten zwei weitere Eintracht-Akteure die K.o.-Phase. Japan setzte sich nach Siegen über die früheren Weltmeister Deutschland und Spanien auf den ersten Tabellenplatz der Gruppe E, scheiterte jedoch im Achtelfinale an Kroatien. Das Aufeinandertreffen von Jakic und Kamada markiert zudem eines von insgesamt vier direkten Adler-Duellen im Turnier. Für Sow und die Schweiz, in der Vorrunde Zweiter in Gruppe G hinter Brasilien, war nach dem 1:6 im Achtelfinale gegen Portugal Schluss.

Bereits nach der Gruppenphase musste indes Jesper Lindström die Heimreise antreten. Immerhin: Bei seinem WM-Debüt war der 22-jährige Adlerträger in jedem Spiel mit von der Partie, für mehr als einen Punkt gegen Tunesien reichte es für „Danish Dynamite“ aber nicht. Glücklos verlief das WM-Turnier derweil auch für die deutsche Nationalmannschaft um die Frankfurter Mario Götze und Kevin Trapp. Nach der Niederlage im Auftaktspiel gegen Japan und dem Remis gegen Spanien reichte das 4:2 gegen Costa Rica nicht zum Weiterkommen. Götze kam zu zwei Kurzeinsätzen und hat nun 65 Länderspiele absolviert, mehr hat im Eintracht-Kader nur Makoto Hasebe (114) aufzuweisen.


„Es war eine große Ehre, mein Land zu repräsentieren und alles für das Team zu geben. Das Finale war natürlich etwas sehr Besonderes, auch wenn es nicht so geendet hat, wie wir es uns vorgestellt haben. Nichtsdestotrotz haben wir alles gegeben, wir können stolz auf uns sein. Am Ende hat es nicht gereicht. Ich werde auch in Zukunft bereit sein, wenn der Coach mich braucht.“ -- Randal Kolo Muani –

„Sportlich war es natürlich für uns und für mich persönlich nicht berauschend, weil wir in der Gruppenphase ausgeschieden sind. Grundsätzlich für mich sehr positiv war aber, dass ich nach langer Zeit wieder dabei sein und bei einer Weltmeisterschaft spielen konnte. Die Bedingungen waren sensationell gut. Auch die Mannschaft, das Drumherum, das Camp, die Stadien und Abläufe waren wirklich ausgezeichnet und auf einem sehr, sehr hohen Level. Das nehme ich mit, abgesehen von der sportlichen Situation.“ -- Mario Götze –

„Es war eine tolle Erfahrung für mich, bei einem der größten Wettbewerbe der Welt mitspielen und mein Land repräsentieren zu dürfen. Es ging in jedem Spiel eng zu, wir hatten unsere Chancen, aber die Gegner haben mehr genutzt. So ist Fußball. Auch wenn wir am Ende nur einen Punkt geholt haben, war es ein großer Traum, der wahr geworden ist.“ -- Jesper Lindström –

„Das frühe WM-Aus war bitter für uns. Wir hatten einen großartigen Teamgeist, waren überzeugt von unseren Qualitäten, aber am Ende hat es nicht gereicht. Es war eine große Enttäuschung. Jetzt ist es wichtig, daran zu arbeiten, was schiefgelaufen ist, und ich bin sicher, dass wir uns für die kommenden Herausforderungen verbessern werden! Danke an alle, die uns bei jedem Spiel unterstützt haben.“ -- Kevin Trapp – 

„Als wir ankamen [die Rückkehr nach Kroatien; Anm. d. Red.], waren viele Fans auf den Straßen und haben auf uns gewartet. Es war ein unglaublicher Moment, das zum ersten Mal mit dem Nationalteam zu erleben und vor so vielen Menschen zu stehen. Man repräsentiert sein Land und kommt mit der Bronzemedaille zurück. Wir sind ein kleines Land mit vier Millionen Einwohnern und stehen auf Platz drei in der Welt. Das ist etwas Wunderbares. Meine Familie ist sehr stolz auf mich. Ich habe nicht so viel gespielt, aber ich war dabei – als einer von 26 Spielern meines Landes. Danach hatte ich ein paar Tage frei und bin nach Hause nach Imotski gefahren, wo 2.000 Leute nur auf mich gewartet haben. Ich war schon nervös und habe gezittert. Es waren viele dabei, mit denen ich aufgewachsen bin – und auf einmal feiern sie mich. Ich habe ganz schön geschwitzt. Die Bronzemedaille habe ich bei meiner Familie gelassen, weil sie mich mein ganzes Leben unterstützt hat – an guten wie an schlechten Tagen. Sie hat diese Medaille verdient.“ -- Kristijan Jakic --

„Für jeden Fußballer ist es ein Traum, bei einer WM zu spielen. Deswegen war es einer der stolzesten Momente in meiner Karriere, zumal ich alle vier Spiele von Beginn an ran durfte. Man merkt schon, dass dieses Turnier nochmal eine größere Bedeutung hat als andere. Die Bühne ist viel größer, die ganze Welt konzentriert sich auf ein Turnier. Es hat sehr viel Spaß gemacht und war bis zum Achtelfinale eine sehr schöne Reise. Ich hätte auch Linksverteidiger oder Torhüter gespielt (lacht).“ -- Djibril Sow –  

„Einerseits denke ich, dass es ein riesiger Erfolg für Japan gewesen ist, gegen so starke Gegner wie Spanien und Deutschland zu gewinnen. Dennoch haben wir nicht unser Ziel erreicht, unter die besten acht Nationen zu kommen. Um ehrlich zu sein, gibt es wahrscheinlich mehr Spieler, die frustriert sind, anstatt sich zu freuen. Für mich und viele andere war es die erste Teilnahme an einer WM, es war definitiv eine schöne Erfahrung.“ -- Daichi Kamada --