„Wollte schon immer Tore schießen“

Randal Kolo Muani spricht in den Eagles25 über seine Kindheit, Idole und einen Wendepunkt in seiner Karriere.

Interview: Eintracht Frankfurt

Bilder: Jan Hübner, Max Galys, imago images

Randal, du bist wie Kylian Mbappé, William Saliba (aktuell Arsenal FC) und Jonathan Ikoné (aktuell AC Florenz) in Bondy geboren. Ist dieser Vorort von Paris prädestiniert dafür, Fußballstars hervorzubringen?

Ich weiß es nicht (lacht). Es gibt viel Talent auf den Straßen Bondys beziehungsweise generell in der Region Île-de-France oder der Stadt Paris.

Was für eine Rolle spielte Fußball in deiner Kindheit?

Mit sechs Jahren habe ich angefangen, Fußball zu spielen. Seither war es mein Traum, Fußballprofi zu werden. Fußball spielen, mehr wollte ich nicht. Den ganzen Tag über. 

Hast du den ganzen Tag Fußball gespielt?

In der Schule und danach mit Freunden, zu Hause mit meinen Brüdern. Ich habe bei jeder Gelegenheit gegen den Ball getreten. Selbst wenn ich alleine daheim war. 

Gibt es etwas Konkretes, das du beim Spielen gegen deine Freunde gelernt hast, das deinen Fußballertyp bis heute ausmacht? 

Das Spielen mit meinen Freunden hat unseren Zusammenhalt gestärkt. Es hat mich selbstbewusster gemacht und mir geholfen, meine Stärken herauszufinden. 

War es schon immer der Plan, später einmal Angreifer zu sein?

Ja. Ich wollte schon immer Tore schießen. Stürmer war immer meine Position. 

Wer war dein Kindheitsidol?

Ronaldo, Zinédine Zidane und Ronaldinho. Meine absoluten Lieblingsspieler. 

Hast du auch ihre Tricks versucht zu lernen?

Ich habe viele Videos von ihnen geschaut, versucht, ihre Tricks anzuwenden und in meinen eigenen Stil zu integrieren. Ich mache das heute noch so, ich will mich immer verbessern. Mit acht Jahren hast du bereits eine Menge Tore für deine Mannschaft geschossen. 

Wie hast du es in dieser Zeit geschafft, auf dem Boden zu bleiben und das nächste Level zu erreichen?

Geholfen haben mir dabei meine Eltern. Sie haben mich vor Leuten geschützt, die mich an- werben wollten, und managen mich bis heute. Zusammen mit meinen Brüdern kümmern sie sich um viele Themen abseits des Platzes.

Ist deine Familie mit nach Deutschland gezogen?

Nein. Sie sind aber sehr oft vor Ort. Jedes Wochenende kommen sie mich besuchen.

Was waren die Schlüsselmomente deiner bisherigen Karriere?

Als ich zu US Boulogne gewechselt bin, spielte ich fünf Spiele und wurde zwei Mal mit Rot vom Platz gestellt. Ich habe danach versucht, alles um mich herum zu verändern. Im Nach- hinein denke ich, dass diese Zeit maßgeblichen Anteil am Verlauf meiner Karriere hatte. 

„Heuet bin ich ein ganz anderer Mensch“ – Randal Kolo Muani 

Was hat sich verändert? 

Um ehrlich zu sein, habe ich mich zuvor ein wenig zurückgelehnt und meine Karriere nicht wirklich ernst genommen. Ich habe nicht hart für mein Ziel gearbeitet. Heute bin ich ein ganz anderer Mensch. Der Weg, den ich ab da wählte, scheint der richtige gewesen zu sein. 

Bist du selbst darauf gekommen oder hat dir jemand geraten, etwas zu verändern? 

Mein Bruder hat mich an meine Ziele erinnert. Dadurch habe ich wieder Selbstvertrauen getankt. Ich wollte Fußballer sein. Und das auf dem höchstmöglichen Level und in der Nationalmannschaft. Ich musste einfach etwas verändern.

Wie war es, deine Heimat in Richtung FC Nantes zu verlassen? Du warst noch nicht mal volljährig zu jener Zeit.

Das war eine große Veränderung für mich. Ich stehe meiner Familie sehr nahe, wollte aber meinen Traum erfüllen. Es dauerte, aber ich habe mich nach einer gewissen Zeit an meine neue Lebenssituation gewöhnt. 

In der UEFA Champions League hast du im vergangenen Herbst gegen Olympique de Marseille getroffen. War das etwas Besonderes?

Ja, weil es mein erstes Tor in der Champions League war. Es verhalf uns zu drei wichtigen Punkten.

Hast du als Kind davon geträumt?

Natürlich. Endlich kann ich sagen, dass der Traum Realität geworden ist. Viel Zeit, über solche Momente nachzudenken, bleibt aber nicht. Der Fokus gilt immer dem nächsten Spiel. 

Wann bleibt Zeit, darüber nachzudenken?

Wenn ich meine Karriere beende (lacht). 

Die Vorlage für das Tor gab Mario Götze. Wie gut versteht ihr euch auf dem Platz?

Mario bringt enorme Qualität mit. Für mich ist es eine Ehre, mit Spielern zusammenzuspielen, die den Fußball so sehr verstehen wie er. 

Seid ihr auch neben dem Fußballplatz gut miteinander?

Auf dem Platz hilft mir Mario, stets motiviert zu bleiben. Abseits des Platzes ist er wie ein großer Bruder für mich. Er hat eine Menge im Fußball erlebt und kann mir auch in dieser Hinsicht gute Ratschläge mitgeben.

Wie sieht es mit Daichi Kamada aus?

Daichi ist in seiner Spielweise sehr ähnlich zu Mario, ihre Gedankengänge schlagen auf der gleichen Wellenlänge. Sie sehen die gleichen Räume und spielen dir die Bälle ausgezeichnet zu.

Bei der WM 2022 warst du Teil des französischen Teams. Hast du nach den ersten Monaten in Frankfurt damit gerechnet, nominiert zu werden?

Auf keinen Fall. Aber meine Leistungen scheinen den Nationaltrainer überzeugt zu haben.

Wie fühlte es sich an, das Turnier mitten im Dezember zu spielen?

Eine Weltmeisterschaft im Dezember ist sicherlich ein wenig ungewohnt. Wir waren aber direkt im Rhythmus von den Vereinsspielen, sodass ich keinen großen Unterschied spürte. 

Was war dieses Turnier für eine Erfahrung für dich?

Das Finale zu verlieren war bitter. Aber wir haben alles gegeben. Jetzt gilt es, nicht aufzugeben und uns für den nächsten Kampf vorzubereiten. Nur so sind wir als Team erfolgreich.

Wie war es, im Januar zurück in das Team der Eintracht zurückzukehren und Vereinsfußball zu spielen?

Das tat gut. Es half mir, nicht mehr über das verlorene Finale nachzudenken. Einfach wieder Fußball zu spielen und das zu tun, was ich liebe. 

Was machst du, wenn du nicht gerade Fußball spielst?

Ich schaue gerne Basketball, lese Bücher und schaue Filme oder Serien. Auch PlayStation spielen und Musik hören gehört zu meinen Hobbys.

Spielst du FIFA?

Ja. Ich denke jedoch, dass ich besser am Ball als an der Konsole bin.