Repräsentation und Empowerment

Frauen finden in Vereinen und Verbänden in immer mehr Sportarten und Positionen statt. Gegenüber der EvM-Redaktion haben einige von ihnen berichtet, was ihnen Repräsentation bedeutet, welche Veränderungen sie sich für die Zukunft wünschen und was sich in den vergangenen Jahren schon getan hat. 

Julia Boike (Schiedsrichterin in der Zweiten Frauen-Bundesliga):

„Bei allen Beteiligten eines Fußballspiels zählt die Leistung der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter und nicht das Geschlecht. Den Mannschaften ist es in der Regel egal, ob eine Frau oder ein Mann pfeift, die Leistung muss stimmen. Es gibt aber immer noch zu wenige Schiedsrichterinnen, sodass viele Vereine es nicht kennen, wenn eine Frau ein Männerspiel leitet. Erst kürzlich ist es bei einem höherklassigen Spiel vorgekommen, dass meine beiden Assistenten angesprochen wurden, wer von den beiden denn nun der Schiedsrichter sei. Von Personen, die nicht dachten, dass auch Frauen ein Fußballspiel leiten können, erhalte ich allerdings nach einem Spiel oft ein positives Feedback. In den letzten Jahren haben die Fördermaßnahmen für Schiedsrichterinnen in den Verbänden enorm zugenommen, wodurch jede die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln. Für die Zukunft wünsche ich mir eine noch positivere Sichtbarkeit von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern, die einen unersetzbaren Teil zu einem Fußballspiel beitragen und auch zu 100 Prozent zur Fußball-Familie gehören.“ 

Lorena Evyapan (Leiterin der Volleyballabteilung):

„Ich finde, es ist wichtig, ein Vorbild für jüngere Generationen zu sein. Wenn man als junges Mädchen anfängt, Sport zu treiben, sind die Strukturen innerhalb eines Vereins in der Regel männlich dominiert. Das kann schon einschüchternd sein. Ich selbst habe früher nie daran

gedacht, eine Führungsposition innerhalb des Vereins zu übernehmen, weil es an Frauen gefehlt hat, die das vorleben. Es ist prinzipiell wichtig, weibliche Sichtweisen in Vereinsstrukturen einzubringen und alle Perspektiven abzudecken, damit sich jede und jeder gesehen und repräsentiert fühlen kann. Ich glaube, der Eintracht tut es gut, wenn sich mehr Frauen zeigen.“ 

Ana Bairrao (Boxerin bei Eintracht Frankfurt):

„Für mich ist das Boxen Selbstfürsorge. Es empowert mich, steigert mein Selbstbewusstsein und gibt mir das Gefühl, alles schaffen zu können. Beim Boxen wird man sich über den eigenen Körper und die eigene Stärke bewusst und lernt, diese für sich einzusetzen. Ich wünschte, es würde mehr Frauen geben, die den Sport ausprobieren, denn Boxen ist nicht nur ein Männersport. Es steigert das Selbstvertrauen und erfordert Disziplin, Beständigkeit und Fokus.“

Marion Schäfer (Mitglied der aktiven Fanszene von Eintracht Frankfurt):

„Zu Beginn meiner Zeit als Fan musste ich mir schon öfter anhören, dass Frauen keine Ahnung von Fußball und vor allem den Regeln hätten. Ich erinnere mich daran, dass mir mal ein Mann, im gleichen Alter und Fanclub wie ich, gesagt hat, wir Frauen wären ja nur Mitläuferinnen. Klar, ärgerte mich das damals, ich habe mich dazu aber nicht geäußert. Heute würde ich solche Sätze nicht unkommentiert stehen lassen. Insgesamt finde ich aber, dass die Akzeptanz gegenüber Frauen in den letzten Jahren wesentlich größer geworden ist und Frauen im Verein die Möglichkeit haben, sich mit ihren Ideen und Worten einzubringen. Als Frau innerhalb der aktiven Fanszene von Eintracht Frankfurt, die seit 46 Jahren zum Fußball geht, habe ich nicht mehr das Gefühl, Probleme zu haben.“