Titelträgerinnen, Funktionärinnen, Vereinsikonen

Seit über 120 Jahren haben Eintracht-Sportlerinnen nicht nur national und international Erfolge gefeiert, sondern Verein und Stadt auch als Persönlichkeiten mitgeprägt. Die EvM-Redaktion hat einige bedeutende und erfolgreiche Sportlerinnen und Mannschaften der Eintracht-Geschichte rausgepickt.

Handballmeisterinnen – Von 1923 bis 1943

Nachdem der Handball Anfang des 20. Jahrhunderts anfing, sich in Deutschland zu etablieren, fanden 1921 die ersten Deutschen Meisterschaften der Deutschen Turnerschaft im Feldhandball statt. Nur zwei Jahre später ging der Titel an die Handballerinnen der Eintracht. Im Rahmen des Deutschen Turnfests, das vom 14. bis zum 18. Juli 1923 in Hamburg stattfand, besiegten die Frauen TiB Berlin (1:0), den TB Oldenburg (4:2) sowie die Berliner Turngenossenschaft im Finale (1:0). Die Handballerinnen blieben weiterhin erfolgreich und gewannen zwischen 1934 und 1943 alle Gaumeisterschaften sowie die Deutsche Meisterschaft 1943. In Magdeburg, wo das Turnier um die Deutsche Meisterschaft stattfand, schlug die Mannschaft im Finale die TiB Berlin mit 10:6.

Ilse Bechthold – Vereinsikone und Kämpferin für Frauenrecht

Wenn man von den großen Leichtathletinnen spricht, die für Eintracht Frankfurt angetreten sind, kommt man um den Namen Ilse Bechthold nicht herum. Sie, die 2021 im Alter von 93 Jahren verstarb, prägte in den 73 Jahren ihrer Mitgliedschaft den Verein nicht nur als Sportlerin. 1948 wurde Ilse Bechthold im Alter von 20 Jahren Mitglied bei Eintracht Frankfurt und gewann bis 1973 insgesamt 26 Hessische Meisterschaften im Kugelstoßen und Diskuswurf. Fünf Mal wurde sie Süddeutsche Meisterin, mehrfach kämpfte sie in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Bei der Eintracht spielte Bechthold außerdem Handball, Volleyball und Basketball. 1971 wurde sie in den Vorstand der Leichtathletikabteilung gewählt, später engagierte sie sich im Verwaltungsrat des Vereins. Unter anderem als Frauenwartin und Präsidiumsmitglied im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), Mitglied und Vorsitzende der IAAF-Frauenkommission sowie Vizepräsidentin im DLV setzte sich Ilse Bechthold auch nach ihrer aktiven Karriere für weibliche Sportlerinnen ein und kämpfte an verschiedenen Stellen für mehr Gleichberechtigung. Für ihr Engagement erhielt sie eine Vielzahl an Auszeichnungen, so unter anderem das Bundesverdienstkreuz 1988, die „Women and Sport Trophy“ des IOC 2007 und den „Olympic Order“ 2016. Im Sommer richtet die Eintracht zum zweiten Mal den Ilse Bechthold Gedächtnis Cup aus.

Emmi Haux – Deutsche Meisterin und Weltrekordwerferin

In den 1920er und 1930er Jahren stellte die Eintracht mit Emmi Haux eine Leichtathletin, die international für Aufsehen sorgte. Die gebürtige Frankfurterin startete ab 1928 für die Leichtathletikabteilung der Eintracht. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon zweimalige Deutsche Meisterin über 100 Meter, 1929 stellte Haux mit einer Weite von 57,05 Metern einen neuen Weltrekord im beidhändigen Speerwurf auf. Ein Jahr später trat sie bei den Frauen-Weltspielen in Prag im 100-Meter-Lauf an.

Tischtennisriege – der 1950er Jahre 

Nicht nur in der Leichtathletik waren die Adlerträgerinnen erfolgreich. 1948 gewannen die Tischtennisspielerinnen erstmals die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, bis 1959 folgten sechs weitere Titel. Für diese Leistung wurden Hanne Schlaf, Hilde Bußmann, Ellen Hennemann, Marianne Blumenstein, Annemie Mann und Christel Bischof sogar mit dem Silbernen Lorbeerblatt des Bundespräsidenten ausgezeichnet. Hanne Schlaf, Erna Brell und Ilse Donath sorgten für zahlreiche weitere Einzelmeistertitel.

Hockeydamen der Eintracht 

Auch im Hockey sind die Frauenmannschaften der Eintracht immer wieder erfolgreich gewesen. Die weibliche Hockeyjugend wurde zwischen 1979 und 1996 neun Mal Deutscher Meister, vier Mal auf dem Feld und fünf Mal in der Halle. 1980 waren Eintrachtlerinnen Gründungsmitglieder der Bundesliga. Auf den Europapokalsieg 1990 folgte 1991 die Deutsche Feldmeisterschaft sowie die Deutsche Hallenmeisterschaft 1997.

Susanne Wodarz – Initiatorin der Rugbyfrauen

Ende der 1990er Jahre war Susanne Wodarz die einzige Frau, die in der Rugbyabteilung der Eintracht aktiv war. Gemeinsam mit Corinna Völker etablierte sie bis 2004 die erste Frauenmannschaft der Eintracht. Gut 20 Jahre später sind die Damen das Aushängeschild der Abteilung. Wodarz, die nicht nur als Spielerin, sondern auch als Trainerin bei der Eintracht aktiv war, lief in ihrer aktiven Zeit mehrfach für die deutsche Nationalmannschaft auf. Heute engagiert sie sich als Anti-Doping-Beauftragte im Deutschen Rugbyverband.

Ariane Friedrich – Deutsche Rekordhalterin

Zu Beginn des Jahrtausends stellte die Leichtathletikabteilung nicht nur die deutsche Spitze im Hammerwurf. Ariane Friedrich, die 2003 nach Frankfurt wechselte, gewann als Hochspringerin vier Deutsche sowie vier Hallenmeisterschaften und war zudem international erfolgreich. Bei den Hallen-Europameisterschaften 2009 sprang sie über zwei Meter hoch und holte Gold, im selben Jahr folgte die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Berlin. Mit einem Sprung über 2,06 Meter erzielte Friedrich 2009 zudem den deutschen Rekord im Hochsprung, der bis heute nicht übertroffen wurde.

Betty Heidler – Ausnahmeathletin und Titelgarantin

Betty Heidler wechselte 2001 an den Main und wurde schon in ihrem ersten Jahr als Adlerträgerin Deutsche Jugendmeisterin im Hammerwurf. Bis heute gilt die gebürtige Berlinerin, die 2016 ihre Karriere beendete, als beste Hammerwerferin in der deutschen Leichtathletikgeschichte. Bei ihrer ersten Teilnahme an den Olympische Spielen 2004 wurde sie Vierte, 2007 gewann sie Gold bei den Weltmeisterschaften in Osaka. 2010 wurde Heidler Europameisterin, ein Jahr später stellte sie mit einer Weite von 79,42 Metern einen neuen Weltrekord im Hammerwurf auf. 2012 folgte die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen in London. Heidler, die insgesamt elf Deutsche Meisterschaften feierte, wurde 2011 zu Europas Leichtathletin des Monats Mai gewählt und im Jahr darauf mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Kathrin Klaas – 15 Jahre Spitzensport

Mit Kathrin Klaas war eine weitere erfolgreiche Hammerwerferin bei der Eintracht beheimatet. In den 15 Jahren ihrer Karriere trat sie drei Mal an den Olympischen Spielen, bei sieben Welt- und fünf Europameisterschaften an. 2012 wurde die gebürtige Hessin als beste Deutsche Vierte bei den Leichtathletik Europameisterschaften, bei den Olympischen Spielen in London belegte sie im selben Jahr ebenfalls den vierten Platz. Außerdem gewann Kathrin mehrere Medaillen bei den Deutschen Meisterschaften – zuletzt gab es den Meistertitel 2018, im letzten Jahr ihrer aktiven Karriere. Heute ist sie Teil des Vorbereitungsstabs der Frankfurter Polizei für die Fußball-Europameisterschaft 2024. Kathrin ist Eintrachtlerin durch und durch, schaute im Eintracht-Museum bei der Veranstaltung anlässlich des 124. Geburtstags des Vereins kürzlich vorbei (siehe Adlernetz auf Seite 84), ist bei Auswärts- und Heimspielen der Fußballer anzutreffen und außerdem inzwischen Hammerwurftrainerin bei der Eintracht.