Was macht eigentlich …

… Maurizio Gaudino?

„Du warst einer der besten Spieler auf dem Platz“, sagte Diego Maradona zu ihm. Worte, die Maurizio Gaudino enorm stolz machten, auch wenn er sich der Legende soeben geschlagen geben musste. Mit dem VfB Stuttgart spielte Gaudino 1989 in zwei Finalspielen des UEFA-Cups gegen die SSC Napoli und traf im Hinspiel im altehrwürdigen Stadio San Paolo vor 81.000 Zuschauern sogar zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung Stuttgarts. Mit einem verwandelten Strafstoß Maradonas und einem weiteren Treffer des Brasilianers Careca drehte Napoli jedoch das Spiel zum 2:1. Im Rückspiel trennten sich die Mannschaften 3:3-unentschieden, der Pokal ging an die Mannschaft vom Vesuv.

Es kam schließlich so, wie es sich Gaudinos Mutter gewünscht hatte. Sie sagte im Vorlauf des Spiels in einem italienischen Interview: „Ich möchte, dass mein Sohn ein Tor schießt, aber Napoli soll gewinnen.“ Bis heute ist ihrem Sohn Maurizio das Zitat im Gedächtnis geblieben. Nicht zuletzt zeigt es auch, in welcher Farbe das neapolitanische Herz schlägt: Azzurro. 

Als Gastarbeiter kam Gaudinos Vater 1959 von Neapel nach Deutschland, seine Mutter folgte wenige Jahre später. Gemeinsam mit fünf Brüdern wuchs Gaudino in Mannheim auf, wechselte im Alter von 14 Jahren zum SV Waldhof, ehe er als 21-Jähriger – bereits mit Bundesligaspielen für den SVW ausgestattet – den Weg zum VfB Stuttgart wagte und das wohl erfolgreichste Kapitel seiner Fußballkarriere schrieb. Nach vier Jahren unter den Top Sechs und den erwähnten UEFA-Cup-Finals 1989 hatte er 1991/92 mit acht Toren und zwölf Vorlagen erheblichen Anteil am Gewinn der Deutschen Meisterschaft unter Trainer Christoph Daum – ermöglicht auch durch die Eintracht, die den Vorsprung am letzten Spieltag nicht ins Ziel brachte. Adlerträger wurde Gaudino ein Jahr später, in seiner Zeit am Main wurde er auch Nationalspieler. Letztlich lief er fünf Mal für Deutschland auf, bei der WM 1994 blieb er ohne Einsatz.

Café, Agentur, Napoli-Tor, Maradona-Lob

Durch zwei Leihen verteilte sich Gaudinos Zeit im Frankfurter Trikot auf drei Abschnitte, in seiner letzten Eintracht-Saison 1996/97 verpasste die SGE die Rückkehr in die Bundesliga. „Ich denke bis heute immer gerne an meine Zeit bei der Eintracht zurück. Wir haben hervorragenden Fußball gespielt. Trotz allem war es mit die schönste Zeit in meiner Karriere“, sagt der heute 56-Jährige im Interview mit der EvM-Redaktion. Insgesamt lief der einstige Mittelfeldspieler 93 Mal für die Eintracht auf, schoss 20 Tore und sammelte zwölf Assists. 

Dem Profifußball ist er in verschiedenen Funktionen auch nach dem Karriereende 2006 treu geblieben. Er coachte Waldhof Mannheim, seinen ersten und letzten Profiklub, bei dem er später auch Sportdirektor war – ebenso wie in Reutlingen und Nordhausen. Heute wohnt Gaudino in München, wo er 2016 mit Tochter Giulia ein Café eröffnete und eine Sportmanagementagentur leitet. „Ich gebe meine Erfahrungen an Nachwuchsspieler weiter und begleite sie im sportlichen Bereich. So bleibe ich dem Fußball auch heute verbunden“, verdeutlicht er seine Berufung. In seine sportlichen Fußstapfen ist indes Sohn Gianluca getreten, der in der Jugend des FC Bayern ausgebildet wurde und aktuell beim FC Lausanne-Sport in der zweiten Schweizer Liga unter Vertrag steht. 

Gaudino verfolgt die Eintracht natürlich bis heute. „Mich freut es, wie sich der Verein trotz der Störfeuer, die es im Erfolg wie im Misserfolg gibt, entwickelt hat“, sagt er. „Mannschaft und Trainer können in Ruhe arbeiten. Das spricht auch für die Vereinsführung.“ Davon hat er sich zuletzt übrigens beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Napoli überzeugt. Diese Geschichte hat ihren ganz eigenen Charme.

Text: Dominic Dylka

Bilder: Eintracht-Archiv, imago images