Das
Zusammenspiel aus Scheitern und Lernen
Erstmals seit 2010 ist in der Saison 2023/24 mit der U17
wieder eine Nachwuchsmannschaft von Eintracht Frankfurt in die Endrunde um die
Deutsche Meisterschaft eingezogen. In den Halbfinalpartien gegen Bayer 04 Leverkusen
wurde einmal mehr deutlich, was die B-Junioren der Eintracht in der vergangenen
Saison ausmachte.
Zweimal stand es in den Halbfinalpartien der U17 gegen
Bayer 04 Leverkusen nach 90 Minuten 2:2-unentschieden. Nach hartem Kampf im
Hinspiel und einer mehr als souveränen Leistung im Rückspiel konnten sich die
Adlerträger trotzdem nicht mit dem Finalticket belohnen – das Aus im
Elfmeterschießen. Im ersten Moment überwog ob des verpassten Endspiels zwar die
Enttäuschung bei den B-Junioren, die Begegnungen mit den Leverkusenern
verdeutlichten allerdings auch, was die U17 der Eintracht in dieser Saison
ausgemacht hat.
Die Adlerträger starteten als Außenseiter in die Halbfinals
gegen Leverkusen, die im Laufe der Saison keines ihrer Spiele in der B-Junioren-Bundesliga
West verloren hatten. Das zeigte sich besonders in den ersten 45 Minuten des
Hinspiels, während der die Mannschaft von Sebastian Haag im
Ulrich-Haberland-Stadion kaum Zugriff auf das Spiel bekam und Glück hatte, zur
Pause nur mit 0:2 zurückzuliegen. Für die zweite Hälfte hatten sich die
Eintrachtler vorgenommen, mutiger zu spielen und „den Weg, den wir in der
gesamten Saison schon gegangen sind, weiterzuführen“, wie Haag erklärte.
„Wir
hatten immer den Glauben daran, Spiele emotionalisieren und drehen zu können“ -- Sebastian
Haag –
Dieser Weg stützt sich unter anderem auf einen fast
unerschütterlichen Glauben an die eigenen Fähigkeiten. „Die Jungs waren den
gesamten Saisonverlauf über immer wieder mit Rückständen konfrontiert und
hatten auch da schon immer den Glauben daran, Spiele emotionalisieren und
drehen zu können.“ Das bewies die U17 unter anderem gegen den VfB Stuttgart,
als sie nach 21 Minuten mit 0:3 zurücklag und 70 Minuten später trotzdem mit
einem 4:3 als Sieger vom Platz ging. Siebenmal kamen die Riederwälder im
Saisonverlauf nach Rückstand nochmal zurück und sammelten dabei 15 Punkte. Auch
gegen Leverkusen verhalf den Adlerträgern ihre Mentalität und Fähigkeit, dem
Gegner ihre Spielweise aufzudrücken, zum späten Ausgleich.
In der zweiten Halbzeit des Hinspiels zeigte sich zudem
eine weitere Besonderheit der U17, bei der oftmals schon nach der Pause
mehrfach gewechselt wird. Das Trainerteam um Sebastian Haag entscheidet in der
Regel frühzeitig darüber, wer am Spieltag von Beginn an auf dem Platz steht und
wer nicht. Wechsel werden in der Regel unabhängig vom Spielstand getätigt. „Den
Jungs tut es gut, möglichst früh zu wissen, ob und wie viel sie spielen. Wir
als Trainerteam bekommen so auch die Möglichkeit, nochmal individuell mit den
Jungs, die von der Bank kommen, zu sprechen“, erklärt der U17-Trainer, der auch
gegen Leverkusen nach der Pause vier Neue in die Partie brachte: „Letztlich
haben sich alle diese Spiele verdient, deshalb wollten wir den Jungs auch
möglichst viele Minuten auf dem Platz geben.“
Dieser Weg wurde bereits im Laufe der Spielzeit immer
wieder durch Erfolge untermauert: Die im Spielverlauf eingewechselten Spieler
zeigten sich stets von der ersten Sekunde an wach und nahmen wichtigen Einfluss
auf das Spiel. Insgesamt 30 Torbeteiligungen entfielen im Verlauf der Saison
auf Akteure, die nicht von Beginn an auf dem Platz standen.
Doch zurück zu den Halbfinalpartien: Die Anfangsphase des
Rückspiels vor heimischem Publikum am Sonntagmorgen verdeutlichte eine weitere
Eigenschaft der Frankfurter B-Junioren – den Mut zu Fehlern und die
Bereitschaft, aus solchen zu lernen. So war es in der zweiten Minute des
Rückspiels ein Fehler von Schlussmann Nils Ramming, der die Führung der
Leverkusener einleitete. Den 16-Jährigen hielt es jedoch keinesfalls davon ab,
das Spiel auch die folgenden 88 Spielminuten mutig von hinten aus aufzubauen.
„Da gilt unser Dank auch unserem Trainer, der uns erlaubt, Fehler zu machen“,
äußerte Christian Prenaj nach dem Spiel und machte damit eine der grundlegenden
Philosophien in der Ausbildung des Nachwuchsleistungszentrums deutlich. Auch
Sebastian Haag brachte diesen grundlegenden Gedanken auf den Punkt: „Wenn man
Verantwortung übernimmt, kann man scheitern – und dann kann man daraus lernen.“
Das weiterhin mutige Auftreten der Eintrachtler wurde
belohnt: Kurz vor der Pause erzielte Eisele den Ausgleich für Frankfurt,
unmittelbar nach Wiederanpfiff brachte Hoti die Hessen in Führung. Auch in der
Folge blieben die Adlerträger offensiv und drückten auf das dritte Tor, obwohl
sich dadurch Räume für die Leverkusener öffneten. Denn auch das gehörte in
dieser Saison zum Weg der U17, die ihre Art und Weise zu spielen, unabhängig
von Gegner oder Spielstand, stets bis zum Schlusspfiff beibehielt.
Immer wieder konnten sich die B-Junioren für ihren
offensivorientierten Ballbesitzfußball mit hohen Siegen belohnen: 82 Tore
erzielte die Eintracht in 26 Spielen, die Hälfte davon jenseits der 45.
Spielminute. Lediglich der VfB Stuttgart war in dieser Saison häufiger vor dem
gegnerischen Tor erfolgreich. Gegen Leverkusen führte der Offensivdrang der
Frankfurter diesmal nicht zum erlösenden 3:1, stattdessen konnten die Gäste die
sich auftuenden Räume für den Ausgleichstreffer nutzen. „Mit dem Tor zum 3:1
hätten wir das Spiel wahrscheinlich entschieden. In dem Fall hat Leverkusen die
Chance, die wir ihnen gegeben haben, genutzt. Letztlich haben wir in dieser
Saison im Schnitt zwei Tore pro Spiel bekommen, aber in der Regel selbst auch
drei bis vier Tore erzielt. Dass uns das nicht gelungen ist, war gegen
Leverkusen der Knackpunkt.“