Voller Einsatz an der Seitenlinie

Iustin Tarta trainiert die JBBL-Mannschaft von Eintracht Frankfurt/ FRAPORT SKYLINERS sowie die U18-Basketballer und kann auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken. Die EvM-Redaktion hat den hauptberuflichen Lehrer nach seiner Premierensaison als JBBL-Trainer zum Interview getroffen.

In der JBBL bist du mit deiner Mannschaft bis ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft gekommen und warst in deiner ersten JBBL-Cheftrainersaison sogar als Trainer des Jahres nominiert. Die U18 hast du über die Südwestdeutsche Meisterschaft bis ins Finale um den DBB-Pokal geführt. Wie bewertest du die vergangene Saison aus sportlicher Sicht?

Aus sportlicher Sicht sind wir mit beiden Mannschaften weit gekommen, das hätten nur wenige von uns erwartet. Es war ein großer Erfolg, sowohl in der JBBL bis kurz vor das Final-Four zu kommen als auch mit der U18 unvorhersehbar ins Finale einzuziehen. Wir hatten vor allem bei der U18 vor der Saison keine Erwartungen, umso schöner ist es, es bis ins Finale geschafft zu haben. Die Jungs werden nach ein paar Wochen zur Verarbeitung auch realisieren, wie erfolgreich die Saison war.

Mit 36 Jahren bist du noch ein recht junger Trainer. Wie hat dich die vergangene Spielzeit in deiner persönlichen Entwicklung als Trainer weitergebracht?

Ich wurde ins kalte Wasser geschmissen. Ich war vorher bereits in der U18 Head Coach und hatte im letzten Jahr eine Stelle als Assistenztrainer in der JBBL, wo wir auch bis ins FinalFour gekommen sind. Das hat mir in meiner Entwicklung sehr geholfen. Dieses Jahr war es von der Intensität und vom Inhalt her dann noch einmal etwas ganz anderes. Schneller und besser hätte ich nicht lernen können, was es heißt, eine Mannschaft zu führen und die Jungs tagtäglich zu begleiten. Es war eine intensive Erfahrung und ich habe in dem Jahr extrem viel gelernt.

Warst du früher selbst als Spieler aktiv?

Seitdem ich elf Jahre alt war, hat mich Basketball in meinem Leben immer begleitet. Ich habe bei der FTG Frankfurt angefangen, Basketball zu spielen, und bin in der U16 zur Eintracht gewechselt, wo ich bis zur U18 gespielt habe. Da hatte sich schon abgezeichnet, dass ich Richtung Ausbildung und Schule weitermache. Im Herrenbereich habe ich in der Regionalliga aber trotzdem weiter Basketball gespielt und auch zwischenzeitlich ein Stipendium in Rumänien bekommen, wo ich erste und zweite Bundesliga gespielt habe. 2016 bin ich dann nach Frankfurt zurückgekehrt und langsam in die Trainerrolle hineingewachsen. Ab 2019 habe ich angefangen zu coachen und bin in das Programm Eintracht Frankfurt/FRAPORT SKYLINERS eingestiegen. Diese lange Erfahrung im Basketball hat mir auch für die Head-Coach-Position sehr geholfen. Es kommt aber natürlich viel mehr dazu als nur die Spielererfahrung.

Wie unterscheidet sich denn die Rolle als Trainer von der als Spieler?

Du bist als Trainer jeden Tag in einer Vorbildfunktion und jeden Tag erwarten die Spieler von dir Input – sowohl privat als auch sportlich. Man ist den Spielern gegenüber ständig in einer Bringschuld, erwartet aber auch gleichzeitig von ihnen, dass sie irgendwann Leistung bringen. Das unterscheidet sich mental extrem vom Spielerdasein. Man muss ganz andere Dinge im Kopf behalten. Das geht von Ansprachen über spielerische Inhalte bis hin zur Nachbereitung der Spiele. Als Coach muss man einen viel größeren Inhalt bedenken, als man es als Spieler muss.

Trainer zu sein ist also mit einer großen Anstrengung verbunden, du trainierst sogar zwei Mannschaften. Wie hast du es geschafft, diese Aufgabe zu meistern?

Ich hatte viel Glück mit meinem JBBL-Co-Trainer Bastian Warnke. Die Zusammenarbeit mit ihm und auch mit meinem Tandemcoach Miran Cumurija hat mir sehr geholfen. Auch die Kooperation mit dem Team von FRAPORT/ SKYLINERS hat mich unterstützt, die sehr viel mit uns kommunizieren und uns inhaltlich und organisatorisch super zur Seite stehen. Es war für uns Coaches aber natürlich keine einfache Aufgabe, weil wir mehrere Mannschaften bedenken mussten. Es gilt, für die U18 und JBBL die richtige Konstellation für das Wochenende zu finden und die Spieler glücklich zu machen. Im Vordergrund steht bei der Eintracht natürlich immer die Mannschaft, aber wir wollen die Jungs auch so weiterentwickeln, wie es für sie am besten ist. Das war die schwierigste Aufgabe.

Welche Besonderheiten hat das Training mit Jugendlichen?

Die Erwartungshaltung vor allem in der JBBL ist immer, dass sich die Jungs spielerisch und privat professionell verhalten. Der Hauptunterschied zum Training mit Erwachsenen ist aber, dass viele Sachen von den Spielern in dem jungen Alter nicht verlangt werden können. Die Jungs müssen auch mal einen Fehler machen dürfen, ohne dafür bestraft zu werden. Diese Fehlertoleranz ist bei den Herren viel niedriger als in der JBBL. In der Pubertätsphase haben wir darüber hinaus natürlich auch mit vielen privaten und schulischen Problemen zu tun. Das darf man nicht vernachlässigen.

Welche Rolle spielt denn beim Trainieren diese zwischenmenschliche Beziehung zu den Spielern?

Man muss in der Jugend für die Spieler da sein und viele Gespräche führen. Trotzdem darf man aber auch nicht in eine reine Freundesrolle verfallen, sondern muss den Respekt zwischen Coach und Spieler aufrechterhalten. Das ist eine der schwierigsten Punkte als Trainer im Jugendbereich. Da helfen mir aber auch meine Erfahrungen aus meinem Job als Lehrer. Nichtsdestotrotz bin ich auch froh, einen Co-Trainer an meiner Seite zu haben, der kein Lehrer ist und somit noch einmal eine andere Sicht auf manche Dinge hat.

Im Jugendbereich geht es ja auch immer darum, die jungen Spieler individuell zu fördern. Wie gewährleistet ihr im Trainerteam die Entwicklung der einzelnen Spieler?

Die Spieler werden in unserem Programm alle mit Individual- und Krafttraining gefördert. Das fängt im Alter von 14, 15 Jahren an, wenn die Entscheidung gefallen ist, in welche Position sie hereinwachsen werden. Vorher will man einen allgemeinen Spieler entwickeln, der alle Positionen ein bisschen lernt. Sie sollen zunächst das Potenzial haben, sich in alle Richtungen zu entwickeln. Wir haben Spieler aus der 2. Bundesliga und auch von der Eintracht im Trainingsprogramm, die dann im fortgeschrittenen Alter mit den Jungs einzeln arbeiten. Zudem haben wir Athletiktrainer und separate Trainer für die Flügel- und Aufbauspieler.

 

„Das wichtigste Motto lautet: Play smart, play hard!“ – Iustin Tarta –

 

Was ist das Wichtigste, das du den jungen Spielern vermitteln möchtest?

Ich möchte den Jungs vor allem vermitteln, dass harte Arbeit meist das Talent schlägt, dass man als Mannschaft sehr viel erreichen kann und sich so auch individuell entwickelt. Das wichtigste Motto lautet: „Play smart, play hard!“

Unsere Mannschaften spielen in einer Spielgemeinschaft mit den FRAPORT SKYLINERS. Wie kam diese Verbindung zustande und welche Vorteile bietet das?

Das ist schon ein paar Jahre her und wurde auch vorher schon lange in Betracht gezogen. Man kann den Spielern so die Gelegenheit bieten, in mehreren Bereichen zu spielen, und gibt ihnen so die Chance, von einer kleinen Mannschaft in eine größere zu kommen, um sich zu entwickeln. Wenn zwei Partner in einer Kooperation zusammenarbeiten, findet man meiner Erfahrung nach außerdem viel mehr Talente, weil man mehr Augen hat. Da profitieren wir hier im Frankfurter Raum natürlich auch von einem großen Ballungsgebiet.