Kontinuität
und Wachstum
Am 5. Februar hat Mathias Beck das Amt als Präsident von
Eintracht Frankfurt übernommen. Nach seiner Arbeit im Verwaltungsrat und als
Vizepräsident bekleidet er nun die höchste Position im Verein. Die EvM-Redaktion
hat den Präsidenten nach den ersten 100 Tagen zum Interview getroffen.
Gude Mathias, die ersten 100 Tage im Amt
als Präsident von Eintracht Frankfurt hast du hinter dir. Wie ist es dir
ergangen?
Es war eine super intensive Zeit und es kommt mir nicht
vor, als wären es schon 100 Tage. Es war mein Traum, irgendwann bei der
Eintracht tätig zu sein, und jetzt lebe ich diesen Traum. Dass dieser Traum mit
viel Arbeit und Verantwortung zusammenhängt, war mir bewusst, aber mit dieser
Verantwortung kann ich sehr gut umgehen und nun auch neue Themen angehen und
bestimmen.neue Themen angehen und bestimmen. Ich wurde am Riederwald super
empfangen und habe gleich gemerkt, dass wir ein klasse Team sind, was mir die
Anfangsphase natürlich erleichtert hat.
Das hört sich alles sehr positiv an, aber
gibt es vielleicht auch ein, zwei Punkte, die dich gestresst haben oder wo du
Veränderungspotenzial gesehen hast?
Stress gehört zu diesem Amt sicherlich dazu. Ich habe super
viele Termine in der Woche und am Wochenende geht es dann zu den Sportarten,
Fan-Club-Treffen oder öffentlichen Auftritten. Es ist viel, aber es erfüllt
mich mit Stolz und deswegen sehe ich es nicht als Belastung, sondern als Ehre
an. Die Gespräche mit den Leuten im Verein helfen ungemein, zu verstehen, wo
wir etwas verändern müssen. Wir müssen das Ehrenamt weiter stärken, denn ohne
diese Menschen würde es nicht funktionieren. Zudem müssen wir es schaffen, dass
wir in der Region noch stärker als Verein für alle gesehen werden. Oft kommen
Menschen zu mir und sagen, dass sie nicht zur Eintracht kommen, um Sport zu
treiben, da es ja ein Profi-Verein sei. Das stimmt auch auf der einen Seite,
wir haben Spitzenathletinnen und -athleten in unseren Reihen, sogar welche, die
zu Olympia fahren, aber wir haben eben auch ein riesiges Breitensportangebot,
was für alle da ist.
Und was sagt die Familie zu deinem neuen
Job?
Ich kann diesen Job nur dank meiner Familie ausüben. Ich
komme öfters mal später nach Hause und die Gassirunde mit unserem Hund Spike
muss auch mal ein anderer übernehmen, aber wir unterstützen uns alle
gegenseitig. Meine zwei Töchter kommen am Wochenende auch gerne mit zu den
unterschiedlichsten Sportarten, die haben da super viel Spaß dran, was mich
natürlich glücklich macht, und meine Frau freut sich darüber, dass ich mal
andere Geschichten mitbringe, anstatt wie früher immer über unser
Immobiliengeschäft zu sprechen (lacht).
Du hast dich selbständig gemacht und ein
Unternehmen aufgezogen. Hast dich, was das angeht, aber komplett zurückgezogen.
Fehlt dir der alte Job manchmal?
Mit dem Amtsantritt war für mich klar, meine ganze Energie
stecke ich den Verein. Eintracht Frankfurt ist sieben Tage die Woche und da
bleibt keine Zeit im Unternehmen weiter zu agieren. Ich konnte aber ruhigen
Gewissens die Aufgaben abgeben und stehe auch noch regelmäßig im Kontakt mit
meinen Nachfolgern. Mit Immobilien habe ich auch bei der Eintracht einiges zu
tun.
Du sprichst damit bestimmt die
Sportstätten an?
Zum einen die Sportstätten, die hier in Frankfurt ein schwieriges
Thema sind und weswegen ich auch mit Oberbürgermeister Mike Josef und dem
Sportamt in einem regen Austausch stehe, aber zum anderen auch den Riederwald,
wo unsere Geschäftsstelle beheimatet ist. Die Sportstätten sind aber natürlich
ein wichtiges Thema in Bezug auf Wachstum und unser Ziel, jedem, der bei
Eintracht Frankfurt Sport ausüben möchte, gerecht zu werden. Ich bringe durch
meine Vergangenheit im Immobiliengeschäft einiges an Know-how mit und wir
müssen schauen, wie wir Neubaugebiete mit Quartiersentwicklung so hinkriegen,
dass wir Sportplätze mitgestalten dürfen. Die entscheidende Frage ist hierbei:
Wie können wir mit Bauträgern ins Gespräch kommen, wenn in Neubaugebieten
Sportstätten geplant sind? Wie können wir direkt mitinvestieren? Denn wo wir
als Verein mitinvestiert sind, kündigt uns auch keiner den Vertrag.
Mit Wachstum zielst du auf neue Sportarten
und die Mitgliedermarke von 200.000 ab. Können wir uns in Zukunft über neue
Sportarten freuen?
Ich spreche gerne erst über Themen, wenn sie auch wirklich
feststehen. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass die ein oder andere
Sportart hinzukommen wird. Wir sind der größte Mehrspartensportverein mit einer
professionellen Fußballmannschaft der Welt. Darauf möchten wir uns nicht
ausruhen und trotzdem weiterwachsen. Dabei wollen wir aber nicht planlos
vorgehen und einfach neue Sportarten aus dem Boden stampfen. Da gehört mehr
dazu. Zuerst muss die Infrastruktur passen, ohne geeignete Sportfläche können
wir auch keinen Sport anbieten. Zudem müssen die internen Prozesse stimmen, die
ein Onboarding einer neuen Sportart mit sich bringen.
Und die Marke von 200.000 knacken wir?
In der Kontinuität werden wir das schaffen. Bestimmt nicht
morgen oder übermorgen, aber langfristig. Wir haben noch unglaublich viele
Potenziale und Möglichkeiten, die wir ausschöpfen möchten. Zum Beispiel möchten
wir den Sport ausbauen, zum anderen den Mitgliedern noch mehr Attraktivität
bieten. Was das genau heißt? Die Kapazität im Stadion für den Besuch bei den
Profis ist nur begrenzt. Wir brauchen andere Anreize, wie beispielsweise
exklusiven Zugang zu vergünstigten Konditionen oder eigene Sportanlagen nur für
Mitglieder. Mein großes Ziel ist es zudem, ein Schwimmbad zu bauen, um Kindern
das Schwimmen beizubringen. Wir haben über 27.000 Junior Adler, also Mitglieder
unter 12 Jahren. Es wäre doch toll, wenn sie alle bei uns schwimmen lernen
könnten, oder?