„Harte Duelle im Garten“ - Oscar Højlund

Oscar Højlund ist erst 19 Jahre alt, kann aber schon auf über 30 U-Länderspiele und Einsätze in der Champions League zurückblicken. Bislang ist der „sehr talentierte Spieler mit großen fußballerischen Fähigkeiten“ (Sportdirektor Timmo Hardung) nur in seiner Heimat Dänemark dem runden Leder nachgejagt, im vergangenen Sommer wechselte der energische und dynamische Mittelfeldspieler erstmals ins Ausland – zu Eintracht Frankfurt. Die „Eintracht vom Main“ hat mit Højlund von A bis Z gesprochen, auch über seine aktuell verletzungsbedingte Zwangspause.

Interview: Michael Wiener

Fotos: Bianca Jockel, Max Galys, imago images

A-Nationalmannschaft

Es ist eine große Ehre, das Land zu vertreten. Vor allem, wenn ich dort mit meinem Bruder zusammen spielen könnte. Ich durfte schon die U19 als Kapitän aufs Feld führen und mag es, Verantwortung zu übernehmen. Das macht mich als Spieler besser und ist immer etwas Besonderes. Überhaupt würde es mich freuen, wieder mit meinen Brüdern auf dem Feld zu stehen. Aber im Verein zählt jetzt erstmal Eintracht Frankfurt und dass ich wieder fit werde. Alles andere kommt danach.

Brüder

Ich habe zwei Brüder, meinen Zwilling Emil und Rasmus, der zwei Jahre älter ist. Wir sind alle Profifußballer. Wir haben eine sehr enge Bindung und haben natürlich schon viel Zeit miteinander verbracht. Wir versuchen, so viel wie möglich zu machen, aber natürlich ist es schwierig. Früher haben wir im Garten einige harte Duelle ausgetragen, teilweise auch mit unserem Vater zusammen. Dadurch sind wir robust geworden.

Champions League

Die Champions League ist das Beste, was man im Klubfußball erleben kann. Es war fantastisch, mit dem FC Kopenhagen dort zu spielen. Das sind Erinnerungen, die ich nie vergessen werde. Es ist unglaublich. Da lohnt sich die harte Arbeit, die man viele Jahre in seine Karriere gesteckt hat. Denn das ist das, wofür wir alle Fußball spielen. Wenn du die Hymne hörst, kriegst du schon Gänsehaut.

Dänemark

Meine Heimat. Das Land ist wunderbar. Ich mag die Menschen dort, sie haben viele gute Eigenschaften. Hervorheben möchte ich, dass sie unglaublich nett sind. Ich mag einfach alles an Dänemark, um ehrlich zu sein.

Eltern

Meine Eltern bedeuten mir alles. Sie haben mich erzogen und kümmern sich seit meiner Geburt um mich, also bin ich dankbar für alles, was sie getan haben. Sie haben mich und meine Brüder sehr gepusht und uns immer unterstützt. Ohne sie würde ich nicht hier sitzen und ein Interview mit Eintracht Frankfurt führen.

Familie

Sie bedeutet mir sehr viel. Ich habe ihr viel zu verdanken. Ohne meine Familie bin ich nichts. Ich bin meiner Familie sehr nahe. Ich brauche sie sehr, wie sie auch mich brauchen. Ich bin wirklich glücklich, sie zu haben. Mein Zwillingsbruder war in der Länderspielpause auch verletzt, so dass er mich mit meinen Eltern besucht hat. Sooft es geht, sehen wir uns. Während der Saison ist natürlich wenig Zeit, aber spätestens an Weihnachten sind wir alle wieder zusammen.

Goldenes Tor
Das entscheidende 1:0 gegen Schweden mit der U17 Dänemarks, Oscars erster Länderspieltreffer

Es ist sehr lustig, dass es hier angesprochen wird. Denn dieses Tor hat meiner Karriere einen großen Push gegeben. Ich hatte damals eine schwierige Zeit, denn ich bin nicht so schnell gewachsen wie die gleichaltrigen Jungs. Dieses Tor hat mir viel Kraft gegeben. Das Zuspiel kam von einem meiner besten Freunde, das vergisst man nicht.

Hørsholm-Usserød

Das ist mein Heimatverein, meine Heimatstadt. Sie liegt nördlich von Kopenhagen, das Meer ist nicht weit. Ich habe viele Freunde dort, mit denen ich immer noch in Kontakt stehe, und ein paar wirklich gute Erinnerungen. Ohne diesen Verein würde ich nicht hier sitzen. Von dort habe ich meine Freude am Fußball. Dieser Verein bedeutet mir sehr viel. Ich war vier Jahre alt, als ich dort angefangen habe, und habe dort fast zehn Jahre gespielt, bis ich zum FC Kopenhagen gegangen bin. Von da aus bin ich im vergangenen Sommer nach Frankfurt gekommen.

Instagram

Um ehrlich zu sein, versuche ich es nicht so oft zu benutzen. Ich mag es mehr, Dinge zu sehen und nicht zu posten. Aber es ist Teil des Fußballs, der Medien, also muss ich davon natürlich Gebrauch machen. Es hat für mich aber nicht die allergrößte Priorität.

Jesper Lindstrøm und Frederik Rönnow

Zwei gute Jungs, die es auch schon in die dänische Nationalmannschaft geschafft haben. Wir sprechen über sie, weil ich der dritte Däne bei der Eintracht bin – nach Frederik und Jesper, Rasmus [Kristensten; Anm. d. Red.] kam kurz nach mir. Ich habe davon gehört, dass noch nicht viele Dänen bei der Eintracht waren. Ich kenne die beiden Jungs nicht gut, aber vielleicht kommt das noch.

Kopenhagen

Eine wunderschöne Stadt. Es gibt eine Menge Dinge, die man hier tun kann. Es gibt viele historische Gebäude, schöne Locations wie den Hafen und viele nette Menschen, das habe ich schon erwähnt (lacht). Ich vermisse meine Heimat sehr.

Lego und Legoland Billund

Das ist typisch dänisch. Meine Brüder und ich haben sehr viel gebaut. Alles, was Lego hergegeben hat. In Billund war ich auch schon mal.

Meisterschaft

Wir haben mit der U19 den Titel gewonnen. Wie ich schon zur Champions League gesagt habe: das sind die Momente, für die man Fußball spielt. Es war eine tolle Saison, in der wir uns mit der Meisterschaft belohnt haben.

Neestrup, Jacob

Ein wirklich guter Trainer. Jacob ist ein großer Teil meiner Karriere, weil er mich in den Männerfußball gebracht hat und mir auch in der Champions League auf allerhöchstem Niveau Einsatzzeit gegeben hat. Kevin De Bruyne und Erling Haaland waren meine härtesten Gegenspieler, als wir im Achtelfinale gegen Manchester City gespielt haben. Jacob hat sich um mich gekümmert, wir haben daher eine enge Bindung zueinander. Natürlich haben wir in den eineinhalb Jahren Höhen und Tiefen erlebt, aber das ist Teil des Sports. Ich mag ihn sehr.

Offensive oder Defensive

Ich mag beides. Daher fühle ich mich im Mittelfeld sehr wohl. Du kannst harte Zweikämpfe führen, aber auch Tore schießen. Ich hoffe, dass ich beides noch bei Eintracht Frankfurt zeigen kann. Ich bin ein Typ, der keine Angst hat, den Ball zu haben. Ich helfe dem Team gerne, kommuniziere mit den Mitspielern und laufe viel. Ich bin einfach ein Teamplayer

Position und Rückennummer

Ich mag die Box-to-Box-Position und spiele gerne als Achter. Jetzt trage ich die Nummer sechs, die auch zu mir passt. Damit bin ich zufrieden.

Quiz-Shows und weitere TV-Vorlieben

„Wer wird Millionär?“ schaue ich gerne. Ansonsten Serien und Filme auf Netflix. Im Moment ist Gladiator meine Lieblingsserie. Bei der Eintracht durfte ich schon an einigen coolen TV-Formaten teilnehmen, zum Beispiel in den USA beim Snack Ranking.

Rasmus Kristensen

Mein dänischer Teamkollege. Ein wirklich netter Kerl! Ich schätze es sehr, dass er hier ist. Er hilft mir sehr und als er in meinem Alter war, hat er die gleiche Erfahrung gemacht wie ich. Da ist er erstmals ins Ausland gegangen, nach Amsterdam. Er ist fast wie ein großer Bruder für mich. Ich kann eine Menge von ihm lernen und er versucht, mir ein bisschen Deutsch beizubringen. [Nachfrage: Wie gut ist dein Deutsch?; Oscar antwortet auf deutsch:] Ich bin sehr gut in Deutsch (lacht).

Smørrebrød

Eine dänische Spezialität. Ich mag Smørrebrød, meine Familie auch. Am liebsten mit Lachs drauf.

Tore schiessen

Das ist der Grund, warum wir Fußball spielen. Es ist ein schönes Gefühl, wenn der Ball ins Netz geht. Ich versuche, noch ein paar Tore zu schießen, und freue mich drauf, auch für die Eintracht zu treffen.

Urlaubsziel

Mein Favorit: ein Strandausflug mit meiner Freundin in Spanien.

Verletzungen

Ich hatte eine größere Verletzung, als ich 15 Jahre alt war. Ein Mittelfußbruch ist neu für mich. Natürlich ist es schade, nicht dabei zu sein, wenn man die Jungs auf dem Fahrrad sieht, wenn sie zum Trainingsplatz fahren. Natürlich will man dabei sein. Ich versuche, so positiv wie möglich zu sein, arbeite hart im Fitnessstudio und freue mich, wenn ich Fortschritte mache.

Winther

Ich heiße Oscar Winther Højlund. Es ist der Nachname meiner Mutter, aber ich benutze ihn auch als meinen Zweitnamen.

X-Box oder PlayStation?

PlayStation, ganz sicher. Ich spiele Call of Duty und EA FC

Youth League

Das ist die Champions League für die U19. Es war eine tolle Erfahrung, mit 17 Jahren dort spielen zu dürfen. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, wir haben Spiele gewonnen und verloren. Leider sind wir in der Gruppenphase ausgeschieden. Am letzten Spieltag hatten wir die Chance, weiterzukommen, haben es aber vermasselt. Wir haben gegen Dortmund gespielt, mit Nnamdi [Collins; Anm. d. Red.]. Dazu gegen Sevilla und Manchester City. Ich habe viel gelernt.

Zwölfter Mann

Unglaublich wichtig. Das kann dem Team sehr helfen. Jeder braucht einen guten zwölften Mann, braucht leidenschaftliche Fans. Leider habe ich noch nicht im Deutsche Bank Park spielen dürfen. Aber natürlich habe ich mitbekommen, was hier schon los war. Auch international, insbesondere in der Saison mit dem Titelgewinn. Diese Fanmassen in Barcelona, beeindruckend.