Der
erste Belgier
Defensiv flexibel, international erfahren, ein
Verteidiger mit Stürmerblut und Führungsqualitäten. Frankfurts neue Nummer drei
im Portrait.
Text: Dominic Dylka
Bilder: Max Galys, Bianca Jockel
Im Sommer besuchte er sein neues Zuhause – wohl
noch ohne zu ahnen, dass er bald regelmäßig den Rasen im Deutsche Bank Park
betreten würde. Schließlich war Arthur Theate bei der EURO 2024 in Deutschland
Teil des belgischen Nationalkaders, der zum Gruppenauftakt in Frankfurt auf die
Slowakei traf. Nach sieben Minuten lief Belgien einem 0:1-Rückstand hinterher,
der bis zum Ende Bestand haben sollte.
Ab EM-Spiel Nummer zwei gegen Rumänien war der
1,85-Meter-Mann jedoch gesetzt. Er absolvierte auch die Folgepartien gegen die
Ukraine und Frankreich von Beginn an – wohlgemerkt als Linksverteidiger. Das
spricht für seine Flexibilität, denn eigentlich ist Frankfurts neue Nummer drei
ein gelernter Innenverteidiger.
Geboren in Lüttich, begann der junge Arthur das
Fußballspielen im Alter von fünf Jahren bei Royale Alliance Melen-Micheroux,
einem kleinen Verein in der Lütticher Gemeinde Soumagne, ehe ihn sein Weg über
die Jugend von KAS Eupen zum KRC Genk und Standard de Liège führte.
Interessant: Zu Beginn seiner fußballerischen Karriere spielte Theate im Sturm
und erzielte dabei einige Tore. „Dann wurde ich aber nach hinten gestellt.
Damit musste ich klarkommen“, schmunzelt der Belgier in seinem ersten Interview
nach seiner Ankunft im Herzen von Europa mit EintrachtTV.
2020 wechselte Theate aus der U21 von Standard
de Liège zum belgischen Erstligisten KV Oostende. Hier avancierte der Linksfuß
umgehend zum Stammspieler und Leistungsträger. Sein Profidebüt gab er am ersten
Spieltag der Saison 2020/21 gegen Beerschoot VA über die kompletten 90 Minuten.
Insgesamt 37 Pflichtspiele absolvierte er in seiner ersten Spielzeit als Profi
für den KVO, steuerte dazu fünf Tore bei – für einen Innenverteidiger
vergleichsweise nicht wenig.
Übrigens: In die Hafenstadt Oostende holte ihn
ein gewisser Alexander Blessin, der in der besagten Zeit in Belgien erstmals
als Cheftrainer einer Männermannschaft anheuerte. Blessin begegnete der
Eintracht in der abgelaufenen Saison als Chefcoach von Royale Union
Saint-Gilloise in der UEFA Europa Conference League. In der kommenden Runde wird
er als Trainer des FC St. Pauli in der Bundesliga konkurrieren und dabei wohl
auch auf seinen ehemaligen Schützling Theate treffen.
Doch zurück zum Eintracht-Neuzugang, der in der
Saison 2021/22 noch drei Spiele für Oostende bestritt, ehe der große Sprung ins
Ausland anstand. Theate zog es leihweise zum Bologna FC in die italienische
Serie A. Ein Stammplatz war ihm auch hier schnell sicher. In 31 Pflichtspielen
verbuchte Theate am Ende der Saison zwei Treffer. Zudem reifte er in Bologna
zum Nationalspieler. Seit der U15 hat er alle Nachwuchsteams der Roten Teufel
durchlaufen.
Erstmals nominierte ihn Roberto Martínez, der
damalige Nationalcoach Belgiens, für die Finalrunde der UEFA Nations League im
Oktober 2021. Sein Debüt feierte Theate gut einen Monat später im
WM-Qualifikationsspiel gegen Wales, worauf bis heute 17 weitere Einsätze
folgten. Darunter einer Ende März 2023 in Köln gegen Deutschland mit Mario
Götze und Kevin Trapp im Aufgebot.
2022 dann der nächste Schritt: Bologna
verpflichtete das damals erst 22-jährige Juwel fest, verkaufte es aber nahezu
umgehend weiter in die Ligue 1. Stade de Rennais FC wurde auf den aufspielenden
Defensivakteur aufmerksam und plante ihn fest in der Abwehrzentrale ein.
Wettbewerbsübergreifend 82 Einsätze, in denen Theate acht Tore und ein Assist
beisteuerte, stehen beim Belgier aus den vergangenen beiden Spielzeiten zu
Buche. Darunter finden sich acht Einsätze in der UEFA Europa League, in der
Theate 2024/25 auch mit Frankfurt an den Start gehen wird.
„Ein sehr flexibler, richtig guter
Verteidiger“ -- Sportvorstand Markus Krösche --
„Arthur hat sehr viel Erfahrung schon in seinen
jungen Jahren“, gibt Sportvorstand Markus Krösche eine Einschätzung über den
Neuzugang ab. „Er ist ein sehr flexibler, richtig guter Verteidiger, der als
Innenverteidiger, Linksverteidiger oder in der Dreierkette als Halbverteidiger
spielen kann. Wichtig ist auch, dass er ein Führungsspieler ist. Er hat schon
viel Erfahrung bei unterschiedlichen Klubs gesammelt und hilft uns dabei, die
jungen Spieler mitzuführen.“
Auf die Frage, auf welcher Position der Belgier
sich selbst am ehesten sieht, antwortet er humorvoll, ehe er klar macht, was er
mit dem Adler auf der Brust erreichen möchte: „Wenn ich gebraucht werde, kann
ich auch im Tor stehen. Letztlich bin ich hier, um 100 Prozent meines
Potenzials und meiner Mentalität auszuschöpfen. Ich bin hier, um Titel zu
gewinnen. Ich hatte schon vorher viel Gutes über die Eintracht, das Stadion und
die Fans gehört. Ich bin superglücklich, hier zu sein, und kann es kaum
erwarten, loszulegen!“ Losgelegt hat er kurz nach seiner Ankunft in Frankfurt,
er stand in den ersten drei Bundesligapartien in der Startelf und leitete gegen
Hoffenheim mit einem öffnenden Pass aus der Innenverteidigerposition auch einen
Treffer ein.
Bühne frei für den ersten Belgier im Trikot von Eintracht Frankfurt: Arthur Theate!