Seit etwas über drei Jahren ist Jens Grahl Adlerträger und gehört zum Torhüterteam um Jan Zimmermann. Es war im Sommer 2021, als Grahl seinen Heimatverein VfB Stuttgart verließ, „raus aus der Komfortzone“, wie er sagte, und zur Eintracht wechselte. Als Nummer zwei beziehungsweise drei kommt er bisher lediglich auf sechs Einsätze, überhaupt war der 36-Jährige in seiner Karriere fast nie die Nummer eins. Im Interview mit der „Eintracht vom Main“ spricht Grahl über genau diese Rolle, die Bedeutung von „kameradschaftlichem Konkurrenzkampf“, Küchendienst als disziplinarische Maßnahme, mentale Gesundheit, kuriose Rezepte und Eintrachts Kaffeerunde.

 

Interview: Michael Wiener
Fotos: Max Galys, Jan Hübner, Bianca Jockel, Martin Ohnesorge 

 

Jens, Kevin Trapp ist unser Kapitän und Nationaltorhüter, Kaua Santos hat sich zuletzt mit starken Leistungen in den Fokus gespielt. Wie empfindest du es, in dieser Konstellation eher im Hintergrund zu sein? 

Ich beobachte das alles und bin für die Jungs da, wenn sie mich brauchen. Ich stecke sie gerne im Training an und motiviere sie. Es ist für mich absolut in Ordnung, in der zweiten Reihe zu stehen. 

 

Du hast mal diesen Satz gesagt: „Ich glaube, es ist nicht selbstverständlich, dass ein Spieler 16 Jahre als Nummer zwei oder drei in der Liga bleibt.“ Die Rolle, die du jetzt einnimmst, kennst du schon länger. Was macht für dich den Reiz aus, mit dieser Situation vorlieb zu nehmen? 

Ich wollte auf dem höchsten Niveau Fußball spielen und war auch immer in der Bundesliga oder Zweiten Liga vertreten. Meistens war ich die Nummer zwei. Dafür brauchst du mentale Stärke. Für mich war der Kopf immer sehr wichtig, den musst du auch trainieren. Ich habe die Rolle immer angenommen, so wie sie ist. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Karriere. 

 

„Es kribbelt immer“

 

In der vergangenen Saison warst du noch die Nummer zwei, bist auch zu fünf Einsätzen in drei Wettbewerben gekommen. Nun ist Kaua Santos der erste Vertreter von Kevin und hat sich während Kevins Verletzungsphase auszeichnen können. Kribbelt es nicht trotzdem manchmal? 

Klar, es kribbelt immer. Aber die Situation ist jetzt auch anders als vielleicht noch vor einigen Jahren. Jetzt habe ich Familie, habe drei Kinder, sie gehen hier zur Schule und in den Kindergarten. Da sagt man nicht mehr geschwind, man geht woanders hin, sondern man überlegt es sich zweimal. Ich fühle mich hier sehr wohl und meine Karriere befindet sich auf der Zielgeraden. Deswegen habe ich überhaupt gar keine Gedanken, meinen Vertrag [bis 2026; Anm. d. Red.] hier nicht zu erfüllen. 

 

Du hast das hohe Trainingsniveau angesprochen. Was reizt dich, dich täglich mit einem 21-jährigen Talent und einem deutschen Nationaltorhüter zu messen? 

Ich bin Sportler durch und durch und will mich jeden Tag messen. Ich habe immer noch sehr viel Ehrgeiz und versuche, meine Mitspieler zu pushen. Es ist diese intrinsische Motivation, dieser innere Antrieb, niemals aufgeben zu wollen. Den habe ich noch. Solange das Feuer in mir brodelt, werde ich nicht aufhören. 

 

Torwarttrainer Jan Zimmermann hat erst kürzlich in unserem Podcast gesagt, dass es Kaua mehr bringt, auf hohem Niveau zu trainieren als in eine untere Liga verliehen zu werden. Wie hast du das in den vergangenen 16 Jahren gesehen, denn du hättest sicherlich auch bei anderen Klubs mehr Spielzeit erhalten können? 

Bestimmt, ja. Ich hätte auch in die Zweite oder Dritte Liga gehen können, aber ich habe das nicht als Option gesehen. Ich wollte immer in guten Klubs, in Top-Klubs sein. Das war in Stuttgart [2016 bis 2021 beim VfB; Anm. d. Red.] so, das ist hier so. Auch bei der TSG Hoffenheim [2009 bis 2016, mit einer einjährigen Leihe zu Zweitligist Paderborn; Anm. d. Red.] waren wir ein sehr ambitionierter Klub. Ich war immer sehr zufrieden in meinen Klubs und wollte auf Topniveau trainieren und spielen. Im Endeffekt konnte ich leider nicht so viel spielen, aber es ist okay für mich. 

 

Es war nie ein Angebot aus den unteren Ligen dabei, welches dich so gereizt hat, dass du es machen wolltest?

Es gab schon mal das ein oder andere Angebot, bei dem ich überlegt habe, auch aus dem Ausland. Aber es war nicht das Angebot, bei dem ich davon ausgehen konnte, dass ich zu 100 Prozent gespielt hätte oder meine Chance auf Einsatzzeit wesentlich größer gewesen wäre. Ich bin gerne länger bei einem Verein und identifiziere mich mit diesem. Das ist hier bei der Eintracht auch so, deswegen bin ich hier sehr glücklich. 

 

Bei der Eintracht heißt dein Torwarttrainer Jan Zimmermann. Ist er der akribischste Trainer, den du je hattest?
Mit Zimbo läuft die Zusammenarbeit sehr gut. Es ist sehr freundschaftlich, aber auch sehr professionell. Ich habe noch nie so einen akribischen Torwarttrainier gesehen, der sich so um seine Torhüter kümmert. Ich wüsste, ich könnte ihn nachts um drei Uhr anrufen und er wäre für mich da. Auch wenn ich etwas Privates hätte. Das macht ihn aus, dass er das Menschliche neben dem Fußballer sieht. Dass wir keine Maschinen sind, sondern auch Menschen mit Gefühlen. Auch sein Training ist immer individuell abgestimmt und er passt es sehr gut an das Mannschaftstraining an. 

 

Wahrscheinlich würdest du ihn nachts um drei Uhr aktuell auch manchmal direkt erwischen, weil er jetzt wieder ein Baby zu Hause hat und selbst wach ist. 

(lacht) Ja, das kann schon sein. Zimbo ist gerade zum zweiten Mal Papa geworden, da kommt das vor. 

 

Was zeichnet Zimbo in der inhaltlichen Arbeit mit euch aus?
Er hat immer wieder neue Ideen und setzt neue Schwerpunkte. Als ich kam, war die Fangsicherheit im Fokus. Jetzt sind wir beim Schrittsetzen, da gibt er immer neue Impulse und erklärt uns, wo wir uns verbessern können. Auch beim Sprinttraining, beim Abstoppen. Sachen, über die man sich vielleicht gar nicht so viel Gedanken macht als Torwart, aber die extrem bedeutsam sind. Er lässt hier auch Erkenntnisse aus verschiedenen Sportarten einfließen, er holt sich überall seine Ideen. Den Auftakt, den wir aktuell machen, hat er aus dem Tennis. Dann lernt auch so ein alter Hase wie ich mit 36 Jahren noch sehr viel.

 

Thema Sprinttraining. Es wird kolportiert, dass du dich hier tatsächlich noch verbessert hast in deiner Zeit bei der Eintracht. 

(lacht) Das stimmt. Man lernt nie aus und muss dranbleiben. Dann werde ich in meiner zweiten Karriere vielleicht noch Sprinter. 

 

Wenn man älter wird, geht’s doch eher auf die längeren Strecken. Würde dich ein Marathon reizen?
Auf keinen Fall (lacht). Fahrrad fahren vielleicht, das mache ich sehr gerne. Aber laufen? Nein! Deswegen bin ich Torwart geworden. 

 

Zurück zu eurem Torwartteam. Du hast in einem anderen Interview mal von einem „kameradschaftlichen Konkurrenzkampf“ gesprochen. Kannst du das genauer erklären? 

Wir pushen uns gegenseitig und freuen uns, wenn der andere einen geilen Ball hält. Es ist nicht so wie vielleicht früher zwischen Oliver Kahn und Jens Lehmann, wo das Konkurrenzdenken mehr ausgeprägt war. Es spielt sich immer in einem positiven Rahmen ab. Da entwickelt man sich viel besser weiter, wenn man weiß, der hintendran gibt zwar Gas, aber gönnt einem auch etwas. Ich bin so viel besser gefahren. Ich konnte mich immer besser auf mich konzentrieren, konnte auch meine Mitspieler pushen, weil am Ende der Mannschaftserfolg zählt. Wenn ich jetzt weiter der dritte Torwart bin, geht es trotzdem um die Mannschaft. Das ist das Wichtigste. 

 

Hast du schon mal in einem Torwartteam so einen Zusammenhalt oder so einen, wie du es nennst, kameradschaftlichen Konkurrenzkampf erlebt? 

Ja, in Stuttgart mit Gregor Kobel und Fabian Bredlow. Das sind auch zwei super Jungs. Hier gab es auch schon so eine Konstellation, mit Diant [Ramaj, seit August 2023 bei Ajax Amsterdam; Anm. d. Red.]. Mit ihm war ich sehr eng, im Sommer war ich auch auf seiner Hochzeit. Mit 95 Prozent meiner Torwartkollegen in meiner Karriere habe ich mich sehr gut verstanden. Wie gesagt, ich bin auch sehr gut damit gefahren. Es ist mir lieber, als wenn ich jemanden hinter dem Tor stehen habe, der jedes Ding kommentiert oder sagt ‚Halt den Ball mal‘. Da bleibe ich lieber so, wie ich bin. 

 

Zimbo hat Kaua auch mal aus disziplinarischen Gründen zum Küchendienst geschickt. Hast du auch schon mal eine „Strafe“ dieser Art erhalten? 

(lacht) Nein. Würde er wahrscheinlich auch mit mir machen, aber ich bin sehr diszipliniert und kann mich nicht erinnern, dass ich mal zu spät gekommen bin. Ich muss mal Zimbo fragen, ob er schon mal eine Strafe für mich aufschreiben musste. Ich glaube nicht. 

 

In unserer Rubrik Eagles25 hast du mal gesagt, dass Gianluigi Buffon ein Idol deiner Kindheit war. Warum?

Er war damals der erste Torwart, der auch mit dem Fuß modern gespielt hat, bevor Manuel Neuer kam und es nochmal auf eine ganz andere Stufe gebracht hat. In meiner Jugend war er derjenige, der herausgestochen hat. Ein ganz anderer Typ wie zum Beispiel Oliver Kahn, der damals deutscher Nationaltorhüter war. Kahn war auch top auf der Linie, aber wenn er den Ball am Fuß hatte, gab es den langen Ball nach vorne. Deswegen habe ich Gigi Buffon gerne angeschaut. Seine Paraden, sein ganzes Torwartspiel. Bei der WM 2006 hat er uns zerstört, das ist im Gedächtnis geblieben. 

 

„Für mich ist das Mindset im Profifußball brutal wichtig. Hier gibt es noch viel Potenzial.“ 

 

Die Zeit war damals eine andere, du hast dir sicherlich in der Jugend noch keine Highlight-Clips deiner Idole auf dem Handy angeschaut. Welche „externen“ Torhüter laufen heute auch mal bei eurer Videoanalyse über den Bildschirm? 

Ich hatte damals VHS-Kassetten. Mein Vater hat mir geholfen, dann habe ich mir das angeschaut. Es ist heutzutage natürlich viel einfacher. Jetzt mache ich Youtube auf und kann 100 Millionen Videos anschauen, da haben es die Jungs schon gut. Da kann man auch viel mehr lernen, das war zu meiner Zeit leider nicht so. Trotzdem haben wir natürlich das Beste draus gemacht. In unserer Videoanalyse konzentrieren wir uns auf uns, da haben wir genug Material. Hier kriegen wir Videos von Trainingseinheiten oder Trainingsspielen, die mit Kommentaren versehen sind, was wir verbessern können oder was gut war. Wenn man sich selber sieht, kann man sich auch viel mehr verbessern. 

 

Du hast bereits die Trainerlizenz B+ erworben. Führt dein Weg ähnlich wie bei Zimbo direkt von der Back-up-Position als Profi ins Trainergeschäft? 

Ich habe noch knapp zwei Jahre einen Profivertrag und dann werden wir sehen. Ich mache gerade noch eine Fernausbildung zum Mentaltrainer. Das würde mich auch interessieren und dann werden wir schauen, was kommt. Torwarttrainer, Mentaltrainer, Potenzialtrainer wie bei uns aktuell Martin Daxl, der hier hervorragende Arbeit leistet, oder etwas ganz anderes – ich bin offen für vieles. Ich habe jetzt noch keinen Plan und werde sicherlich irgendwann mit Markus [Sportvorstand Markus Krösche; Anm. d. Red.] reden, was er mit mir vorhat. 

 

Deine Ausbildung zum Mental Health Coach ist ein gutes Stichwort. Ich habe das mal bei Google eingegeben, da erfährt man, dass diese Fachleute oft an Schulen gefragt sind, wo sie die mentale Gesundheit der Schülerinnen und Schüler stärken sollen. Siehst du dich eher dort oder eher im Sport? 

Ich würde tatsächlich im Fußball bleiben, als Fußball-Mentalcoach. Da gibt es noch sehr viel Potenzial, weil das Mentale noch oft ein Tabuthema ist. Der Kopf macht 70 bis 80 Prozent des Fußballprofis aus. Ein Beispiel: Den Steilpass zum Stürmer spielt wahrscheinlich auch ein guter Drittligaspieler, aber ein Mario Götze spielt auch den genialen Steilpass unter noch mehr Gegnerdruck, weil er auch im Kopf ein ganz anderer Typ ist. Deswegen interessiert mich dieses Thema sehr. Diese mentale Stärke zu haben, das ist auch für mich als Ersatztorhüter enorm wichtig. Wenn ich nicht stark im Kopf gewesen wäre, hätte ich diese Rolle niemals ausgehalten. Irgendwann drehst du durch, wenn du nie spielst. Irgendwann verlierst du die Lust am Fußball. Da musst du mental dranbleiben. Das interessiert mich und deswegen mache ich jetzt die Ausbildung. Wohin mich das noch führt, weiß ich nicht, aber diese Ausbildung möchte ich auf jeden Fall erstmal beenden. 

 

Wie weit bist du? 

Es gibt zehn Module, ich habe fünf absolviert. Ich bin relativ langsam. Mit drei Kindern zu Hause komme ich nicht so oft zum Lernen. Nächstes Jahr könnte ich fertig werden. 

 

Instagram nutzt du auch dazu, um Botschaften in diese Richtung abzusenden. Zum Beispiel: „Sei stärker als deine stärkste Ausrede“, oder „Eine negative Einstellung wird dir niemals ein positives Leben geben“. Wie wichtig ist das berühmte Mindset im Profifußball? 

Für mich ist das brutal wichtig. Das Problem ist, wenn man sich ein bisschen verletzlich zeigt, sich ein wenig öffnet, dann ist man immer gleich schwach. Im Fußball wird das direkt als Schwäche bezeichnet. Eigentlich ist das aber eine große Stärke, wenn man seine Probleme akzeptiert und annimmt und darüber redet und sich darin verbessert. Das ist keine Schwäche, das ist extrem stark. Seit zehn Jahren habe ich mich am Mindset gemeinsam mit meiner Frau enorm weiterentwickelt. Aus meiner Sicht müsste jeder Fußballer regelmäßig mit einem Mentaltrainer, Psychologen oder wie bei uns einem Potenzialtrainer wie Martin Daxl sprechen. Das bringt sehr viel, das bringt einen auf die nächste Stufe. 

 

Wie arbeitest du mit Martin zusammen? 

Wir haben einfach Gespräche. Wir reden über Gott und die Welt, dann gibt er immer mal wieder ein paar Tipps. Eigentlich ist es nur reden. Du öffnest dich. Er gibt dir dann ein paar Impulse, was du machen kannst. Das ist eigentlich kein Hexenwerk, aber manchmal hilft das schon, dass man sich seinen Ballast von der Seele reden kann. Das reicht manchmal schon. 

 

Sprecht ihr auch in einer guten Phase beziehungsweise hilft es auch dann?

Ich habe mal einen Spruch gelesen, der ging in diese Richtung: Selbstvertrauen musst du dir jeden Tag neu erarbeiten. Du stehst jeden Tag auf und musst an dich selber glauben, an das, was du vorhast und was du machen willst. Für mich ist dieses Mindset äußerst wichtig. Egal ob gute Tage oder schlechte Tage, du willst immer in diesem Zustand bleiben, in diesem Flow-Zustand. Wenn du den hast, gelingt dir alles. Ich glaube, das hat jeder schon mal erlebt. Das ist geil! Wenn man das dann zum Beispiel durch paar Techniken verfeinern kann und immer wieder an diesen Punkt kommt, dann ist das doch eine super Hilfe! 

 

Du hast deine Familie bereits angesprochen, mit deiner Frau und euren drei Kindern lebt ihr im Frankfurter Umland. Beim letzten Interview mit uns im Februar 2022 haben wir gefragt, wer bei dir zu Hause am meisten Fußball spielt. Da war’s der Große. Ist das immer noch so? 

Ja, er ist absolut fußballverrückt, totaler Eintracht-Fan. Er spielt bei uns im Dorf. Er war in letzter Zeit ab und zu bei der Eintracht im U9-Training dabei. Ich sehe das aber entspannt. Er ist acht Jahre alt, er soll mit seinen Jungs bei uns im Dorf kicken. 

 

Was machst du mit deiner Familie an einem freien Tag?
Da bin ich froh, wenn ich mal runterkommen und chillen kann. Aber natürlich freue ich mich, Zeit mit meiner Frau und den Kids zu verbringen. An schönen Tagen gehen wir zum Spielplatz, die beiden Mädels sind ja noch jünger als unser Sohn. Mit ihm spiele ich natürlich oft Fußball, auch zu Hause. Im Wohnzimmer wird die Fensterbank oft als Tor genutzt. Wir haben extra einen Stoffball gekauft. Meine Frau schüttelt da öfter den Kopf, aber das geht schon (lacht)

 

Wenn dann noch Zeit ist, dreht ihr auch mal ein Video, in dem du als Rezept Vanilleeis, Olivenöl und Salz anpreist. Wie kamst du auf diese Idee – und hat es wirklich geschmeckt? 

(lacht) Das habe ich bei Instagram mal gesehen und es meiner Frau gezeigt, sie beschäftigt sich beruflich viel mit Ernährung. Dann haben wir es ausprobiert. War sehr lecker! Noch besser schmeckt es mit Kürbiskernöl. Gutes Olivenöl reicht auch. 

 

Apropos Ernährung: Achtest du sehr streng darauf, was du isst und trinkst?

Ich bin Leistungssportler und versuche natürlich, mich sehr gesund zu ernähren. Zu Hause sowieso, da gibt es nur gesunde Sachen. Aber ich bin auch ein Typ, ich esse auch gerne mal einen Burger oder einen Käsekuchen. Ich esse gerne, und da darf es auch mal ein gesunder Burger mit gesundem Fleisch sein. Das lasse ich mir auch nicht nehmen und trägt auch zur mentalen Gesundheit bei (lacht)

 

„Wir überlegen, ob wir vielleicht nach der Karriere fest hierbleiben. Mich zieht nichts weg hier.“ 

 

Die Eintracht-Mitarbeiter sehen dich gelegentlich im ProfiCamp an der Kaffeemaschine. Wie viel Kaffee gönnst du dir? 

Schwarzer Kaffee ist sehr gesund. Meine Frau sagt, drei bis vier schwarze Kaffee am Tag sind okay. Kaffee ist Leidenschaft. Ich trinke sehr gerne Kaffee. 

 

Ist da auch mal einer mit Kevin Trapp dabei, wo wir vorhin über die Kameradschaft bei euch gesprochen haben?

Klar. Kaffee mit Kevin, Mario und Timmy am meisten. Robin ist auch noch dabei. Jetzt ist der Mo noch dazugekommen [Trapp, Götze, Chandler, Koch, Dahoud; Anm. d. Red.]. Das ist unsere Runde in unserer Kaffee-Lounge. Wir haben unseren eigenen Siebträger und gönnen uns vor dem Training noch einen Kaffee und quatschen. Das ist immer gut. 

 

Bei deiner Vertragsverlängerung im vergangenen Jahr hast du gesagt: Schon das Ankommen hier war wie nach Hause kommen. Wie empfindest du es heute hier, jeden Tag ins ProfiCamp zu kommen? 

Es fühlt sich immer noch an wie zu Hause. Meine Kinder fühlen sich hier wohl, meine Frau fühlt sich wohl. Wir überlegen, ob wir vielleicht nach der Karriere fest hierbleiben. Mich zieht nichts weg hier. Ich bin verbunden mit Stuttgart, mit meiner Heimat, aber im Moment möchte ich dort nicht hinziehen. Hier, wo wir jetzt sind – ich glaube, hier gehören wir hin. Wir wohnen außerhalb von Frankfurt, ländlich. Und ich bin trotzdem in 20 bis 25 Minuten mit dem Auto in Frankfurt. 

 

Deinen Rücken ziert ein Adler-Tattoo – schon bevor du zur Eintracht kamst. Was steckt dahinter?
Ich mag den Adler sehr gerne. Vielleicht war das auch ein Schicksalsruf, dass die Adler mich holen (lacht). 

 

Du hast mit der Eintracht in den drei Jahren einiges erlebt: Europapokalsieg, Europapokaldebüt im Alter von 35 Jahren, eine Torvorlage gegen Hoffenheim. Wie blickst du heute auf diese besonderen Momente?

Der Europapokalsieg steht an erster Stelle. Das ist der wertvollste Tag meiner Fußballerkarriere bisher gewesen. Die Vorlage gegen Hoffenheim war Wahnsinn. Wir haben davor gesagt, dass wir den Ball hinter die Kette spielen wollen. Der Ball kam optimal, ich konnte ihn weit und präzise schlagen. Dann ist Omar unterwegs, wie wir ihn kennen, mit seiner Schnelligkeit, und macht es super. Dass ich mit 35 Jahren erstmals international spielen darf, war natürlich überragend. Das hätte ich niemals gedacht, dass ich da nochmal einen Einsatz bekomme. Darauf bin ich sehr stolz, auf mich, weil es das Ergebnis der harten Trainingsarbeit hier ist. 

 

Abschließend schauen wir in die Zukunft. Welche Ziele verfolgst du mit der Eintracht in dieser Saison – persönlich und mit der Mannschaft? 

Mein Ziel ist es, gesund zu bleiben, mich weiterzuentwickeln und nicht stehenzubleiben. Was am Ende dabei rumkommt, liegt nicht in meiner Hand. Ich werde aber für ein top Ergebnis hart arbeiten. Der Mannschaft wünsche ich den maximalen Erfolg, dass wir alles rausholen. So wie wir zurzeit drauf sind und spielen, ist alles möglich. So können wir eine Top-Platzierung in der Bundesliga erreichen und in den Pokalwettbewerben sehr weit kommen.