Beste Legionärin der Saison

Im vergangenen Dezember wurde sie zu Österreichs Fußballerin des Jahres gewählt, nun hat Flügelspielerin Barbara Dunst die nächste große Auszeichnung erhalten. Bei der 28. Bruno Gala wurde die 27-Jährige als „Beste Legionärin der Saison“ geehrt. 

 

Text: Marie Huhn
Fotos: Carlotta Erler, ÖFB, imago images, Niklas Schnaubelt 

 

Seit 1997, übrigens das Geburtsjahr von Dunst, wählen Bundesligaspieler und -spielerinnen aus Österreich in verschiedenen Kategorien die Leistungsträger und -trägerinnen der vergangenen Saison. Die namhafte Konkurrenz von Dunst in der Kategorie „Beste Legionärin der Saison“ hießen Sarah Zadrazil (Bayern München) und Marie-Therese Höbinger (FC Liverpool). Nach Martin Hinteregger und Adi Hütter (beide 2019) sowie Oliver Glasner und seinem Trainerteam (2022) ist Dunst die vierte Adlerträgerin, die einen Bruno erhält. In Frankfurt ist die österreichische Nationalspielerin seit Jahren eine „absolute Unterschiedsspielerin“, wie Cheftrainer Niko Arnautis sie beschreibt. Die EvM-Redaktion blickt zu diesem Anlass auf Meilensteine und Zahlen ihrer Karriere. 

 

Vom Traktor auf den Fußballplatz

 

In einer Obstbauern-Familie in Graz im September 1997 geboren, war die Liebe zum Fußball quasi schon vorprogrammiert – denn der Fußballplatz befand sich direkt neben dem Haus ihrer Familie. Anfangs von einem Schulkameraden zum Kicken motiviert, begann Barbara mit sieben Jahren im Verein zu spielen. Mit einem Lachen erzählt sie: „Wenn Ernte war, bin ich erst mit meinen Eltern im Traktor mitgefahren, bis meine Mama mich dann zum Trainingsplatz bringen musste.“ In den Jugendteams des SV Anger und SC St. Ruprecht spielte sie, bis sie 15 Jahre alt war. 

 

Ligadebüt mit 15

 

Im November 2012 war Dunst bereit für den Schritt in den Frauenfußball. Mit gerade einmal 15 Jahren debütierte sie am 10. November 2012 für LUV Graz in der höchsten österreichischen Spielklasse. In der Saison 2014/15 folgte der Wechsel zum amtierenden Pokalsieger FSK St. Pölten. Mit dem Team aus Niederösterreich wurde die Mittelfeldspielerin in zwei aufeinanderfolgenden Saisons Double-Siegerin und qualifizierte sich für die UEFA Women’s Champions League. Parallel durchlief sie die U-Nationalteams ihres Heimatlandes. 2013 gelang mit der U17 erstmals die Qualifikation zur Europameisterschaft, bei der Dunst ihr Team als Kapitänin aufs Feld führte. Mit der U19 gelang drei Jahre später ebenfalls die EM-Qualifikation. Im Oktober 2015 gab Barbara Dunst gegen Israel schließlich ihr Debüt in der österreichischen A-Nationalmannschaft. 

 

Abstiegskampf in Deutschland

 

Wie viele österreichische Spielerinnen, die im eigenen Land auf sich aufmerksam machen können, kam auch für die damals 19-Jährige ein Angebot aus Deutschland. „Es war nicht einfach, meine Familie und Freunde im jungen Alter zu verlassen“, blickt Dunst zurück. Aber es sollte sich lohnen, auch wenn die sportlichen Anfänge schwer waren. Für Bayer 04 Leverkusen debütierte sie am 19. Februar 2017 gegen Jena, stieg zum Ende der Spielzeit aber ab. Nach dem Wechsel zum MSV Duisburg im gleichen Jahr folgten zwei Jahre Abstiegskampf. 

 

Startschuss am Main

 

Richtig durchstarten sollte die Flügelspielerin erst in Frankfurt. Von Beginn an Stammspielerin im Team von Niko Arnautis, gelang am Main die Entwicklung zur Führungsspielerin. „Es ist krass, welche Entwicklung ich hier habe nehmen können, aber auch, wie sich mein Umfeld entwickelt hat“, gibt Dunst zu. „Ich war früher immer eine Spielerin, die in vielen Belangen sehr unsicher war und viel Vertrauen gebraucht hat. Mittlerweile kann ich sagen, dass ich zu einer starken Persönlichkeit geworden bin und selbst Verantwortung übernehmen möchte.“ Mehr als 140 Pflichtspiele hat sie in fünf Jahren in Frankfurt bis heute absolviert, nur zwei Bundesligaspiele verpasste sie in dieser Zeit. 

 

Geschichte geschrieben mit dem ÖFB-Team

 

Parallel war Dunst auch Teil des erstarkenden österreichischen Frauenfußballs. 2017 qualifizierte sich das ÖFB-Team erstmals für eine Europameisterschaft – Dunst stand zwar im Kader, die damals 19-Jährige kam aber nicht zum Einsatz. Fünf Jahre später führte sie ihr Team als Stammspielerin bis ins Viertelfinale beim zweiten internationalen Großturnier für ihr Land und sagt heute rückblickend über die Europameisterschaft in England: „Das Eröffnungsspiel im Old Trafford gegen England zu spielen, war einer der schönsten Momente meiner Karriere.“ 

 

Zweifach ausgezeichnet

 

„Österreichs Fußballerin des Jahres“: Diesen Titel gab die Austria Presse Agentur 2023 Frankfurts Nummer 28. „Eine große Ehre.“ Mit dem Bruno im Jahr 2024 steht die nächste Bestätigung für eine großartige Entwicklung. „Barbara ist in den vergangenen Jahren als Spielerin und Persönlichkeit sehr gereift, sie hat sich die Auszeichnung sehr verdient“, findet Cheftrainer Niko Arnautis lobende Worte. „Baba bringt alles mit, spielerisch und mental, hat die nötige Kreativität und ist für unsere Mannschaft als abschlussstarke Unterschiedsspielerin enorm wichtig.“ 

 

Barbara Dunst überzeugte nicht nur in der vergangenen Saison, dem für die Bruno-Auszeichnung relevanten Zeitraum, sondern hat in ihrer gesamten Karriere für beeindruckende Zahlen gesorgt. Hier ein Auszug.

 

9+9

In der Vorsaison traf Dunst wettbewerbsübergreifend neun Mal und legte neun Tore in 36 Vereinsspielen mit der Eintracht auf. 

 

4

Mal traf die 27-Jährige in der Vorsaison in der UFEA Women’s Champions League. 

 

62

Die Flügelspielerin hat keines der letzten 62 Länderspiele für Österreich verpasst. 

 

7, 8, 14, 28, 30 

In Verein und Nationalmannschaft hat die gebürtige Grazerin schon einige Rückennummern getragen. In Frankfurt hat sie seit Beginn aber die 28. 

 

15 

Mit 15 Jahren debütierte Dunst in der höchsten österreichischen Liga, mit 19 Jahren folgte für Bayer Leverkusen das Debüt in der deutschen Bundesliga. 

 

140 

Mehr als 140 Pflichtspiele hat Dunst bereits im Frankfurter Trikot absolviert – mehr als für jeden Verein zuvor in ihrer Karriere. 

 

Zum ersten Mal wurde der Bruno für die „Beste Legionärin“ überhaupt vergeben. Den Preis gibt es seit 1997 im Gedenken an den ehemaligen Eintracht-Spieler und „Säule der Eintracht“ Bruno Pezzey (Adlerträger von 1978 bis 1983). 

 

108/110 

In ihren fünf bisherigen Saions in Frankfurt verpasste sie erst zwei Ligaspiele. In der Saison 2023/24 verpasste sie wettbewerbsübergreifend keine einzige Partie.