Im Schulsport auf ein neues Level

Vom 15. bis 19. September wurden in zahlreichen Sportarten in Berlin die Bundessieger beim jährlich stattfindenden „Jugend trainiert für Olympia“-Finale ermittelt. Im Fußball traten für Hessen zahlreiche Adlerträger für die Carl-von-Weinberg-Schule an und kehrten mit Medaillen nach Frankfurt zurück. Die EvM-Redaktion hat einen Blick hinter die Kulissen des Schulsports auf der CvW-Schule geworfen. 

 

Schule und Leistungssport – was auf den ersten Blick nur schwer vereinbar scheint, vereint sich in der Carl-von-Weinberg-Schule zu einem erfolgreichen Konzept. Die in Schwanheim gelegene integrierte Gesamtschule bietet als Eliteschule des Sports sowie Eliteschule des Fußballs die besten Voraussetzungen für Leistungssportlerinnen und -sportler, Bildung und Training unter einen Hut zu bringen. 

 

Seit 1997 schon betreibt die Carl-von-Weinberg-Schule unter der Leitung von Folker Liebe das Projekt Fußball, im Schuljahr 2001/02 begann die offizielle Kooperation mit dem Nachwuchsleistungszentrum. Seit 2024 ist sie eine von rund 40 Schulen, die vom DFB als Eliteschule des Fußballs zertifiziert wurden – die wenigsten von ihnen haben als Eliteschule des Sports parallel weitere Sportarten als Schwerpunkt. Etwa ein Drittel der 1.200 Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Weinberg-Schule haben einen sport- lichen Hintergrund, unter ihnen befinden sich 21 Talente aus dem Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Frankfurt, die sich auf die jeweils zwei Sportklassen pro Jahrgang aufteilen. 

 

Auf der Carl-von-Weinberg-Schule profitieren die Adlerträger nicht nur von der Möglichkeit zur Schulzeitstreckung, einem speziellen, an die Herausforderungen des Leistungssports angepassten pädagogischen Konzept, oder vereinfachter Unterrichtsbefreiung – auch der Schulsport ist auf die sportliche Förderung der Leistungsathletinnen und -athleten ausgerichtet. 

 

„In meinen Augen gehören die Jungs, die im Schultraining dabei sind, hier am Riederwald technisch zu den besten Spielern“ - Kevin Hubrath 

 

Während der Sportunterricht ob fehlender Lehrkräfte und unzureichender Infrastruktur zuletzt bundesweit in der Kritik stand, sind die Bedingungen im Südwesten Frankfurts andere: Zwei- bis dreimal in der Woche absolvieren die Athletinnen und Athleten ein Frühtraining in ihrer jeweiligen Sportart. Im Bereich Fußball findet dieses unter der Lei- tung von Folker Liebe, Lehrertrainer an der Carl-von-Weinberg-Schule, statt. „Für die Spieler ist der Schulsport eine zusätzliche Trainingseinheit, die die Jungs auch als solche nutzen“, erklärt Liebe, der unter anderem Stellvertretender Vorsitzender der Verbandsgruppe Hessen im Bund Deutscher Fußballehrer (BDFL) ist. Er betreut die Fußballspieler der Carl-von-Weinberg-Schule seit bereits über 25 Jahren und hat in dieser Zeit schon eine Vielzahl an Eintracht-Jugendspielern im Rahmen des Schulsports gefördert. Die Zusammenarbeit mit dem Nachwuchsleistungszentrum bezeichnet er als „eine gewachsene Kooperation“. 

 

Diese hat für die Eintracht eine Vielzahl an Vorteilen: „Wir haben das Privileg, unsere Jungs während des Schulsports rausziehen und mit diesen gesondert unsere Inhalte trainieren zu dürfen, die mit den Mannschaftstrainern abgesprochen sind“, erklärt etwa Kevin Hubrath, Koordinator Schulsport und U16 Co-Trainer am Nachwuchsleistungs- zentrum. „In der Eintracht-Gruppe legen wir gerade bei den älteren Spielern einen starken Fokus auf Technik – sei es in der Aktivierung oder im Training selbst“, fährt Hubrath fort. „Wir haben eine Art Katalog, den wir über das Jahr sehr intensiv mit den Mannschaftstrainern besprechen, anhand dessen wir in dieser Zeit mit den Jungs arbeiten. Bei den jüngeren Spielern geht es aber trotzdem hauptsächlich um das freie Spiel mit ihren Schulkameraden.“ Betreut werden die Eintrachtler in diesen Einheiten von Hubrath selbst oder den individuellen Talententwicklern Ivan Stoyanov und Jan-Maximilian Krug. „Wir gucken, dass wir unsere Talente auch außerhalb des Riederwalds auf ihrem Weg begleiten“, berichtet Stoyanov. „Es geht darum, da zu sein, und den Jungs zu zeigen, dass das Schultraining wichtig ist und sie die Zeit nutzen können und sollen, um besser zu werden.“ Die zusätzlichen Einheiten zahlen sich aus, wie Kevin Hubrath hervorhebt: „In meinen Augen gehören die Jungs, die im Schultraining dabei sind, hier am Riederwald technisch zu den besten Spielern.“ 

 

„Für die Spieler ist der Schulsport eine zusätzliche Trainingseinheit, die die Jungs auch als solche nutzen“ - Folker Liebe 

 

Trainiert wird an der Carl-von-Weinberg-Schule in drei verschiedenen Altersklassen: Während die Fünft- und Sechstklässler, sowie die Siebt- und Achtklässler jeweils eine Trainingsgruppe bilden, finden in der ältesten Mannschaft Spieler der neunten und zehnten Klasse sowie der gymnasialen Oberstufe zusammen. Gemeinsam nehmen sie jedes Jahr an dem bundesweit ausgetragenen Wettbewerb Jugend trainiert für Olympia teil, in dem sie sich mit Schulmannschaften aus ganz Deutschland messen können. Der Wettbewerb beginnt innerhalb der einzelnen Bundesländer mit Stadt- beziehungsweise Kreisentscheiden und setzt sich über mehrere Ebenen zu den Landes- und Bundesfinalveranstaltungen fort. An dem Bundesfinale, das in Berlin und Bad Blankenburg ausgetragen wird, nehmen in den drei Wettkampfklassen das jeweils beste Schulteam eines jeden Bundeslandes teil. Für die Eintrachtler eine hochkarätige Ergänzung zum Ligabetrieb im Nachwuchsleistungszentrum. „Jugend trainiert für Olympia ist ein Wettkampf auf höchstem spielerischem Niveau. So, wie im Team der CvW überwiegend NLZ- Spieler dabei sind, ist es auch bei den Mannschaften der anderen Schulen der Fall – da laufen richtig gute Fußballer auf“, erklärt Kevin Hubrath, und auch Folker Liebe betont: „Die Jungs sammeln da Erinnerungen, die sie ihr Leben lang nicht vergessen. Immer, wenn sie untereinander über das Bundesfinale sprechen, merkt man, welch hohen Stellenwert das für die Spieler hat.“ 

 

Für die Adlerträger schafft der Schulsport so einen ganz eigenen Raum, um sich weiterzuentwickeln. „Nicht nur die Tatsache, dass die Jungs im Schultraining mit Spielern zocken, mit denen sie nicht im Verein sind, hilft enorm, sondern auch, dass das Training jahrgangsübergreifend ist: Also, dass Jungs, die bei uns beispielsweise auf die U15, U16 und U17 aufgeteilt sind, dort gemeinsam trainieren“, betont Kevin Hubrath. „Im NLZ-Alltag, haben die Jungs seltener das Gefühl, aus Spaß mit ihren Freunden Fußball spielen zu können. Im Schulkontext haben sie dazu schon eher die Möglichkeit, obwohl auch da natürlich inhaltlich intensiv gearbeitet wird.“ „Die Jungs können hier frei spielen und mal anders auftreten als in ihrer gewohnten Umgebung“, weiß auch Folker Liebe. „Im Schulteam spielen sie vielleicht auf anderen Positionen als im Verein, nehmen eine andere Rolle im Teamgefüge ein und können so ganz neue Erfahrungen sammeln.“ Der Lehrertrainer fasst zusammen: „In Summe freue ich mich einfach, wie sich die Zusammenarbeit zwischen der Eintracht und der Schule in den letzten Jahren entwickelt hat. Wir tauschen uns aus, haben eine klare Kommunikation. Am Ende geht es um Fußball. Und wir versuchen gemeinsam, das Beste für die Jungs rauszuholen.“