Der Traum von 180

Was als lockerer Zeitvertreib mit ihrem Vater begann, hat sich für Martyna Herman zu einer wahren Leidenschaft entwickelt. Seit August 2023 spielt die 22-Jährige bei Eintracht Frankfurt Dart und ist als bisher einzige Frau Teil der zweiten Mannschaft in der Kreisliga. Mit Spaß und Teamgeist überzeugt sie in einer männer-dominierten Sportart und hat große Ziele – darunter den Traum, die magischen 180 Punkte zu werfen. 

 

„Ich habe überhaupt kein Problem damit, die einzige Frau zu sein. Auch was den Sport angeht, habe ich keine Nachteile, weil Kraft keine Rolle spielt, sondern nur der Kopf. Ich verstehe mich sehr gut mit den Männern und es zählt einfach nur der Spaß im Team“, sagt die Personalberaterin aus Hattersheim. Trotzdem freut sie sich jederzeit über weibliche Unterstützung im Team: „Neue Spielerinnen und Spieler sind bei uns im Training immer willkommen.“ 

 

Martyna selbst hat erst im vergangenen Jahr angefangen, regelmäßig Dart zu spielen. Zunächst als Gegnerin ihres Vaters hat dieser sie dann nach und nach mit der Freude am Dart angesteckt. Im Juni nahm sie zum ersten Mal an einem Hobbyturnier in der Krone in Hattersheim teil, und als wenig später feststand, dass es bei Eintracht Frankfurt wieder Dart geben wird, wurden zuerst ihr Vater und später auch sie selbst zum Training eingeladen. „Ich kannte schon einige Spieler aus der ersten Mannschaft und die haben zu meinem Papa gesagt, dass er mich doch mal mitbringen soll“, erinnert sich Martyna. Zuerst sei sie skeptisch gewesen, da sie sich nicht vorstellen konnte, in einer richtigen Liga zu spielen. Doch dann habe sie sich einen Ruck gegeben: „Ich habe mir gedacht: ‚Gut, warum nicht? Man lebt nur einmal. Wenn ich schlecht bin, dann sitze ich halt auf der Ersatzbank.“ Bei der Eintracht ist sie jetzt aber alles andere als eine Reserve. Einmal in der Woche bestreitet sie mit der zweiten Mannschaft ein Spiel in der Kreisliga oder im Pokalwettbewerb, jeden Montag trainiert sie in der neu sanierten Dartanlage am Standort West. Außerdem trifft sich die Gruppe auch immer mal außer der Reihe zum gemeinsamen Spielen. „Und dann trainiere ich noch mit meinem Papa. Der hat eine Dartscheibe. Eine eigene habe ich mir leider noch nicht besorgt. Die kommt aber auch noch“, ist sich die junge Adlerträgerin sicher. 

 

„Und man darf auch nicht vergessen, dass es wichtig ist, gut rechnen zu können“ 

 

Vor allem die gemeinsame Freude bei einem Sieg schätzt sie am Dart bei der Eintracht. Aber auch wenn der Spaß im Vordergrund stehe, gehöre immer eine nötige Portion Ernsthaftigkeit dazu, erklärt Marytna: „Wir achten darauf, dass wir unsere Schwächen stets verbessern.“ Gerade im Vergleich zu vielen anderen Spielerinnen und Spielern in der Kreisliga fehle es ihr noch an etwas Erfahrung, gibt die Eintrachtlerin zu. Trotzdem weiß sie schon ganz genau, worauf es beim Dart ankommt: „Man muss unbedingt konzentriert bleiben, sonst wirft man einfach nicht gut. Und man darf auch nicht vergessen, dass es wichtig ist, gut rechnen zu können.“ Ihr Hobby jetzt auch bei Eintracht Frankfurt ausüben zu können, ist für Martyna etwas ganz Besonderes. Schon seit sie vor vielen Jahren von Polen an den Main gezogen ist, hat sie eine enge Verbindung zum Verein. Angesteckt durch ihren Papa und ihren Opa, die beide große Eintracht-Fans sind, verfolgt sie alle Fußballspiele: „Ob im Stadion, zu Hause oder in der Kneipe – ich bin auf jeden Fall dabei.“ Mit dem Adler auf der Brust sei ihre Motivation jetzt auch beim Dart noch viel größer: „Ob Fußball, Dart oder andere Sportarten. Es ist auf jeden Fall für die Eintracht und da will ich einfach Gas geben.“ 

 

Und dafür hat sich die 22-Jährige auch schon große sportliche Ziele gesteckt. So will sie sich nicht nur stets selbst verbessern, sondern peilt mit ihrem Team auch den Aufstieg in die Kreisoberliga an. Und nebenbei darf sie auch noch ein bisschen träumen: „Ich würde gerne dreimal die Triple 20 werfen. Das sind dann 180. Das ist mein größtes Ziel. Ich habe schon einmal über 100 geworfen, aber noch nie 180. Ich warte einfach auf den Moment und dass ich dann endlich sagen kann: ‚Jetzt habe ich mit meinen Pfeilen alles erreicht‘.“