Was macht eigentlich…

… Thomas Lasser?

In seinen Anfangstagen bei den Profis holt ihn Rainer Falkenhain gelegentlich von der Schule ab: Thomas Lasser kickt Anfang der 1990er Jahre für die Eintracht. Das macht er heute noch, er hat aber auch noch eine andere große sportliche Passion gefunden. 

 

Thomas Lasser

 

Um die Eingangsfrage direkt zu beantworten: Thomas Lasser läuft wahrscheinlich gerade. Denn er läuft gerne, er läuft gerne viel und er läuft gerne lang. Der bei Redaktionsschluss 54 Jahre alte Ex-Profi – er wurde am 25. Oktober 1969 in Taunusstein geboren – war auch kürzlich wieder in der Welt unterwegs, absolvierte den Sydney-Marathon trotz Jetlag in 4:10 Stunden. Die berühmten 42,195 Kilometer, er hat sie schon in vielen Städten dieser Welt hinter sich gebracht, hat die sechs Major- Rennen – sozusagen den Grand Slam der Marathonis – in New York, Chicago, Boston, London, Tokio und Berlin gefinisht. Natürlich war er schon oft beim Heimrennen in Frankfurt am Start, am 27. Oktober soll Start Nummer 13 in der Mainmetropole erfolgen. „Der schönste Lauf war für mich hier 2010, als ich meine Bestzeit von 2:58:56 Stunden gelaufen bin. Ich hätte nie gedacht, dass ich unter drei Stunden schaffen kann“, sagt Lasser, der in Frankfurt auch schon mal eine Staffel mit Spielern der Traditionsmannschaft begleitet hat. 

 

Apropos Traditionsmannschaft: Seit 2013 ist der Kelkheimer regelmäßig dabei, hat mittlerweile fast 100 Spiele absolviert. Beim „Eintracht in der Region“-Spiel in Leeheim (Landkreis Groß-Gerau) traf der frühere defensive Mittelfeldspieler gar dreifach. „Es ist lange her, dass ich drei Tore in einem Spiel gemacht habe“, schmunzelt er. Regelmäßig wird auch die Eintracht verfolgt, zwar nicht so oft im Stadion, dafür aber mindestens am Fernseher. „Der Kontakt zum Klub ist nach wie vor vorhanden. Gerade wenn wir mit der Traditionsmannschaft unterwegs sind.“ 

 

„Vielleicht hätte ich geduldiger sein müssen“ 

 

1989 hat Thomas Lasser sein Debüt gegeben, beim 2:2 gegen die Bayern spielte er über 

90 Minuten. Trainer Jörg Berger hatte ihm bereits eine Woche vorher mitgeteilt, dass er von Anfang an auflaufen wird. „Ich habe zwei, drei Wochen bei den Profis mittrainiert, war zu der Zeit noch Schüler. Peter Hobday hatte einen Autounfall erlitten, wodurch ich notgedrungen in den Kader gerückt bin“, erinnert er sich. Weil der damals 19-Jährige noch zur Schule ging, bekam er von der Eintracht die nötige Unterstützung. „Teilweise wurde ich von Rainer Falkenhain von der Schule abgeholt. Am Donnerstag war das Fernsehteam in meiner Schule, am Samstag stand ich vor 45.000 Zuschauern im Waldstadion und debütierte in der Startelf.“ 

 

Lasser machte sich gut, erntete genügend Spielzeit und wurde zum festen Bestandteil der Eintracht-Familie. „Jörg [Berger; Anm. d. Red.] war eine tolle Persönlichkeit, ein sehr strukturierter und netter Typ, mit dem du dich über alles unterhalten konntest. Man merkte ihm seine Vergangenheit in der DDR an.“ Auf Berger folgte Dragoslav Stepanovic, die Einsatzzeiten wurden weniger. „Stepi hat das Pressing eingeführt, das hohe Anlaufen. Ich kann mich noch sehr genau an seine Worte von der Außenlinie erinnern, er sagte immer ‚Greife, greife‘, wenn wir attackieren sollten“, erinnert sich der ehemalige Adlerträger. Der Kader wurde verstärkt, neben Binz und Körbel standen nun auch Yeboah und Bein auf dem Platz. Lasser hingegen war von mehreren Verletzungen geplagt. In seinem letzten Jahr bei der Eintracht kam er nur auf elf Einsätze. „Ich brauchte mehr Spielzeit.“ 

 

Also entschied sich der gebürtige Wiesbadener, zu Zweitligist Waldhof Mannheim zu wechseln. Lasser spielte mehr, der Aufstieg wurde mit einer starken Truppe unter Klaus Toppmöller knapp verpasst. Toppmöller wechselte zur Eintracht, bei der Lasser noch einen gültigen Vertrag besaß und auf eine Rückkehr hoffte. „Toppi konnte mir aber keine Spielzeit garantieren, weshalb ich mich für den FSV Frankfurt entschied. Vielleicht hätte ich geduldiger sein müssen.“ Während seiner Zeit beim FSV legte er den Fokus auf seine Berufsausbildung zum Bürokaufmann. „Danach begann mein BWL-Studium, welches ich erfolgreich abschloss. Es war unmöglich, Bundesliga zu spielen und parallel zu studieren. Beim FSV sah das anders aus.“ Später wechselte er zu Alemannia Aachen, die Karriere des ehemaligen U21-Nationalspielers (sechs Einsätze) nach einem weiteren Jahr am Bornheimer Hang. 

 

Der 44-malige Bundesligaspieler (ein Tor in Dortmund 1991) legte Anfang der 2000er Jahre den Grundstein für das Leben nach der aktiven Spielerkarriere und machte sich mit seiner Frau selbstständig. „Wir haben eine Handelsvertretung für Bekleidung im Haus der Mode in Eschborn. Ich bin sehr froh, dass wir uns so entschieden haben.“ Neben seiner Liebe zur Fashion und Mode zeigt der Hesse seine Verbundenheit und ist seit rund acht Jahren bei der Jugendspielgemeinschaft aus Hornau und Kelkheim ehrenamtlich aktiv. Wenn dann noch Zeit bleibt, bereitet sich Lasser sicherlich auf den nächsten Marathonlauf vor. 

 

Text: Philipp Dibelka, Michael Wiener
Fotos: Manuel Bahmer, Andreas Wolf, Archiv