Ganz großes Tennis
Im November schreibt der Frankfurter Tim Pütz zusammen mit seinem Doppelpartner Kevin Krawietz deutsche Tennisgeschichte und krönt seine Saison mit dem Sieg bei den ATP Finals. Anlass genug für die EvM-Redaktion, auf seine sensationellen Leistungen in diesem Jahr zurückzublicken.
Turin, 17. November 2024. Im Endspiel der ATP Finals steht der Frankfurter Tim Pütz zusammen mit seinem Doppelpartner Kevin Krawietz den Weltranglistenersten Marcelo Arevalo (El Salvador) und Mate Pavic (Kroatien) gegenüber. Es entwickelt sich ein spannendes Match, beide Teams geben sich nicht viel. Nach einer Stunde und 37 Minuten fällt dann die Entscheidung: Pavic setzt einen Überkopfball im Tiebreak ins Aus, Tim Pütz und Kevin Krawietz sinken von ihren Emotionen überwältigt auf dem Hartplatz zu Boden. Die beiden haben soeben die prestigeträchtigen ATP Finals für sich entschieden – ein Erfolg, der zuvor noch keiner deutschen Paarung gelungen ist. Es war die Belohnung für eine hervorragende Tennissaison 2024.
Begonnen hatte das Jahr traditionell im Januar in Australien. Bereits beim ersten Turnier der Saison zeigte sich, dass mit dem Duo Pütz/Krawietz in diesem Jahr zu rechnen ist. Beim ATP-Turnier in Brisbane kämpften sich die zwei bis ins Finale vor, mussten sich dort lediglich Lloyd Glasspool und Jean-Julien Rojer geschlagen geben. Nur kurze Zeit später folgte dann das erste Saison-Highlight. Bei den Australien Open, einem der vier Grand Slams, ging es für Pütz und Krawietz bis ins Viertelfinale – ebenfalls eine beachtliche Leistung.
In den folgenden Monaten nahmen Pütz und Krawietz an einer Vielzahl an Turnieren teil. Immer wieder gelang es ihnen dabei, in der Tenniswelt für Aufsehen zu sorgen. So erreichten sie sowohl in Indian Wells als auch in Miami jeweils das Halbfinale, bei den Terra Wortmann Open in Halle war sogar erst im Finale Schluss. Nur etwa vier Wochen später stand dann bereits das nächste ATP-Turnier in Deutschland an. In Hamburg schafften es die beiden erneut bis ins Endspiel, bewiesen gegen Edouard Roger-Vasselin und Fabien Reboul Nervenstärke und sicherten sich vor heimischem Publikum ihren ersten Turniersieg des Jahres.
Dabei war 2024 erst die zweite Saison, in der die beiden zusammen auf ATP Tour gingen. Dass der 37-jährige Pütz und der 32-jährige Krawietz harmonieren, hatte sich aber bereits zuvor im Davis Cup gezeigt. In dem Nationenwettbewerb vertraten sie Deutschland im Doppel schon seit mehreren Jahren, ihre Bilanz kann sich dabei durchaus sehen lassen. 14 Mal standen die zwei gemeinsam auf dem Court, lediglich ein einziges Mal verließen sie diesen als Verlierer. Ihre Leistungen trugen auch in diesem Jahr dazu bei, dass es für das deutsche Team bis ins Halbfinale ging. Aber nicht nur beim Davis Cup, auch auf der ATP Tour ließen der Frankfurter Pütz und der Coburger Krawietz ihre Qualitäten bereits aufblitzen, in Wimbledon war für das deutsche Erfolgsduo im vergangenen Jahr erst im Halbfinale Schluss.
Ende Juli blickte die Sportwelt dann nach Paris, wo die Olympischen Spiele anstanden. Die deutsche Paarung schaffte es zwar nicht über das Viertelfinale hinaus, dennoch ging für Eintrachtler Tim Pütz allein durch die Teilnahme an der ehrwürdigen Sportveranstaltung ein jahrelanger Traum in Erfüllung. Viel Zeit zum Durchschnaufen blieb aber auch nach Olympia nicht, sofort reisten Pütz und Krawietz zu den nächsten Turnieren. Über Montreal und Cincinnati ging es nach New York, wo Ende August mit den US Open der letzte Grand Slam des Jahres stattfand. An Position zehn gesetzt begeisterte das deutsche Duo mit starkem Tennis, setzte sich immer wieder gegen favorisierte Teams durch und stand schließlich im Endspiel. Vor 23.000 Zuschauenden mussten sich Pütz und Krawietz den Australiern Max Purcell und Jordan Thompson leider knapp geschlagen geben, mit ihrer Leistung in den USA können beide dennoch mehr als zufrieden sein. So war es für Tim Pütz das erste Grand-Slam-Finale im Herren-Doppel überhaupt, ein sensatoneller Erfolg.
Durch die starken Auftritte rückte die deutsche Paarung in der Weltrangliste bis auf den achten Rang vor, womit sich als letztes Team für die ATP Finals in Turin qualifizierten. Dennoch war die Teilnahme an einem der wichtigsten Tennisturniere der Herrentour lange ungewiss, nur drei Wochen vor Start des Wettbewerbs zog sich Tim Pütz einen Muskelfaserriss in der Wade zu. Gerade noch rechtzeitig gelang die Heilung, wodurch der Adlerträger zum ersten Mal in seiner Karriere bei den ATP Finals auf dem Court stehen durfte. Dort gelang dem Duo Pütz/Krawietz der perfekte Saisonabschluss. Als erstes deutsches Doppel in der 55-jährigen Turniergeschichte zogen die beiden zunächst ins Halbfinale und schließlich ins Finale ein, wo dann der sensationelle Triumph gelang. Es war das gebührende Ende einer Saison, auf die Tim Pütz noch lange voller Stolz zurückblicken darf.
Deswegen zieht er auch ein abschließendes positives Fazit: „Es war ein Jahr voller Highlights. Ein Höhepunkt waren die Olympischen Spiele, die hatte ich schon seit vielen Jahren im Kalender rot markiert. Wir haben zwar leider keine Medaille geholt, aber es war natürlich trotzdem ein Highlight. Dann war natürlich der WM-Sieg am Ende des Jahres etwas ganz Besonderes. Wenn ich mich auf ein Highlight festlegen müsste, dann wäre es wahrscheinlich das.“
Tim Pütz