Farès Chaibi Auf Farès‘ ganz persönlichem Weg begleiten ihn viele enge Vertraute. „Es ist sehr wichtig, ein gutes Umfeld zu haben – und das Glück hatte ich. Mein Vater war immer für mich da, so auch mein Onkel und meine großen Brüder. Natürlich auch meine Mutter und meine Schwestern“, unterstreicht der Eintrachtler. Immer an seiner Seite, stets schützend und unterstützend. „Wir hatten hier in Bron eine tolle Kindheit! Wir wussten das Beste daraus zu machen. Es ist uns klar, dass es kein einfa- ches Viertel ist. Aber wir haben gute Erinne- rungen bewahrt und sind ehrlich gesagt sehr glücklich, in diesem Stadtviertel aufgewach- sen zu sein – weil wir alle unsere Familie und unsere Freunde hier haben“, sagt Bruder Ilyes. Für Farès ist er ein Vorbild. Als Mensch, aber auch als Fußballer und – dank seines Erfah- rungsschatzes im Fußball – Ratgeber. „Er hat- te ein großes Talent – vielleicht über meinem. Er hatte eine tolle Karriere. Er gibt mir immer seinen Rat. Meine anderen Geschwister na- türlich auch, aber auf Fußballebene vor allem Ilyes“, so Frankfurts Nummer acht. Farès, der Familienmensch. Und Farès, der Freund. „Zusätzlich zu meiner Familie habe ich das Glück, eines zu haben: fünf, sechs Freunde, die ich kenne, seit wir klein waren. Sie stehen immer hinter mir, sie sind wie Brüder. Das ist mental sehr wichtig für mich, gerade wenn Dinge mal nicht so gut laufen. Wir rufen uns ständig an, sie sind im- mer für mich da“, freut sich der 22-Jährige über treue Weggefährten. Seine zweite Fami- lie. Eigentlich eine große Familie. Einer davon ist Ayman Moussafi, der Farès beim AS Bron – die nächste fußballerische Station nach dem SCBT – im Alter von zehn Jahren kennen- lernte. Schule, Fußball von morgens bis abends, Videospiele, irgendetwas gemein- sam unternehmen – „wir waren immer zusam- men“, sagt Ayman, der sich, angesprochen auf den jungen Farès, an einen quirligen, sportbegeisterten, sehr aktiven und teils im- pulsiven Jungen erinnert. Eine Impulsivität, die Farès Chaibi bei seiner nächsten Station, dem FC Lyon 1893, zu Be- ginn auch ein Hindernis war. „Anfangs musste man ihm einen Rahmen setzen und zeitweise sogar auf sein Verhalten hinweisen, weil er dazu neigte, etwas zu impulsiv zu sein. Sobald er das verstanden hatte, war er ein sehr trei- bender und führender Faktor – sowohl auf als auch außerhalb des Platzes“, so Jordan Gonzalez, Chaibis U17-Coach. „Er war sehr hart, aber für mich und uns wie ein zweiter Vater. Er war oft auf dem Feld, er wollte Spie- ler mit Charakter“, sagt Chaibi über einen sei- ner wichtigsten Förderer. Wie beim etwa fünf Kilometer entfernten SCBT blicken die Spie- ler auch beim Klub von 1893 vor der Kabine am Ende eines langen Ganges unterhalb der Tribüne auf Fotos verdienter Spieler – ein ge- rahmter Motivationsschub. Einer der vier ge- wählten Spieler: Klar, Farès – in einer Reihe mit Junior Mwanga (heute Racing de Stras- bourg), Malcom Bokele (heute Göztepe/ Süper Lig) und Romain del Castillo (heute Stade Brest). Marcelo Collazos, damals Co-Trainer der B-Jugend, schlägt in dieselbe Kerbe wie Gonzalez: „In den Trainingseinheiten war er einer der Anführer und motivierte die ande- ren Spieler, ein bestimmtes Niveau zu errei- chen.“ Die Zeit an der Avenue Paul Santy, Hei- mat der rot-weißen Löwen, war für Farès und seine Teamkollegen erfolgreich, aber zu- nächst auch mit Zweifeln behaftet. „Für einen Amateurverein hatten wir einen sehr offensi- ven Ansatz gewählt, anfangs war Farès davon nicht unbedingt überzeugt. In einem Ge- spräch sagte er uns, dass man gegen kleinere Gegner so spielen könne, aber es gegen die Großen so nicht schaffen würde“, berichtet Collazos. Nun, das erste Spiel gegen Saint- Étienne gewann der FCL mit 1:0, Farès traf zum Sieg. „Da hat er begriffen, dass wir es schaffen können“, so der damalige Assistenz- trainer. Und wie die B-Junioren es schafften. „Wir ha- ben eine großartige Saison hingelegt und sind Meister geworden. Eine historische Sai- son, die es so in Frankreich zuvor noch nicht gegeben hatte. Das war die bislang schönste Fußballsaison meines Lebens“, so der inzwi- schen 13-fache algerische Nationalspieler in Diensten der Eintracht. „Farès ist ein Junge, mit dem es uns viel Spaß gemacht hat, zu- sammenzuarbeiten. Ein sehr ernsthafter Jun- ge, der mit seiner Mentalität und in seiner Art, seinen Sport auszuüben, sehr professionell ist“, lobt Gonzalez auch Jahre später. Beide sind eng befreundet und regelmäßig in Kon- takt. (l.): Marcelo Collazos gehörte seinerzeit zum Trainerstab der erfolgreichen B-Jugend beim FC Lyon 1893. (r.) Verdiente Spieler beim FC Lyon 1893 (v.l.): Farès Chaibi, Junior Mwanga, Malcom Bokele und Romain del Castillo. „Sie stehen immer hinter mir, sie sind wie Brüder“ Farès Chaibi über seine besten Freunde 2626