„Sehr wichtig, ein gutes Umfeld zu haben. Das Glück hatte ich.“

Aus Bron, einem industriell geprägten Vorort von Lyon, über Toulouse im Süden Frankreichs nach Frankfurt im Herzen von Europa: Seit Sommer 2023 trägt Farès Chaibi das Trikot mit dem Adler auf der Brust – und kehrte kürzlich mit der Eintracht zurück in seine Heimatstadt. In der Ligaphase der UEFA Europa League standen die Hessen Mitte Dezember Olympique Lyonnais gegenüber. Die „Eintracht vom Main“-Redaktion und EintrachtTV haben sich vorab in der Stadt an Rhône und Saône auf Spurensuche begeben und mit Familie, Freunden, Jugendtrainern und Wegbegleitern des variablen Offensivspielers gesprochen. 

 

Reportage: Stephan Weidemeyer
Fotos: Max Galys, Bianca Jockel, imago images, privat, Matias Farto, Stephan Weidemeyer 

 

Nur wenige Schritte entfernt von der Saône, die teils parallel zur Rhône fließt, erzählt eine Hauswand die Geschichte einer Stadt. „La fresque des Lyonnais“, ein großes Fassadenkunstwerk. Die Mitte der 1990er Jahre aufgemalten Personen, die von den ebenfalls aufgemalten Balkonen grüßen oder an dem Gebäude im ersten Arrondissement entlangschlendern, sind eng mit der Stadt verbunden – Kaiser, Bischöfe, Wissenschaftler, Erfinder, Schriftsteller, Fußballer, Politiker, Regisseure, Architekten und mehr. Ein Zeitstrahl. Bienvenue à Lyon. 

Die Stadt in der französischen Region Rhône-Alpes, in der die ganz persönliche Geschichte eines Adlerträgers begann: „Ich bin Farès Chaibi und komme aus dem Lyoner Viertel Bron!“ Mit einem Lächeln im Gesicht blickt der 22-Jährige im ProfiCamp im Deutsche Bank Park in die Kamera. Nur wenige Tage, bevor er mit der Frankfurter Eintracht in der UEFA Europa League im Groupama Stadium, nur 15 Autominuten entfernt von der Vorstadt, in der er aufgewachsen ist, gegen Olympique Lyonnais antreten wird. Familie, Freunde, Weggefährten: Rund 50 Vertraute werden auf der Tribüne sitzen. Sie haben Farès, ihren Jungen aus Bron, auf dessen Weg begleitet – und sind selbstverständlich weiterhin an seiner Seite. 

Dieser Weg begann in der Rue Marcel Cerdan, Heimat des Sporting Club Bron Terraillon. Vor dem Vereinsheim liegt auf der Wiese ausgebreitet ein großes Banner, starker Wind hatte es in den Tagen zuvor heruntergeweht. Vier Fußballer sind darauf abgebildet. „Emmanuel Gas, Trainer bei Clermont Foot, sowie Karim Benzema, Hamza Rafia und Farès“, geht Frederic Rigolet die Reihe durch. Alle haben sie für den Klub gespielt und trugen den Geist von Bron hinaus in die weite Fußballwelt. Der Stolz, der in der Stimme sowie in den Augen des SCBT-Urgesteins liegt, ist unverkennbar. „Ensemble accompagnons les jeunes d’aujourd’hui et construisons le Club de demain” steht Weiß auf Blau an einer Wand im Gemeinschaftsraum des Vereinsheims geschrieben: „Lasst uns gemeinsam die Jugendlichen von heute begleiten und den Club von morgen aufbauen!“ 

 

„Er war sehr schüchtern. Man hat ihn nie gehört, aber was man früh sehen konnte, war sein Talent.“ - Frederic Rigolet 

 

Einer dieser Jugendlichen war Anfang der 2000er Jahre Farès Chaibi. Im Alter von vier Jahren begann er hier das Fußballspielen. Zum ersten Mal in einer Mannschaft, „in einem echten Klub“, wie Chaibi sagt. „Ich kann sagen, dass ich Farès‘ erster Coach war“, erzählt Rigolet: „Er war sehr schüchtern. Man hat ihn nie gehört, aber was man früh sehen konnte, war sein Talent. Er hat mit seinen Füßen auf dem Platz gesprochen. Wenn er auf dem Platz steht, wirkt alles sehr natürlich.“ Diese Schüchternheit sollte er später ablegen. 

Farès und der Ball – eine Verbindung, die sehr früh ihren Anfang nahm. Ilyes Chaibi, einer von Farès‘ drei Brüdern, deutet auf einen Parkplatz zwischen Hauseingängen und mehreren Garagen – hier und da kleine Rasenflächen, früher habe es auch einen Spielplatz direkt nebenan gegeben. „Er wollte immer draußen sein und Fußball spielen, auf Bäume klettern und so weiter. Manchmal musste man ihn ein bisschen zurückhalten“, erinnert sich Ilyes, sechs Jahre älter und ebenfalls Fußballprofi. Mal sei er total verschmutzt nach Hause gekommen, manchmal habe die Mutter aus dem Fenster gerufen, wenn es dunkel wurde. „Farès war ein sehr fröhlicher Junge, den jeder mochte und der meinen Eltern zu Hause keine Probleme bereitete“, weiß der ältere Bruder. 

Anfangs stand neben der Eingangstür ein Topf. „In diese kleine Öffnung wollte er den Ball reinbringen, ohne dass er herausspringt“, erzählt Ilyes. Kreative Technikschule made im Hinterhof. Natürlich boten sich die Garagen bestens als improvisiertes Tor an, wer kennt es nicht. „Er wollte jemanden hier im Tor haben“, sagt der Bruder und zeigt auf die braunen Garagen: „Und dann stand er vor dem Hauseingang und schoss, schoss, schoss – jeden Tag“. Scheiben und Autospiegel gingen mal zu Bruch, immer wieder flog der Ball über die Garagen hinweg auf das Nachbargelände. 

Zum Garagentor, zum Parkplatz sowie zur kleinen Rasenfläche neben der Haustür gesellten sich schließlich die Plätze des Sporting Club Bron Terraillon, kein allzu langer Spaziergang von der elterlichen Wohnung entfernt. „Es ist mein Zuhause, ich schaue immer wieder dort vorbei und das wird auch so bleiben. Es ist ein wichtiger Verein für mich“, sagt der heutige Adlerträger. An einer der Kabinentüren des SCBT hängt ein Foto von Farès im Eintracht-Trikot. „Das ist die Kabine, in der sich die Älteren immer umziehen wollen“, berichtet Frederic Rigolet: „Nach jedem Spiel rufen wir Farès an und erzählen, wie es war. Einmal hatte er samstags ein Spiel mit Algerien. Er ist dann ins Flugzeug gestiegen und war am Sonntag bei uns. Leider haben wir das Spiel verloren, aber er war hier und hat seinen Freunden zugeschaut.“ Eine enge Verbundenheit, starke 

Wurzeln. „Er ist hier sehr präsent, viele Menschen mögen ihn“, so sein ehemaliger Jugendtrainer. 

Diese Nähe trotz der inzwischen räumlichen Distanz von gut 700 Kilometern spürt man allerorts, in jedem Gespräch. Immer wieder werden Farès‘ Bruder Ilyes und sein Vater auf der Straße begrüßt und in ein kurzes Gespräch verwickelt – man kennt sich im Viertel, mag sich. „Ich weiß, dass er dem Viertel noch immer verbunden ist und seinen Freunden und der Jugend viel gibt. Er ist unser Stolz“, sagt Sozialarbeiter Metoui Mohamed, der Farès von früher kennt. 

An einem kleinen Fußballkäfig in Bron, umringt von hohen Plattenbauten auf der einen und modernen Mehrfamilienhäusern auf der anderen Seite, fragen einige Schulkinder, die auf ihren Bus warten, nach Farès Chaibi, als sie die aufgebaute Interviewkulisse entdecken. „Geht es hier um Farès?“ Ja. Dort auf dem Kunstrasen, wo gerade die Kamera steht und sich eine kleine Gruppe Menschen tummelt, kickte der Mittelfeldspieler mit dem Adler auf der Brust häufig. Sehr häufig. 

„Er war immer da, auch wenn er dann Doppelschichten mit den Älteren machen musste. Er liebt den Fußball, er hat die ganze Zeit gespielt“, erinnert sich Metoui Mohamed, gemeinsam mit seinem Kollegen Fabrice Mbala viele Jahre Betreuer und Fußballtrainer beim landesweiten Projekt „Sport dans la Ville“. Der Verein setzt sich für Inklusion durch Sport ein. „In vielen ärmeren Stadtvierteln gibt es Fußball- und Basketballplätze dieser Art. Das Ziel ist, den Sport als Mittel zur Inklusion und Integration in die Gesellschaft zu nutzen. So erreichen wir viele junge Menschen“, sagt Metoui Mohamed. Aktuell seien es in Frankreich um die 15.000. 

„Mit diesem Projekt hatten wir eine gute Zeit. Wir haben sogar manchmal vor der Schule gespielt. Wenn das Spiel vorbei war, waren wir traurig“, blickt Farès zurück und hebt zugleich die Bedeutung von Projekten wie diesem hervor: „Es war sehr wichtig für uns!“ 

 

„Einen jungen Menschen wie Farès sein Potenzial ausschöpfen zu sehen, ist ein Beispiel, und ich hoffe, dass noch viele andere junge Menschen diesem Weg werden folgen können“ - Metoui Mohamed 

 

„In Stadtvierteln wie Bron ist es für junge Menschen sehr, sehr schwierig. Einen jungen Menschen wie Farès sein Potenzial ausschöpfen zu sehen, ist ein Beispiel, und ich hoffe, dass noch viele andere junge Menschen diesem Weg werden folgen können“, sagt Metoui Mohamed: „Es macht einen stolz! Es ist eine große Freude zu sehen, wie er sich weiterentwickelt. Zu sehen, wo er angefangen hat, und ihn heute dort zu sehen, wo er ist.“ 

Auf Farès‘ ganz persönlichem Weg begleiten ihn viele enge Vertraute. „Es ist sehr wichtig, ein gutes Umfeld zu haben – und das Glück hatte ich. Mein Vater war immer für mich da, so auch mein Onkel und meine großen Brüder. Natürlich auch meine Mutter und meine Schwestern“, unterstreicht der Eintrachtler. Immer an seiner Seite, stets schützend und unterstützend. „Wir hatten hier in Bron eine tolle Kindheit! Wir wussten das Beste daraus zu machen. Es ist uns klar, dass es kein einfaches Viertel ist. Aber wir haben gute Erinnerungen bewahrt und sind ehrlich gesagt sehr glücklich, in diesem Stadtviertel aufgewachsen zu sein – weil wir alle unsere Familie und unsere Freunde hier haben“, sagt Bruder Ilyes. Für Farès ist er ein Vorbild. Als Mensch, aber auch als Fußballer und – dank seines Erfahrungsschatzes im Fußball – Ratgeber. „Er hatte ein großes Talent – vielleicht über meinem. Er hatte eine tolle Karriere.Er gibt mir immer seinen Rat. Meine anderen Geschwister natürlich auch, aber auf Fußballebene vor allem Ilyes“, so Frankfurts Nummer acht. Farès, der Familienmensch. 

 

„Sie stehen immer hinter mir, sie sind wie Brüder“ - Farès Chaibi über seine besten Freunde 

 

Und Farès, der Freund. „Zusätzlich zu meiner Familie habe ich das Glück, eines zu haben: fünf, sechs Freunde, die ich kenne, seit wir klein waren. Sie stehen immer hinter mir, sie sind wie Brüder. Das ist mental sehr wichtig für mich, gerade wenn Dinge mal nicht so gut laufen. Wir rufen uns ständig an, sie sind immer für mich da“, freut sich der 22-Jährige über treue Weggefährten. Seine zweite Familie. Eigentlich eine große Familie. Einer davon ist Ayman Moussafi, der Farès beim AS Bron – die nächste fußballerische Station nach dem SCBT – im Alter von zehn Jahren kennenlernte. Schule, Fußball von morgens bis abends, Videospiele, irgendetwas gemeinsam unternehmen – „wir waren immer zusammen“, sagt Ayman, der sich, angesprochen auf den jungen Farès, an einen quirligen, sportbegeisterten, sehr aktiven und teils impulsiven Jungen erinnert. 

Eine Impulsivität, die Farès Chaibi bei seiner nächsten Station, dem FC Lyon 1893, zu Beginn auch ein Hindernis war. „Anfangs musste man ihm einen Rahmen setzen und zeitweise sogar auf sein Verhalten hinweisen, weil er dazu neigte, etwas zu impulsiv zu sein. Sobald er das verstanden hatte, war er ein sehr treibender und führender Faktor – sowohl auf als auch außerhalb des Platzes“, so Jordan Gonzalez, Chaibis U17-Coach. „Er war sehr hart, aber für mich und uns wie ein zweiter Vater. Er war oft auf dem Feld, er wollte Spieler mit Charakter“, sagt Chaibi über einen seiner wichtigsten Förderer. Wie beim etwa fünf Kilometer entfernten SCBT blicken die Spieler auch beim Klub von 1893 vor der Kabine am Ende eines langen Ganges unterhalb der Tribüne auf Fotos verdienter Spieler – ein gerahmter Motivationsschub. Einer der vier gewählten Spieler: Klar, Farès – in einer Reihe mit Junior Mwanga (heute Racing de Strasbourg), Malcom Bokele (heute Göztepe/ Süper Lig) und Romain del Castillo (heute Stade Brest). 

Marcelo Collazos, damals Co-Trainer der B-Jugend, schlägt in dieselbe Kerbe wie Gonzalez: „In den Trainingseinheiten war er einer der Anführer und motivierte die anderen Spieler, ein bestimmtes Niveau zu erreichen.“ Die Zeit an der Avenue Paul Santy, Heimat der rot-weißen Löwen, war für Farès und seine Teamkollegen erfolgreich, aber zunächst auch mit Zweifeln behaftet. „Für einen Amateurverein hatten wir einen sehr offensiven Ansatz gewählt, anfangs war Farès davon nicht unbedingt überzeugt. In einem Gespräch sagte er uns, dass man gegen kleinere Gegner so spielen könne, aber es gegen die Großen so nicht schaffen würde“, berichtet Collazos. Nun, das erste Spiel gegen Saint-Étienne gewann der FCL mit 1:0, Farès traf zum Sieg. „Da hat er begriffen, dass wir es schaffen können“, so der damalige Assistenztrainer. 

Und wie die B-Junioren es schafften. „Wir haben eine großartige Saison hingelegt und sind Meister geworden. Eine historische Saison, die es so in Frankreich zuvor noch nicht gegeben hatte. Das war die bislang schönste Fußballsaison meines Lebens“, so der inzwischen 13-fache algerische Nationalspieler in Diensten der Eintracht. „Farès ist ein Junge, mit dem es uns viel Spaß gemacht hat, zusammenzuarbeiten. Ein sehr ernsthafter Junge, der mit seiner Mentalität und in seiner Art, seinen Sport auszuüben, sehr professionell ist“, lobt Gonzalez auch Jahre später. Beide sind eng befreundet und regelmäßig in Kontakt. 

Erfolge wecken Begehrlichkeiten. Einige Vereine klopften bei Farès und seiner Familie an. Die Entscheidung fiel im Sommer 2019 für den Toulouse FC. 500 Kilometer weg von Lyon, von Bron, von seiner Familie und seinen Freunden. Es war ein Einschnitt. „Wir waren sehr happy für ihn, als er nach Toulouse ging. Sein Erfolg ist unser Erfolg. Er ist wie ein Bruder für uns! Ja, es stimmt, dass wir uns mit der Distanz etwas weniger gesehen haben. Aber wir haben uns alle sehr gefreut für ihn“, bemerkt Kumpel Ayman Moussafi. Farès Bruder Ilyes kannte einen solchen Schritt, stand einige Jahre zuvor selbst an dem Punkt, die Heimat in jungem Alter für den Fußball zu verlassen. „Für Farès war es die Weiterentwicklung seiner Karriere und insbesondere der Saison, die er gerade beim FC Lyon verbracht hatte“, so Ilyes, der aktuell in der Schweiz bei Vevey-Sports spielt, früher aber bei der AS Monaco unter anderem an der Seite von Kylian Mbappé aufgelaufen ist. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis auch Farès dem französischen Superstar auf dem Rasen begegnen würde – allerdings als Gegenspieler. 

„Die Zeit im Nachwuchsleistungszentrum war sicherlich die Phase meines Fußballerlebens, die mich am meisten geprägt hat. Dort habe ich Fußball richtig kennengelernt. Und wir haben gelernt, ein Mann zu werden – eigenständig und unabhängig. Diese Zeit hat meinen Charakter und eine gewisse Mentalität geformt, und beides hat dazu geführt, dass ich heute hier bin“, sagt Farès rückblickend auf die Jahre in Südfrankreich. Der damals 16-Jährige spielte für die U19 und die Zweitvertretung, der Durchbruch folgte in der Saison 2022/23. Seine Bilanz: 41 Spiele in der Ligue 1 und im Coupe de France, acht Tore und sieben Vorlagen. 

 

„Nach dem Spiel habe ich mit Kylian [Mbappé] gesprochen und er hat sich an mich erinnert, als ich noch klein war – weil er ja mit meinem Bruder zusammen gespielt hat. Wir haben Trikots getauscht.“ - Farès Chaibi 

 

„Ich war 19 Jahre jung und stand plötzlich gegen Spieler wie Neymar, Messi oder Mbappé auf dem Rasen. Darauf bin ich sehr stolz“, sagt Chaibi und erinnert sich dabei an eine besondere Begegnung im Anschluss an ein Spiel gegen Paris Saint-Germain: „Nach dem Spiel habe ich mit Kylian [Mbappé] gesprochen und er hat sich an mich erinnert, als ich noch klein war – weil er ja mit meinem Bruder zusammen gespielt hat. Wir haben Trikots getauscht. So eine Anekdote macht mich glücklich – das erste Spiel gegen einen solch großen Gegner und dann direkt ein Trikottausch.“ Er war angekommen auf der großen Bühne – und diese Spielzeit hielt noch weit Größeres bereit. Mit 5:1 setzte sich Toulouse vor 78.000 Zuschauern im Stade de France im Pokalfinale gegen den FC Nantes durch, bereits zur Pause stand es 4:0. Der Toulouse Football Club stand nach dem ersten Titelgewinn seit 66 Jahren im Fokus, so auch die Spieler. So auch Farès. 

„Als Farès mich nach meiner Meinung gefragt hat, was die beste Wahl für ihn wäre, haben wir die Vor- und Nachteile abgewogen. Er hat mit vielen Personen gesprochen: seiner Familie, anderen Freunden und natürlich seinem Agenten. Und so beschloss er, nach Frankfurt zu gehen. Ich denke, es war die beste Entscheidung, die er treffen konnte“, sagt Ayman Moussafi, der enge Freund aus Kindheitstagen. Farès besprach sich – wie gewohnt – mit seinem engsten Kreis. Am 30. August 2023 unterschrieb der variable Offensivspieler mit dem feinen Fuß im Herzen von Europa: „Als ich unterschrieben hatte – es war kurz vor Ende des Transferfensters – war ich sehr erleichtert und froh. Ich wollte unbedingt hierherkommen. Ich fühle mich sehr wohl, habe mich direkt gut eingelebt – im Verein und in der Stadt. Dafür bin ich sehr dankbar.“ 

Zweieinhalb Wochen später das Debüt mit dem Adler auf der Brust in der Bundesliga gegen Bochum, fünf Tage darauf das Duell in der UEFA Conference League gegen Aberdeen inklusive erstem Assist, das erste Tor als Frankfurter im tiefsten Herbst zu Hause im Deutsche Bank Park gegen Dortmund sowie wenig später ein Traumtor in Helsinki. Wettbewerbsübergreifend über 50 Pflichtspieleinsätze für die Hessen stehen inzwischen zu Buche. „Ich versuche, jeden Tag das Beste für den Klub zu geben“, so der Offensivmann. 

 

„Ich habe mich anfangs schon gefragt, ob Farès in der Lage sein wird, das zu schaffen. Heute können wir sagen: Ja, das ist er.“ - Frederic Rigolet, Chaibis Jugendtrainer 

 

Vom Main zurück an Saône und Rhône. „Wir wissen, dass die Bundesliga eine harte Liga ist. Man muss bis zum Ende alles geben und kämpfen, bis der Schiedsrichter abpfeift. Ich habe mich anfangs schon gefragt, ob Farès in der Lage sein wird, das zu schaffen. Heute können wir sagen: Ja, das ist er“, konstatiert Frederic Rigolet vom Sporting Club Bron Terraillon und erzählt mit Freude: „Jetzt haben wir ein großes Interesse, die Bundesliga zu schauen. Wir zeigen die Spiele hier bei uns. Die Leute wissen jetzt, wo Frankfurt ist.“ Damit sind Farès‘ Freunde und ehemalige Weggefährten beim SCBT im Osten Lyons keinesfalls allein. „So oft es geht, sitze ich vor dem Fernseher und schaue die Bundesliga und insbesondere die Spiele von Eintracht Frankfurt – dank Farès“, so Fabrice Mbala, Sozialarbeiter von „Sports dans la Ville“. 

„Ich bin sehr stolz auf seinen Werdegang“, bekräftigt FCL-Jugendtrainer Jordan Gonzalez, inzwischen Coach des FC Versailles, schaltet aber zugleich in den Trainermodus: „Ich denke, dass der schwierigste Teil noch vor ihm liegt, und er nun versuchen muss, auf sehr hohem Niveau konstant zu bleiben. Es liegt also an ihm, seine Leistungen zu bestätigen, ich verfolge seine Entwicklung sehr genau.“ 

Wie sein enges, geliebtes Umfeld. „Wir telefonieren täglich“, verrät Bruder Ilyes, der sich – sofern es der Kalender zulässt – die Spiele in Frankfurt vor Ort anschaut. So auch seine Freunde – die Clique von früher wie von heute. Engste Bande. Besuche, Telefonate, gemeinsames Zocken und Quatschen auf der Playstation. „Wir freuen uns für ihn, wenn er spielt“, betont Ayman Moussafi. „Ich kann allen nicht genug danken“, unterstreicht Farès, der Junge aus Bron.