Über verschiedene Sportarten zum Erfolg

Einmal in der Woche erhalten die Spieler der Jahrgänge U9 bis U13 im Rahmen des multisportiven Trainings Einblicke in andere Sportarten. Professor Dr. Arne Güllich, der gemeinsam mit seinem internationalen Team zur Talententwicklung im Spitzensport forscht, erklärt, welche langfristigen Vorteile es mit sich bringen kann, auf dem Weg zum Profi mehr als nur eine Sportart zu betreiben. 

 

Mittwochnachmittag, 17 Uhr: In der Wolfgang-Steubing-Halle am Riederwald werden nicht etwa Laufwege trainiert und Tore geschossen, sondern das Training der U9 bis U13 kommt ohne das gewohnte runde Leder aus. Denn mittwochs findet für die jüngsten Adlerträger das multisportive Training statt, in dem sie die Möglichkeit bekommen, andere Sportarten zu lernen und auszuprobieren – von Turnen, über Breaking und Parcour, bis hin zum Basketball. Dadurch soll unter anderem sichergestellt werden, dass die jungen Eintrachtler nicht zu eindimensionale Bewegungsmuster lernen und in ihrer Kreativität sowie Motorik gefördert werden. 

Doch eine multisportive Ausbildung kann langfristig noch viel weitreichendere positive Auswirkungen auf die Entwicklung eines Fußballspielers haben, wie Professor Dr. Arne Güllich erklärt. Der Sportwissenschaftler und sein international sowie interdisziplinär besetztes Team forschen seit über 20 Jahren zur Talententwicklung im Spitzensport. „Viele Weltklasse-Fußballer haben in ihrer Jugend durchschnittlich ein oder zwei andere Sportarten betrieben, und das im Schnitt bis zum Alter von 16 Jahren “, erläutert Güllich, auf die Vorteile des Ausübens mehrerer Sportarten angesprochen. Entscheidend sei an dieser Stelle die Authentizität der Erfahrung innerhalb der anderen Sportarten: „Die Spieler, von denen wir da sprechen, haben mit einem auf diese Sportart spezialisierten Trainer sowie anderen Sportlern aus dieser Disziplin trainiert. Darüber hinaus war die Erfahrung in den anderen Sportarten langfristig und leistungsbezogen.“ 

Dazu, warum eine multisportive Ausbildung langfristig zu besseren Leistungen im Spitzensport führt, gibt es Güllich zufolge drei Hypothesen: „Jene Sportlerinnen und Sportler, die verschiedene Disziplinen ausprobieren, finden eher diejenige Sportart, die ideal zu ihnen passt. Diejenigen, die sich dann nachhaltig für den Fußball entscheiden, tun das mit einer höheren Entscheidungsreife, weil sie Alternativen aus eigenen Erfahrungen kennen. Hinzu kommt das Thema Lernkapital: Wer verschiedene Aufgaben in verschiedenen Settings und Methoden absolviert, erweitert sein Lernkapital für das spezialisierte Lernen im Fußball, was zu einer höheren Trainingseffizienz führt.“ 

Dies wirkt sich besonders einige Jahre später positiv auf die Leistungen des jeweiligen Spielers aus, wie Güllich berichtet. „Der Gipfel des Vorteils in der Trainingseffizienz zeigt sich erst Anfang bis Mitte der zwanziger Jahre – also genau dann, wenn es enger wird und kleine Leistungsunterschiede den Ausschlag geben können.“ Ein weiterer Vorteil einer multisportiven Ausbildung im Jungendalter liege in der verringerten Verletzungsanfälligkeit. „Wer im Jugendalter verschiedene Sportarten betreibt, hat langfristig weniger Risiken, besonders in Bezug auf Überlastungsschäden.“

Eine multisportive Ausbildung allein mache wiederum keinen Spitzensportler, sondern sei nur einer von verschiedenen Faktoren, die für die langfristige Entwicklung wichtig sind. „Es ist ein Konzept, in das sich viele verschiedene Themen einpassen“, betont Güllich.