Im engen Austausch mit den Eltern
Giovanni Brandi, Elternbeauftragter im Nachwuchsleistungszentrum (NLZ), gibt im Interview Einblicke in seine Rolle als Schnittstelle zwischen dem NLZ und den Eltern der Nachwuchsspieler. Besonders für neue Familien, die ihre Kinder ins NLZ bringen, ist er der erste Ansprechpartner. Er erklärt, weshalb es entscheidend ist, den Austausch mit den Eltern zu intensivieren und mehr Transparenz zu schaffen, sowie Schritte, die das NLZ unternommen hat, um das Elternmanagement weiterzuentwickeln.
Gude Giovanni. Du bist im NLZ als Elternbeauftragter tätig. Was bedeutet das? Was kann man sich darunter vorstellen?
Ich bin der erste Ansprechpartner für die Eltern, insbesondere wenn sie nicht unmittelbar mit den Trainerinnen und Trainern in Kontakt stehen. Besonders für neue Spieler und ihre Eltern, die in das Nachwuchsleistungszentrum kommen, aber nicht im Internat untergebracht sind, bin ich die zentrale Anlaufstelle.
Welches übergeordnete Ziel verfolgt das Elternmanagement?
Unser aller Ziel ist es, möglichst viele Profis auszubilden – idealerweise für unsere erste Mannschaft. In dieser Gemengelage ist es entscheidend, auch die Eltern unserer Talente mit ins Boot zu holen. Genau deshalb haben wir die Position eines Elternbeauftragten geschaffen. Die Eltern sind die engsten Bezugspersonen unserer Spieler. Wir möchten ihnen möglichst viel Transparenz bieten, bessere Einblicke in die Abläufe geben, die wir im täglichen Umgang mit den Talenten durchlaufen und sie mehr mit ins Boot holen. Denn wir wissen, wie wichtig diese Verbindung ist: Je besser die Beziehung zu den Eltern, desto größer ist die Chance, dass sich unsere Talente optimal entwickeln. Wir erhoffen uns neben reibungsloseren Abläufen ebenfalls eine Leistungssteigerung unserer Talente und dass durch den intensiveren Kontakt mit den Eltern auch Synergien entstehen können.
Welche Prozesse wurden im Hinblick auf das Elternmanagement in den letzten Monaten angestoßen?
Seit dieser Saison gibt es auf der Homepage von Eintracht Frankfurt im Nachwuchsbereich eine eigene Elternseite – das ist bereits ein Riesenschritt. Das ist eine Seite, auf der sich Eltern direkt erste Informationen holen können. Dort finden sich meine Kontaktdaten und die anderer Ansprechpersonen, darunter die Leiter unserer verschiedenen Fachbereiche. Man kann sich direkt an die jeweiligen Personen wenden und natürlich kann man sich auch jederzeit direkt bei mir melden. Ich sehe mich da als Schnittstelle, weil ich schon sehr lange im NLZ tätig bin und dadurch viele Menschen kenne, die hier arbeiten, und auch umgekehrt. Dementsprechend besteht da eine gewisse Vertrauensbasis, durch die ich schnell Brücken schlagen kann. Genau das ist mir wichtig.
Welche weiteren spezifischen Angebote gibt es für die Eltern der Nachwuchsspie- ler?
Wir haben im vergangenen Jahr erstmals Vorträge für die Eltern eingeführt und in der letzten Zeit haben wir eine Vielzahl an Veranstaltungen zu verschiedenen Themen abgehalten. Das ist ganz neu, und wir versuchen, den Eltern Aufklärung zu bieten und möglichst viel Transparenz darüber zu schaffen, was wir mit den Spielern machen. Zusätzlich bemühen wir uns, die Fragen der Eltern besser beantworten zu können, weshalb wir immer Expertinnen und Experten aus den jeweiligen Abteilungen dabei haben, die sich vorstellen und ein Thema präsentieren. Hier besteht für die Eltern die Möglichkeit, Fragen zu unterschiedlichen Themen zu stellen, die sie vielleicht beschäftigen. Denn so nah wie während der Vorträge kommt man den diesen Fachleuten im Alltag eher weniger. Dementsprechend ist das ein großer Benefit.
Wie gestaltet sich das Elternmanagement im NLZ im Hinblick auf die Integration neuer Spielereltern?
Ich versuche, mich den neuen Eltern auf jedem Elternabend noch einmal vorzustellen, besonders bei Mannschaften wie der U9, die gerade neu gegründet werden und ihr erstes Jahr bei der Eintracht absolvieren. Dort ist es besonders wichtig, dass ich präsent bin und man mein Gesicht mal gesehen hat. Darüber hinaus gehe ich regelmäßig während der Trainingseinheiten über den Platz. Auch wenn nicht alle Eltern vor Ort sind, treffe ich oft viele Elternteile, die mich begrüßen und direkt ansprechen können, falls es ein Problem oder Fragen gibt.
„Die Rolle der Eltern ist enorm wichtig, da sie die nächsten Bezugspersonen der Spieler sind“
Welche Regeln und Richtlinien gelten für die Eltern?
Wir haben bereits seit einiger Zeit einen Verhaltenskodex, den wir nun überarbeitet und neu aufgelegt haben. Dafür haben wir mit den Eltern eine Veranstaltung, sozusagen einen kleinen Elternabend, abgehalten, bei dem wir versucht haben, aus möglichst allen Elterngruppen Repräsentantinnen und Repräsentaten zu versammeln. Das haben wir auch gut hinbekommen. Wir sind unseren alten Verhaltenskodex durchgegangen und haben ihn mit den Vorstellungen, Ideen sowie den Wünschen der Eltern der verschiedenen Altersjahrgängen aktualisiert und in Angriff genommen, diesen neu aufzusetzen. Der aktualisierte Kodex ist auf der Elternseite einsehbar und kann heruntergeladen werden, sodass er für jeden zugänglich ist.
Wie würdest du den Einfluss einschätzen, den der Umgang mit den Eltern auf die langfristige Entwicklung von Nachwuchsspielern hat?
Die Rolle der Eltern ist enorm wichtig, da sie die nächsten Bezugspersonen der Spieler sind. Sie kümmern sich am meisten um die Talente, sind am engsten mit ihnen verbunden und kennen ihre Kinder am besten. Daher lässt sich die Bedeutung ihrer Rolle kaum hoch genug einschätzen. Wenn es den Eltern gut geht, geht es ihren Kindern mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gut – das würde ich mal so behaupten. Deshalb ist diese Zusammenarbeit so entscheidend. Es kann sein, dass eine
gewisse Einmischung durch die Eltern erwartet wird, aber je besser das Elternmanagement im gesamten Verein und in der ganzen Jugendabteilung gelingt, desto mehr kann man, glaube ich, daraus ziehen. Und deswegen ist diese Rolle so wichtig.
Inwiefern unterscheidet sich das Management der Eltern von jüngeren Nachwuchs- spielern im Vergleich zu den älteren Nachwuchsspielern? Welche besonderen Herausforderungen gibt es bei den jüngeren Altersklassen?
Bei den jüngeren Spielern ist es oft so, dass sie ganz neu hier sind. Das bedeutet, dass die Eltern vor einer anderen Herausforderung stehen, weil sie noch nicht wissen, wie ein NLZ funktioniert. Wir sind bei ihnen dann in dieser Hinsicht eher Ansprechpartner. Wenn man neu im NLZ ist, kennt man vielleicht noch nicht die Etikette und die spezifischen Abläufe. Bei einem kleineren Verein war es vielleicht noch so, dass man von der Seite hereingerufen hat, und das wurde dann auch eher toleriert. Im NLZ wird jedoch sehr schnell klar, dass das so nicht funktionieren kann. Wenn die Spieler dann schon zwei, drei, vier oder fünf Jahre hier sind, werden wiederum beispielsweise die Themen weiterführende Schule und Schulabschluss relevanter. Die Sorgen oder die Probleme beziehungsweise die Herausforderungen variieren dementsprechend je nach Altersklasse.
Mit Blick in die Zukunft: Wie soll das Elternmanagement weiter ausgebaut werden? Was sind die nächsten Schritte?
Wir wollen unsere Vortragsreihe weiter verfeinern. Im vergangenen Jahr war das ein erster Rundumschlag, den wir versucht haben und der sich als erfolgreich herausgestellt hat. In Zukunft werden wir gezielte Anpassungen vornehmen und versuchen, noch mehr Themen anzubieten. Zusätzlich wollen wir mehr Informationen auf unserer Elternseite bereitstellen und weitere Inhalte darauf veröffentlichen. So möchten wir dafür sorgen, dass immer mehr Eltern wissen, wer ich bin, und dass sie sich bei Bedarf oder bei Fragen gerne an mich wenden können. Einen festen Masterplan haben wir zwar noch nicht, aber wir werden uns Schritt für Schritt weiterentwickeln und kontinuierlich neue Veränderungen anstoßen.