„Ich lerne aktuell sehr viel“
Der ehemalige Eintracht-Profi und 114-fache japanische Nationalspieler Makoto Hasebe spricht im Interview unter anderem über Projekte während seiner vergangenen Reise nach Japan, sein erstes Halbjahr als Co-Trainer der U21 und seine Erfahrungen im Trainerstab der japanischen Nationalmannschaft.
Makoto Hasebe über …
... die ersten Monate nach dem Karriereende:
Mittlerweile ist schon über ein halbes Jahr vergangen, aber ich fühle mich in meinem neuen Leben sehr wohl. In den ersten ein, zwei Monaten war es ein komisches Gefühl, nicht mehr den gewohnten Tagesablauf zu haben. Aber jetzt habe ich Stück für Stück meinen Rhythmus gefunden. Ich habe sehr viel Spaß. Aber Fußball habe ich seither – mit Ausnahme eines Spiels bei der Traditionsmannschaft – nicht mehr gespielt (lacht).
... Inhalte seiner Japan-Reise im Januar:
Es war eine schöne Zeit mit spannenden Projekten. Ich habe unter anderem bei einer Konferenz des japanischen Fußballverbandes als Gastredner sprechen dürfen und das Wintercamp in Zusammenarbeit mit unserem Partnerverein Urawa Red Diamonds begleitet.
... Erkenntnisse der Konferenz der Japan Football Association:
Ich habe mit Shinji Okazaki [ehemals u.a. Mainz 05 und VfB Stuttgart; Anm. d. Red.] über die Unterschiede zwischen Fußball in Japan und in Europa gesprochen. Wir haben fast eine Stunde miteinander diskutiert. Fußball in Europa ist wie ein Kulturgut. Das merkt man aus meiner Sicht auch inhaltlich. Beispielsweise in Sachen Physis und Zwei- kampfverhalten gibt es nach wie vor große Unterschiede zwischen europäischem und japanischem Fußball.
...das Fußball-Wintercamp:
Das Camp hat mir großen Spaß bereitet. Es waren über 50 Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren dabei, die alle richtig Lust hatten, Fußball zu spielen. Es freut mich sehr, dass mein ehemaliger Verein, die Urawa Red Diamonds, und die Eintracht im Rahmen der Kooperation ein solches Camp für Kinder gemeinsam ausrichten.
... seine Aufgaben im Trainerstab der japanischen Nationalmannschaft:
Es ist mir eine große Ehre, dass ich direkt im Anschluss an meine Spielerkarriere eine solche Position ausfüllen darf. Es macht mir unheimlich viel Spaß, mit Spielern dieser Qualität zusammenarbeiten zu dürfen. Die Bedingungen sind top und das Trainerteam sehr erfahren. Meine Hauptaufgabe ist es, mit den Spielern zu kommunizieren und zudem ein Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainerteam zu sein. Die Möglichkeit, bei der U21 und der japanischen Nationalmannschaft parallel Erfahrungen zu sammeln, schätze ich sehr.
... das erste Halbjahr als Co-Trainer der U21:
Es ist natürlich ein großer Unterschied zwischen dem Spieler- und dem Trainerdasein. Ich lerne momentan viel und empfinde diesen Lernprozess als sehr interessant. Unser sehr junges Trainerteam ist unglaublich fleißig. Sie sind morgens schon früh da und der Arbeitstag reicht bis spät in den Abend. Ich bin sehr beeindruckt von ihnen.“
... seinen Impact auf Trainerteam und Mannschaft:
In so eine Mannschaft mit extrem jungen Spielern kann ich natürlich meine Erfahrung miteinbringen und versuchen, sie in jeglicher Hinsicht zu unterstützen. Wir müssen unsere jungen Spieler einerseits sportlich, aber andererseits auch in ihrer Persönlichkeit entwickeln. Die Aufgabe des gesamten Trainerteams ist es, das komplette Potenzial, das in ihnen steckt, zur Entfaltung zu bringen. Da müssen wir auch geduldig sein und viel mit ihnen kommunizieren.
... Zukunftspläne:
Ich plane nichts langfristig. Mein großes Ziel ist, irgendwann Trainer im Profibereich bei Eintracht Frankfurt zu sein. Aber ich habe noch sehr viel zu lernen und muss natürlich auch die nötigen Lizenzen absolvieren. Ich mache aber nichts schnell und unbedacht, sondern einen Schritt nach dem anderen.
... seinen eigenen Stil als Trainer:
Ich habe mit einigen Trainern zusammengearbeitet und dementsprechend auch viele Dinge gelernt. Erst im vergangenen Dezember durfte ich einige Tage das Training unserer Profis begleiten und habe mich in diesem Zusammenhang mit Dino [Toppmöller; Anm. d. Red.] ausgetauscht. Von seiner Spielidee habe ich einiges mitbekommen. Felix Magath war ein Trainer der härteren Schule, aber unter ihm konnten wir die Deutsche Meisterschaft feiern. Auch von ihm habe ich viel gelernt. Ich werde nach und nach meinen ‚Makoto-Style‘ aufbauen – dafür brauche ich aber noch Zeit.
... die aktuelle Performace der Lizenzmannschaft:
Ich muss ehrlich sagen, das ist großartig. Einerseits die guten Ergebnisse und aktuell der dritte Tabellenplatz. Aber andererseits auch inhaltlich, die Art und Weise, Fußball zu spielen, und die Leidenschaft – das ist schon sehr beeindruckend und freut mich sehr.
„Ich werde nach und nach meinen ‚Makoto-Style‘ aufbauen – dafür brauche ich aber noch Zeit“
... die Entwicklung der jungen Spieler im Profikader:
Ich habe mit einigen jungen Spielern bis letzten Sommer noch zusammengespielt. Ehrlich gesagt, für mich ist die größte Überraschung Nnamdi Collins. Die letzte Saison, sein erstes Jahr bei der Eintracht, war sicher nicht immer einfach. Aber seine Entwicklung und die Leistungen in dieser Saison – dafür ein großes Kompliment. Sein großes Potenzial war auch letztes Jahr schon zu erkennen. Aber dass er es nun so zeigen kann und diese Performances auf den Platz bringt, ist wirklich überragend.“
... die Bekanntheit der Eintracht in seinem Heimatland:
Die Eintracht ist in den vergangenen Jahren in Japan sehr groß geworden. Dazu tragen natürlich auch die japanischen Spieler bei, wie zum Beispiel Daichi Kamada oder davor auch Takashi Inui, Junichi Inamoto, Naohiro Takahara oder auch ich. Auch die Erfolge, der DFB- Pokalsieg 2018 und der Gewinn der Europa League 2022 leisten einen Beitrag zu einer höheren Bekanntheit. Im Winter 2022 sind wir nach Japan gereist und haben dort zwei Spiele absolviert. Die Eintracht ist in Japan deshalb ein bekannter Klub. Aber wir müssen den nächsten Schritt machen. Da spiele ich mit meiner Tätigkeit als Markenbotschafter natürlich auch eine Rolle. Grundsätzlich sorgt der sportliche Erfolg auch immer für eine höhere Bekanntheit. Es ist wichtig, immer auf der Bildfläche zu sein.