Pirmasens, der 1. FFC und andere Gäste

Serie, Teil 3 und 4

Das Waldstadion wird 100 Jahre alt! Im Mai ist es so weit, da feiert das Wohnzimmer der Eintracht im Deutsche Bank Park seinen 100. Geburtstag. Bis dahin gibt’s zehn verschiedene Blickwinkel auf die Sport- und Begegnungsstätte im Stadtwald. In dieser Ausgabe: Teil 3 und 4. 

 

3 Eintracht im Waldstadion

Dass Stadion und Verein so sehr eins sein würden wie heute, war vor 100 Jahren undenkbar. Das erste große Fußballspiel im Stadtwald bestritt nicht einmal die Eintracht, sondern der FSV Frankfurt: am 7. Juni 1925 das Finale um die Deutsche Meisterschaft, das der 1. FC Nürnberg nach Verlängerung 1:0 gewann. 1926 und 1960 folgten zwei weitere Endspiele, jedoch erneut ohne die Adlerträger. 

Ansonsten rollte der Ball ganz lange hauptsächlich am Bornheimer Hang und am Riederwald. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel: Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1959 mit dem ewigen Eintracht-Zuschauerrekord von 81.000 Besuchern gegen Pirmasens oder das Abschiedsspiel für Jürgen Grabowski im Oktober 1980 vor 45.000 Zuschauern. 

Bei Grabis letztem Tanz war die Eintracht schon dauerhaft in den Stadtwald umgezogen, das geschah mit Gründung der Bundesliga 1963. Der Riederwald blieb einzig als Trainingsgelände erhalten. Nach einem Zwischenhoch Anfang der 1990er Jahre ließ die Anziehungskraft spürbar nach, was auch den Abstiegen 1996, 2001 und 2004 geschuldet war. 

Mit dem dritten Umbau bis 2005 gingen die Besucherzahlen wieder nach oben, was der nach der Jahrtausendwende finanziell gebeutelteten Fußball AG weiter auf die Beine half. UEFA-Cup-Begegnungen gegen Bröndby, Palermo und Newcastle taten ihr Übriges. Vom fußballerischen Höhenflug der Neuzeit ganz zu schweigen. Berauschende Europapokalabende und eindrucksvolle Choreografien sind mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus ein Begriff. 

 

4 Fußball im Waldstadion

Beispielhaft für die Symbiose auf vielen Ebenen: Nicht nur die Männer, auch die Frauen haben in den vergangenen Jahren im Deutsche Bank Park eine Bühne für Bundesliga-Topspiele und Champions-League-Auftritte gefunden. 2022 stellten die Adlerträgerinnen gegen den FC Bayern mit 23.200 Zuschauern einen neuen Rekord in der Frauen-Bundesliga auf. 

Schon 2008 hatten die Frauen des 1. FFC Frankfurt hier zum dritten Mal den UEFA-Cup gewonnen und stellten gegen Umeå IK mit 27.500 Zuschauern einen neuen Rekord im Vereinsfußball der Frauen auf. Sowohl der SV Wehen Wiesbaden als auch der FSV Frankfurt zogen in den Stadtwald um, als ihre eigenen Stadien umgebaut wurden. Der 1. FSV Mainz 05 bestritt die Qualifikationsspiele zum UEFA-Pokal 2005/06 und das Erstrunden-Match gegen den FC Sevilla im Waldstadion. 

 

Berauschende Europapokalnächte, Länderspiele und Gäste, die ihre Heimspiele hier austrugen 

 

Selbst der türkische Verband wich mehrmals nach Frankfurt aus, als er wegen einer UEFA-Strafe Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2008 nicht im eigenen Land austragen durfte. Stark besucht waren auch das öffentliche Training der deutschen Fußballnationalmannschaft im November 2007 mit 31.000 Zuschauern und das Frauenländerspiel zwischen Deutschland und Brasilien im April 2009 vor 44.825 Zuschauern, seinerzeit europäischer Rekord im Frauenfußball. 

Die Männernationalmannschaft trug seit 1908 von ihren knapp über 1.000 Länderspielen 26 im Stadtwald aus und kassierte dabei nur drei Niederlagen, allesamt in Testspielen – 1930 bei der Frankfurt-Premiere gegen Italien, 1956 gegen die Schweiz und 2012 gegen Argentinien. 

Letztmals zu Gast in Frankfurt waren die Bundesadlerträger bei der EURO 2024 gegen die Schweiz (1:1), die erste Partie im Rahmen eines großen Turniers war die legendäre Wasserschlacht bei der WM 1974 gegen Polen (1:0). 1934 erzielte der Eintrachtler Hans Stubb im Waldstadion gegen Ungarn ein Tor aus 60 bis 70 Metern Entfernung, es ist bis heute der Treffer aus der größten Distanz für die deutsche Mannschaft. 

Bei Europa- und Weltmeisterschaften gingen freilich weitere Partien mit und ohne deutsche Beteiligung in Frankfurt über die Bühne. So auch bei der Frauen-WM 2011, bei der sogar das Finale im Waldstadion stattfand. Japan gewann nach Elfmeterschießen vor über 48.000 Zuschauern gegen die USA. Apropos Endspiele: Fünf DFB-Pokalfinals wurden in Frankfurt zwischen 1966 und 1984 entschieden, viermal siegte der FC Bayern München. Die Mainmetropole ist damit der letzte Spielort gewesen, bevor das Endspiel dauerhaft nach Berlin wanderte. Das nächste Endspiel im Deutsche Bank Park ist unterdessen bereits angesetzt, 2027 wird der Europa-League-Sieger hier ermittelt.