Willkommen in der Zeitmaschine

Rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Waldstadions bietet das Eintracht-Museum eine VR-Brillentour, die Einblicke gewährt in die alten Gemäuer. 

 

Was war es schön, das alte Waldstadion! Die Anzeigetafel im C-Block mit dem Getränkestand im Sockel, der sagenumwobene Block 8, der G- Block mit den mannshohen Fahnen, die kleinen Betonwände unten an Block A und L – allesamt legendäre Örtlichkeiten. Eine ganze Generation Eintrachtler erinnert sich wehmütig an das alte Stadion und vergisst gerne, dass der Boden in den Stehplatzblöcken meist matschig war und man gefühlte 100 Meter vom Spielfeld entfernt kaum etwas erkennen konnte. Und dass die Anzeigetafel über dem C-Block eine Vielzahl von Lampen hatte, die leuchteten, obwohl sie das nicht sollten. Trotzdem schwärmen die meisten Eintrachtler, vielleicht auch wegen ihrer jugendlichen Naivität damals. 

Die Idee, das alte Stadion wieder aufleben zu lassen, kam den Kollegen aus dem Eintracht-Museum erstmals, als sie bei Timeride in der Stadt eine Kutschfahrt durch das Frankfurt der 1890er Jahre gemacht haben. Da konnte man in die längst vergangene Altstadt blicken und erkannte auf dem Weg durch die Stadt sogar Plakate von späteren Eintracht- Sponsoren (Radio Ehrenfeld). 2023 nahm Alex Schur, der sich im Förderverein des Museums als Beisitzer im Vorstand engagiert, Kontakt zu den Machern von Timeride auf. In einer Kooperation wurde eine virtuelle Stadionführung konzipiert, die Ende 2024 erstmals vorgestellt wurde und seit diesem Jahr zu den festen Angeboten des Museums gehört. 

Die VR-Brillentour beinhaltet den Besuch des Museums, eine kurze Einführung in die Geschichte der Eintracht und eine Stadionführung, bei der an drei Stellen mittels VR-Brille ins Stadion geschaut wird. Die erste Station zeigt Einblicke in die Mixed Zone vor dem Spielfeld. Die Besucher sehen, wie die Mannschaften aus den Kabinen kommen und sich in der Mixed Zone treffen. Aus dem Spielertunnel hört man das Gejubel der Einlaufkinder, die jeden Spieler euphorisch begrüßen. Auch ein Blick in die bereits eingerichtete Umkleidekabine gehörte zur ersten Station der VR-Tour. 

Die zweite Station findet im Stadion statt. Hier sehen die Gäste auf den Brillen, wie sich das Stadion im Zeitraffer füllt. Beim Abspielen der Vereinshymne „Im Herzen von Europa“ kann man zehntausende Balkenschals aus der Trainerperspektive bewundern. Dann laufen die Mannschaften unter dem Jubel der Fans ein. Der Besucher steht dabei direkt an der Treppe vom Spielertunnel zum Spielfeld und sieht neben den Spielern auch die Trainer, den Staff und nicht zuletzt Attila. Die Aufnahmen, die in der aktuellen Führung zu sehen sind, stammen vom Spiel gegen Borussia Mönchengladbach im Dezember 2023 (2:1). 

 

Drei virtuelle Blickwinkel ins Stadion – von 1925 bis heute! 

 

Die dritte virtuelle Sequenz der neu angebotenen Führung führt in die Geschichte des Stadions. Die Macherinnen und Macher von Timeride haben das Stadion von 1925 digital nachgebaut. Zunächst stehen die Teilnehmenden am Spielfeldrand und blicken auf die wunderschöne Tribüne. Das in Eisenbeton ausgeführte, 120 Meter lange und 18 Meter hohe Gebäude gliedert sich in einen Mittelbau und zwei Flügel. Der Mittelbau ist einem antiken griechischen Theater nachempfunden. Später stehen die Gäste auf diesem Mittelbau und sehen, wie die Mannschaften der „Mainauswahl“ und der Boca Juniors anlässlich des Eröffnungsfestes 1925 zum ersten Fußballspiel im neuen Stadion einlaufen. Die nächste Sequenz zeigt das Stadion, das zur Weltmeisterschaft 1974 umgebaut wurde. Man sieht die mächtige Gegentribüne, die Anzeigetafel, den G-Block, das Marathontor und die prächtige neue Haupttribüne. Selbst die Treppenhäuser in den Oberrang der Haupttribüne sind erkennbar. Das Stadion füllt sich zum Europapokalfinale 1980 gegen Borussia Mönchengladbach, man hört die Aufstellung der beiden Mannschaften. Die digitale Zeitreise endet mit Bildern aus der bald 126-jährigen Geschichte der Frankfurter Eintracht und mit einem kleinen Feuerwerk, das übrigens keine Geldstrafe nach sich zog. 

Dass das Eintracht-Museum als erstes bundesweit eine virtuelle Stadionführung anbieten kann, ist vor allem auch dem Förderverein des Museums zu verdanken, der finanziell unterstützt hat. Ein großes Dankeschön geht auch an die Business Eagles. Zahlreiche Mitglieder des Fanclubs haben durch Spenden ermöglicht, das Projekt zu verwirklichen. Die Firma Timeride hat das Projekt mit viel Energie und Begeisterung umgesetzt. 

Kleine Anekdote zum Schmunzeln: Im digitalen Stadion wurde zunächst die legendäre Bierbude hinter Block K vergessen, das konnte aber noch korrigiert werden. Wer die Führung „Eintracht hautnah“ bucht, kann sich vergewissern. Die Bude ist da! Aktuelle Termine auf Seite 97 oder unter www.eintracht.de.