Eine Sensation fürs Museum
Große Aufregung herrscht kürzlich im Eintracht-Museum. Brunhilde und Gerhard Lange aus Gudensberg bringen eine sporthistorische Sensation nach Frankfurt: einen Wimpel vom Endspiel um die Deutsche Meisterschaft 1932, das die Eintracht in Nürnberg damals gegen Bayern München verlor. 93 Jahre nach dem Finale – eine Sensation!
Angefangen hat die Geschichte des einzigartigen Wimpels im Frühjahr 2024. Da wandte sich die Redaktion der ZDF-Kultserie „Bares für Rares“ mit der Bitte um eine Expertise an das Museum. Als die Mitarbeiter das Bild eines Wimpels von 1932 sahen, trauten sie ihren Augen kaum, denn die Existenz eines solchen Fanartikels war bis dato nicht bekannt. Vom Endspiel 1932 fehlt der Eintracht nicht nur die Viktoria, der Siegespokal, den damals die Bayern gewannen; auch sonstige Erinnerungen sind kaum erhalten.
Das Programm zum Endspiel erzielt bei Auktionen stets Höchstpreise und selbst die wenig erhaltenen Eintrittskarten vom Finale am 12. Juni 1932 werden mittlerweile im vierstelligen Bereich gehandelt. Kreidebleich lieferten die Museumsmitarbeiter ihre Expertise bei der ZDF- Redaktion ab und nahmen gleichzeitig Kontakt zur Familie Lange auf. Hier stellte sich schnell heraus, dass Gerhards Vater Hans 1932 als Eintracht-Fan mit seinen Kumpels nach Nürnberg gefahren war. Da die Familie das „fußballerische“ Vermächtnis des Vaters bewahren wollte, entschieden Brunhilde und Gerhard, auf den Besuch bei „Bares für Rares“ zu verzichten und den Wimpel dem Eintracht-Museum zur Verfügung zu stellen.
„Mein Vater spielte selbst Fußball. 1932 ist er von Gudensberg bei Bad Wildungen aus mit seinen Kumpels zum Endspiel nach Nürnberg gefahren. Alle haben der Eintracht die Daumen gedrückt. Wir haben Fotos, da steht die Gruppe am Parkplatz und mindestens vier Anhänger haben so einen Wimpel in der Hand“, berichtet Gerhard Lange über die Reise des Vaters zum Finale.
Museum statt „Bares für Rares“
Hans Lange bewahrte seinen Wimpel nach dem verlorenen Finale auf und hängte ihn in den Küchenschrank. „Samt Küchenschrank zog der Wimpel im Jahr 1954 in das neu gebaute Haus, allerdings nur bis in die Garage“, erinnert sich Brunhilde. „In den 1980er Jahren haben wir den Schrank restaurieren lassen und in unsere Wohnung gestellt. Den Wimpel haben wir wieder reingetan. Wir haben über den Wert nie nachgedacht. Im vergangenen Jahr kamen wir auf die Idee, mal bei ‚Bares für Rares‘ nachzufragen. Wir dachten, vielleicht kriegt man 200 oder 300 Euro dafür.“
So entstand der Kontakt, zunächst zur Redaktion der Sendung „Bares für Rares“, dann zur Eintracht. Kurz vor Weihnachten kam der erlösende Anruf: Die Langes stellen den Wimpel dem Eintracht- Museum zur Verfügung. Der Stoffwimpel hat eine Größe von 25 mal 40 Zentimetern und hängt an einer Kordel, die mit einem 66 Zentimeter langen
Haltestock verbunden ist. Der Wimpel ist professionell bedruckt und war ursprünglich vermutlich blau-weiß. Auch die beiden Bommel sind blau-weiß.
Der Wimpel wurde im Eintracht-Museum zunächst von einem Restaurator begutachtet, konservatorisch behandelt und wird bald seinen Platz finden. Museums-Geschäftsführer Matthias Thoma frohlockt: „Für uns ist der Wimpel eine echte Sensation, mit seinen fast 100 Jahren ist er der älteste Eintracht-Wimpel in unserer Sammlung.“ Sobald das gute Stück ausgestellt sein wird, werden die Langes aus Nordhessen wiederkommen und ihren „Küchenschrankbegleiter“ in einer Vitrine bestaunen. Die Eintracht hat das Ehepaar zudem als Dankeschön zu einem Spiel in den Deutsche Bank Park eingeladen.