Was macht eigentlich…

…Sascha Amstätter

Einst Aufsteiger mit der Eintracht, heute Spieler der Traditionsmannschaft: Sascha Amstätter trägt den Adler im Herzen, als Kabinen-DJ und Mittelfeldtechniker ist er fester Bestandteil der Tradi. 

 

Sascha Amstätter

 

Freitagabend, Flutlichtspiel, Waldstadion. Zum Auftakt der Saison 1997/98 empfängt Eintracht Frankfurt die Fortuna aus Düsseldorf. Die Erwartungshaltung ist nach Zweitligaplatz sieben in der Vorsaison nicht sonderlich hoch, vom Aufstieg redet niemand. Im Kader von Trainer Horst Ehrmantraut stehen viele junge Spieler. Unter ihnen der gebürtige Frankfurter Sascha Amstätter, gerade 19 Jahre alt. Dieser war zusammen mit seinem gleichaltrigen Kumpel Renato Levy vom Stadtrivalen und Oberligisten FSV zur Eintracht gewechselt, beide gehören in der Mainstadt zu den größten Talenten ihrer Generation. Amstätter kommt in der 68. Minute für Thomas Zampach auf den Platz und erlebt den perfekten Saisonstart: Marco Gebhardt erzielt den 3:2-Siegtreffer. Kurzer Zeitraffer: Am Saisonende ist Amstätter tatsächlich Bundesligaaufsteiger! 

Die Adlerträger hatten den Schwung vom ersten Spieltag mitgenommen, waren durch die Liga gewirbelt und holten sich die Zweitligameisterschaft. Doch die Konkurrenz für Amstätter, der in Heddernheim groß wurde, war riesig: „Wir hatten einen bärenstarken Kader mit Typen wie Uwe Bindewald, Ralf Weber, Petar Hubchev, Thomas Zampach, Ansgar Brinkmann und Oka Nikolov. Die Mischung aus jungen Talenten und erfahrenen Leistungsträgern hat gepasst. Horst Ehrmantraut war ein sehr spezieller Trainer, der viel Wert auf Hierarchie und Ordnung legte. Wir Jungen mussten akzeptieren und hinnehmen, dass wir auf der Bank sitzen. Aber wir waren immer da, wenn wir gebraucht wurden, weil wir den Erfolg der Gemeinschaft über alles stellten.“ 

Für die Eintracht ging es eine Etage höher, für Amstätter wurde die Situation jedoch nicht leichter. Aber sie änderte sich: „Als Reinhold Fanz Horst Ehrmantraut ablöste, wurden die Karten neu gemischt.“ Zum Rückrundenstart der Saison 1998/99 stand Amstätter in der Startformation der Eintracht bei 1860 München, ebenso wie zwei Wochen später beim Gastspiel in Stuttgart. Es sollten die einzigen beiden Bundesliga-Einsätze bleiben. Die Eintracht rutschte in Abstiegssorgen – und Amstätter aus dem Kader. Unter Jörg Berger, der auf Fanz folgte und die Mission Klassenerhalt mit vier Siegen zum Saisonabschluss spektakulär schaffte, war er nur noch einmal dabei. 

Für den waschechten Frankfurter Amstätter gab es keine Perspektive bei der Eintracht. Also entschied sich der Mittelfeldmotor, zum KFC Uerdingen zu wechseln, ehe es für insgesamt zehn Jahre zum SV Wehen nach Taunusstein ging. Auf dem Halberg erlebte der Techniker eine aufregende Zeit, stieg mit dem SVW aus der Dritten Liga auf und gehört heute zu den fünf Spielern mit den meisten Einsätzen. Funfact: Sein Zweitligadebüt für Wehen endete fast auf den Tag zehn Jahre später genauso wie jenes bei der Eintracht. In Sinsheim wurde er beim Stand von 2:2 für Sandro Schwarz eingewechselt, seine Mannschaft gewann 3:2 gegen die von Ralf Rangnick trainierte TSG Hoffenheim. 

Zum Abschluss der Karriere folgte 2010 bis 2012 ein zweijähriges Engagement beim SV Darmstadt 98, bei dem er unter anderem auf den aktuellen Eintracht-Torwarttrainer Jan Zimmermann traf. Kosta Runjaic und Tuncay Nadaroglu, heute sein Teamkollege in der Traditionsmannschaft, bildeten das Trainerteam. Aus Darmstadt zog es Amstätter für drei Jahre nach Wiesbaden, wo er bei seiner ersten Spielertrainerstation mit dem SV Wiesbaden aus der Verbandsliga Mitte in die Hessenliga aufstieg. Darüber hinaus folgten zwei weitere Aufstiege (2016 in die Verbands-, 2020 in die Hessenliga) mit dem SV Zeilsheim, bei dem er als Cheftrainer fungierte. Aktuell steht er an der Seitenlinie der SG 01 Höchst, seine Elf belegt Tabellenrang eins in der Gruppenliga Wiesbaden und kann von einem möglichen Aufstieg in die Verbandsliga träumen: „Wir wollen uns ständig weiterentwickeln.“ 

 

Aufsteiger als Spieler, Spielertrainer und Trainer, Zweitligameister mit der Eintracht 1998 

 

Heute ist der Vater von zwei Zwillingstöchtern bei der BMW Euler Group im Autohaus tätig und baute seit 2018 unter anderem kontinuierlich den Online-Vertrieb des Unternehmens mit auf. „Die Arbeit im Autohaus ist eine gute Parallele zum Fußball. Seit meiner Kindheit bin ich an Autos interessiert. Umso schöner ist es, Teil der Euler-Familie zu sein, die seit über 40 Jahren in Frankfurt beheimatet ist.“ 

Mit der Tradi blieb er im vergangenen Jahr in 16 Spielen ungeschlagen, insgesamt dürfte er 2025 die Marke von 100 Spielen knacken. Besonders aufregend findet Amstätter, der als Kabinen-DJ bekannt ist und gerne „Wir sagen danke schön“ von den Flippers auflegt, das Zusammenkommen mit alten Weggefährten: „Die Tradi bedeutet uns ehemaligen Spielern sehr viel. Wenn man als Spieler aufhört, dann vermisst man irgendwann dieses ‚Kabinenfeeling‘. Der 47-Jährige engagiert sich auch neben dem Platz, hält als Administrator der Whatsapp-Gruppe das Team auch digital zusammen und übernimmt gerne administrative Aufgaben. Mit den alten Mannschaftskollegen zusammenzusitzen, zusammen zu lachen, gemeinsam auf dem Platz zu stehen, zu kicken – alles, was den aktiven Fußball ausmacht, macht hier großen Spass.“ 

Darauf kann sich der ehemalige Junioren-Nationalspieler auch in diesem Jahr freuen, nämlich genau dann, wenn es im Rahmen von „Eintracht in der Region“ wieder durch ganz Hessen geht. Einen Vorgeschmack gab es schon beim DEL Winter Game im Deutsche Bank Park, als er beim Eisfußball mit Marco Russ, Uwe Bindewald und Co. dabei war. An dem Ort, wo fast 28 Jahre zuvor der wilde Ritt durch die Zweitligasaison 1997/98 begann. 

Text: Philipp Dibelka Bilder: Eintracht-Archiv