Zwei Köpfe, ein Weg
Dr. Katharina Keller und Armin Kraaz sind im Präsidium von Eintracht Frankfurt seit Sommer 2024 für das Ressort Sport zuständig. Kraaz, seit 1980 Mitglied und nunmehr 29 Jahren bei Eintracht Frankfurt angestellt, ist hauptamtlicher Vizepräsident, während Keller, die selbst aktiv Handball bei der Eintracht spielt, im Ehrenamt als Vizepräsidentin tätig ist. Im Doppel-Interview sprechen sie über ihre Anfangszeit, die gemeinsame Arbeit und die Ziele für die Sportarten. 

Armin, Katha. Schön, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Seit etwa einem halben Jahr seid ihr nun im Präsidium tätig. Wie lief es denn die letzten Monate?
Keller: 
Unser Präsident Mathias Beck ist seit ungefähr einem Jahr im Amt. Da hat sich viel getan. Entsprechend sind auch wir in diesen Umbruchzeiten mit dabei. Wir konnten schon einige kleinere Projekte umsetzen und haben noch ganz viel vor. Wir wollen unsere sporttreibenden Abteilungen weiterentwickeln und an den Rahmenbedingungen für sie arbeiten.
Kraaz:
 Logischerweise war der Anfang unserer Amtszeit ein Übergang. Katharina und ich sind neu in dem Job gewesen. Wir haben uns reingefunden. Mit der Mitgliederversammlung im Februar können wir nun gut herangehen, um die neue Saison zu planen.

Wie seid ihr ins Präsidium gekommen?
Kraaz: Mathias Beck und ich haben uns Ende 2023 verabredet. Er fragte mich, ob ich mir grundsätzlich vorstellen könne, diese Position zu übernehmen. Ich musste zunächst überlegen – bei der Fußball AG war ich zuvor zuständig für Sportprojekte in den USA. Wir haben uns zwei-, dreimal getroffen und dann war für mich klar, dass es zwischenmenschlich passt und das Amt eine höchstinteressante Aufgabe ist.

„Wir wollen unsere sporttreibenden Abteilungen weiterentwickeln und an den Rahmenbedingungen für sie arbeiten“
Dr. Katharina Keller

Keller: Auch bei mir hat Mathias um ein Gespräch gebeten. Ich war ziemlich überrascht, dass er mit der Frage auf mich zukam, ob ich mir vorstellen könnte, Teil seines Teams zu werden. Ähnlich wie Armin habe auch ich mir Bedenkzeit erbeten und mehrere Gespräche mit Mathias geführt. Ich durfte dann Armin kennenlernen, damit wir eruieren können, wie eine gemeinsame Zusammenarbeit aussehen kann. Ganz wichtig war die Frage: Wie kann so etwas im Ehrenamt laufen?

Um daran anzuknüpfen: Armin, du bist im Hauptamt tätig und unter der Woche auf der Geschäftsstelle aktiv. Katha, du bist im Ehrenamt tätig. Was bringt euer Tagesgeschäft konkret mit sich?
Kraaz: Wir haben 19 sporttreibende Abteilungen und fast 60 verschiedene Sportarten. Im Hauptamt ist man den ganzen Tag über ansprechbar für die Abteilungen. Gerade jetzt im Frühling geht es auch darum, mit den Abteilungen die Budgets für das nächste Jahr, das am 1. Juli beginnt, zu besprechen. Die Beitragserhöhung ist auf der Mitgliederversammlung beschlossen worden und der Schatzmeister weiß, was er ungefähr an Einnahmen haben wird. Er weiß somit auch, was er uns und den sporttreibenden Abteilungen zur Verfügung stellen kann.
Keller: Ein größeres Projekt ist die Umstellung vom Ausrüster Nike auf adidas. Nicht nur die Profis, sondern auch die Vielfalt an Sportarten müssen ausgestattet werden. Es geht zunächst darum, mit adidas ein Abwicklungssystem und einen Prozess zu finden, die ersten Mannschaften in jeder Sportart entsprechend auszustatten und dann sukzessive die weitere Ausstattung und gemeinsame Zusammenarbeit zu planen. Außerdem sind wir gerade dabei, eine neue Kooperation innerhalb unserer Eintracht-Familie zu starten. Gemeinsam mit dem NLZ und den sporttreibenden Abteilungen wollen wir nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit schauen.

Dieter Burkert war als geschäftsführender Vizepräsident alleine im Amt. Es ist auch eine strategische Entscheidung, dass du, Armin, im Hauptamt und du, Katha, im Ehrenamt tätig bist. Wie und warum kam es dazu, dass wir hierbei jetzt mehr Man- und Womanpower im Amt haben?
Kraaz: Ich glaube, dass es ein sehr großes Anliegen des neuen Präsidenten ist, sich intensiv darum zu kümmern, den Sport auszubauen. Wir kämpfen tagtäglich darum, mehr Trainingszeiten in Hallen und auf Sportplätzen zu bekommen. Ich denke, auch deswegen ist die Sparte im Präsidium, die für den Sport zuständig ist, aufgestockt worden. Wenn man die Vielzahl an Sportlerinnen und Sportlern adäquat betreuen und fördern möchte, dann braucht man einfach mehr Man- und Womanpower.
Keller: Es kommen immer wieder neue Sportarten hinzu. Andererseits sind wir auf über 15.000 Sportlerinnen und Sportler angewachsen. Das bietet so viel Raum für Aufgaben und Dinge, die zu erledigen sind, dass es an der Zeit war, dieses Ressort aufzustocken, um sich den Gegebenheiten anzupassen und sich entsprechend für die Zukunft aufzustellen.

Armin, du warst nun schon in unterschiedlichen Positionen für uns tätig, dein Netzwerk ist zudem unheimlich groß. Wie profitierst du von deinem Know-how in deinem jetzigen Job?
Kraaz:
 Grundsätzlich komme ich vom Fußball. Ich habe aber viele Sportarten in meinem Leben betrieben. Bevor ich bei der Eintracht im Fußball aktiv war, habe ich hier Basketball gespielt. Heute bin ich passionierter Tennisspieler. Meine Tochter spielt Hockey. Ich bin in vielen Sportarten zu Hause und auch jedes Wochenende auf diversen Sportveranstaltung von unseren Athleten. Das ist mitunter von Vorteil.

Katha, du warst vorher im Ehrenamt in der Handballabteilung tätig. Inwiefern profitierst du von deinem Know-how, das du dir da erarbeitet hast?
Keller:
 Definitiv verstehe ich, wie die Abteilungsarbeit läuft und vor welchen Problemen die Abteilungen im Alltagsgeschäft stehen – sei es die Unterstützung im Ehrenamt, Hallen- und Trainingszeiten oder andere Themen, die im Alltag aufkommen. Ich weiß, wie schwer das auch sein kann, keine Unterstützung zu bekommen oder wenn eine Halle vorübergehend geschlossen wird, wo der ganze Trainings- und Spielbetrieb flachfällt. Umso wichtiger ist es, in einem Verein wie der Eintracht zu sein. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die einzelnen Abteilungen die Eintracht-Familie über ihr eigenes Wohl stellen und zusammenrücken. Sie ermöglichen, dass alle ihrem Sport nachgehen können, und halten zusammen. Ich bin froh, dass ich mit Armin jemanden an der Seite habe, der einen unfassbaren Erfahrungsschatz und ein großartiges Netzwerk mitbringt. Diese Mischung tut uns gut.

„Jede Abteilung muss spüren, dass sie von uns gewollt ist und unterstützt wird“
Armin Kraaz

Wenn wir schon dabei sind: Armin, was schätzt du denn an deiner Kollegin?
Kraaz:
 Für mich ist Katharina unheimlich wichtig in den Bereichen, die sie gerade geschildert hat, in der Abteilungsarbeit. Ich war vorher gar nicht in den Abteilungen präsent und ich kannte die Tiefe der Abteilungsarbeit nicht. Katha ist profunde Fachfrau und hat auch Ideen, auf die andere und ich gar nicht kommen würden – gerade beim Thema Ausrüstung hat sich das jetzt wieder gezeigt. Das ist ein sehr wertvoller Teil der Arbeit. Jede Abteilung muss spüren, dass sie von uns gewollt ist und unterstützt wird.

Welche Strukturen oder Themen laufen bei der Eintracht bereits gut?
Kraaz:
 Wir sind in den letzten Jahren enorm gewachsen. Das lässt sich sowohl an den Mitgliederzahlen als auch an denen der aktiven Sportlerinnen und Sportler im Verein erkennen. Das allein zeigt bereits, dass die Eintracht sehr viel richtig macht und sehr engagiert ist in vielen Bereichen. Wir versuchen jetzt noch einen Standort im Süden Frankfurts zu kreieren, sodass wir neben den Standorten im Osten und Westen drei Anker in der Stadt haben, wo wir Tausenden von Kindern und Jugendlichen Sport anbieten können. Es macht total Spaß, dahingehend tätig zu sein und diese Prozesse mitzugestalten.

Moritz Theimann hat stellvertretend für Mathias Beck auf der Mitgliederversammlung angesprochen, dass wir überlegen, ein Schwimmbad zu bauen, und eine Studie angeführt, wonach jedes fünfte Kind im Grundschulalter nicht schwimmen kann. Sind das Themen, mit denen ihr euch beschäftigt?
Keller:
 Genau. Es geht auch darum zu schauen, was unsere gesellschaftliche Verpflichtung ist und wie wir uns für die Gesellschaft einbringen können. Wir wollen mit der Schwimmhalle eine Möglichkeit schaffen, Kindern das Schwimmen beizubringen. Es geht weniger darum, eine neue Schwimmabteilung zu gründen, sondern darum, uns einzusetzen und neue Möglichkeiten zu schaffen. Ein weiteres Ziel ist es, mehr Olympioniken zu fördern und den Leistungssport zu entwickeln. 

Gibt es dahingehend ein konkretes Konzept?
Keller:
 Wir haben bereits erste Maßnahmen ergriffen, beispielsweise gibt es die Möglichkeit, einzelne Sportlerinnen oder Sportler finanziell zu fördern. Es geht darum, finanzielle Unterstützungen zu leisten, damit die Sporttreibenden sich komplett auf ihre Sportart konzentrieren können und in keine finanziellen Sorgen geraten.

Zurück zum Breitensport: Eine Maßnahme des neuen Präsidiums ist es gewesen, den Eintracht-Tag zu implementieren. Im Juni wird er zum zweiten Mal stattfinden. Warum sollte man an diesem Tag an den Riederwald kommen?
Keller:
 Der Riederwald ist unsere Heimat. Wir stellen einen schönen Tag auf die Beine, an dem sich die Sportarten präsentieren können. Für alle Besuchenden heißt das: Sie können sich selbst überall ausprobieren. Für Klein und Groß ist etwas dabei. Wer abseits des Besuchs im Waldstadion mal einen Einblick in den Verein erhalten will, sollte vorbeikommen und sich das nicht entgehen lassen. 
Kraaz: Die Kinder können ein Dutzend Sportarten betreiben und auf einem Kärtchen abhaken, was sie ausprobiert haben. Es ist fantastisch zu sehen, wie ehrgeizig die Kinder an die Sache herangehen. Das mündet unter anderem auch in Anmeldungen bei unserem Verein. In erster Linie ist es aber ein tolles Familienerlebnis für Kinder und Jugendliche.

Was wollt ihr – gerne in eurem Ressort – in diesem Jahr bei der Eintracht noch erleben?
Keller
: Ich freue mich über jeden einzelnen Erfolg in unseren sporttreibenden Abteilungen. Deswegen freue ich mich insbesondere auf den Eintracht-Tag. Auch da werden wir alle Sportlerinnen und Sportler ehren, die besondere sportliche Leistungen in den letzten Monaten erbracht haben, und können gemeinsam eine schöne Atmosphäre schaffen.
Kraaz: Ich würde mich freuen, wenn wir am 1. Juli jeden Jahres mehr aktive Sportler hätten als im Jahr davor. Das wäre ein Erfolg unserer Arbeit und ist ein Grundziel dieses Vereins. Dass dann auch der Leistungssport Erfolge feiert, wäre zudem wünschenswert.