Mit klaren Zielen in Richtung Zukunft
Vom Sprint bis zum Speerwurf: Die Eintracht-Leichtathletinnen und Leichtathleten stehen in den Startlöchern für eine intensive Wettkampfsaison. Was sie antreibt, wo ihre Stärken liegen und welche Ziele sie verfolgen – das und mehr verrät Leichtathletik-Abteilungsleiter Michael Krichbaum im Interview.
Wie groß ist deine Vorfreude auf die Sommersaison?
Die Vorfreude, dass es endlich wieder losgeht, ist auf jeden Fall groß. Nach der recht erfolgreichen Hallensaison war zuletzt erstmal Zeit für das Training. Letztendlich sind die Wettkämpfe das Salz in der Suppe, wofür man trainiert. Da sieht man dann, wo man steht und wo die Reise hingeht. Es ist also eine erste Standortbestimmung. Von daher freue ich mich auf jeden Fall auch, dass das Wetter besser wird und jetzt die warmen Monate anstehen. Natürlich sind die Wettkämpfe das, worauf die Athletinnen und Athleten hintrainieren, wo sie sich messen und gucken: Habe ich mich verbessert? Wo stehe ich? Darauf freue ich mich sehr!
Die Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer haben bereits ihren ersten Wettkampf in Brescia bestritten. Kann man aus der Leistung schon etwas für den Verlauf der Saison schlussfolgern?
Punktuell konnte man schon sehen, was möglich ist. Das war für die Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer natürlich eine Herausforderung, zu so einem frühen Zeitpunkt ohne Vorbereitungswettkämpfe alles zusammenzubekommen. In der Regel testet man zunächst in einzelnen Disziplinen an einzelnen Wettkampftagen, wo man mal drei, vier Disziplinen zusammen absolviert. Bei Einzelnen hat man aber schon gesehen, dass das Training anschlägt und wirkt, und ich bin sehr gespannt, was in den nächsten Wochen folgen wird. Für die Vier, die jetzt am Start waren, war das sicherlich nicht einfach. Das Wetter in Brescia war nicht so gut, gerade bei den starken Gegenwinden fällt es dann schwer, die Leistung, die man eigentlich draufhat, abzurufen. Von daher war es eine gute Standortbestimmung. Sie haben gesehen, woran sie noch arbeiten müssen. In unserem Fall gab es auch punktuelle Lichtblicke, wo ich sage: „Die Richtung stimmt, ihr habt wieder persönliche Bestleistungen erzielt oder konntet nah an diese herankommen.“ Das ist zu so einem frühen Zeitpunkt hervorragend.
Auf was für Wettkämpfe und Highlights kann man sich im Mehrkampf dieses Jahr freuen?
Für unsere Truppe insbesondere die Qualifikationswettkämpfe. Zuvorderst ist da Ende Mai das Mehrkampf-Meeting in Götzis zu nennen, wo Amadeus Gräber antreten wird. Dass gerade der junge Kerl bei den Großen mitmachen darf, ist schon herausragend. Mitte Juni steht dann noch Bernhausen an, der traditionelleQualifikationswettkampf der Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer für die internationalenNachwuchsmeisterschaften. Da hoffen wir vor allem im U23-Bereich nochmal, den ein oder anderen in Position zu bringen. Aber auch die U20er sind natürlich aussichtsreich im Rennen um die internationalen Startplätze. Für die U20-Europameisterschaften haben wir mit Karl Wiegand und Nicolas Ziegler und auf derweiblichen Seite, nach ihrem Achtungserfolg in der Halle, mit Fara Köchling Leute im Rennen, die Chancen haben, sich für das erste internationale Nachwuchshighlight zu qualifizieren. Das sind für mich die ersten zweigroßen Höhepunkte, die dann Ende Mai und Mitte Juni auf dem Programm stehen. Hinzu kommt noch Ende Juli die große Deutsche Meisterschaft in Dresden mit den Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfern vorneweg. Am 1. und 2. August folgen die Deutschen Meisterschaften in den Einzeldisziplinen. Außerdem hoffen wir, dass wir den einen oder anderen bei der U23-Europameisterschaft zwei Wochen zuvor gesehen haben oder jemandem bei der Universiade im Ruhrgebiet den ersten internationalen Start im Nationaltrikot ermöglichen konnten.
Man sagt, Mehrkampf ist die Königsdisziplin der Leichtathletik. Kannst du die Faszination und die Besonderheit im Mehrkampf zusammenfassen?
Gerade bei den Zehnkämpfern ist es die Komplexität, in allen Facetten der Leichtathletikcstark zu sein. Man muss sprinten können, springen können, werfen können und zum Schluss ist natürlich der jeweilige Wettkampftag dann nochmal eine Ausdauerdisziplin. Über zwei Tage gemeinsam den Wettkampf zu bestreiten mit der gesamten Komplexität der Leichtathletik, das macht einen besonderen Reiz aus.
Im Winter sind Amadeus, Isaac, Emanuel und Bjarne mit ihrem Trainer zur Eintracht gekommen. Was zeigt das für eine Stahlkraft, dass so talentierte Jungs sogar mit ihrem Trainer zu uns wechseln?
Das bestätigt natürlich die Arbeit, die wir in den letzten fünf bis zehn Jahren betrieben haben: Uns als Marke und als Verein weiterzuentwickeln, um für die Leichtathletik nationale Relevanz zu haben. Das spricht dann am Ende des Tages zudem für die Attraktivität unserer Stadt und unserer Region. Hier kann man Leistungssport und in diesem Fall auch Studium ganz gut unter einen Hut bringen. Die Eintracht kann offensichtlich auch ein gewisses Gefühl Heimatverbundenheit ausdrücken, wo man sich aufgehoben fühlt und wo sich um einen gekümmert wird.
Hast du dir für die Saison Ziele vorgenommen, die du gerne erreichen würdest?
In Bezug auf die Abteilung streben wir das Ziel der 1.000 Mitglieder an. Wir wollen Kindern und jungen Menschen die Freude an der Bewegung und an der Leichtathletik vermitteln. Die Nachfrage ist ungebrochen, sodass ich mir vorstellen kann, diese Marke in den nächsten drei Jahren auch knacken zu können. Dieses Jahr wird für viele erst mal eine Orientierungssaison sein. Für die vier Jungs, die mit ihrem Trainer gekommen sind, wird es heißen, sich in der neuen Umgebung einzugewöhnen. Ich hoffe, dass sie ihr Potenzial in Richtung Sommer entfalten können. Und all diejenigen, die wir schon länger dabeihaben, versuchen natürlich, wieder an ihr Maximum heranzukommen. Außerdem wollen wir den Fokus auf den Nachwuchs legen und die nächsten Entwicklungen angehen. Wir haben in allen Disziplinen spannende Athletinnen und Athleten, bei denen ich hoffe, dass sie ihre Leistung bestätigen können, weiterwachsen und vielleicht die ersten internationalen Starts bestreiten. Das Bestätigen des Leistungsniveaus ist erst mal das wichtigste Ziel für die Saison, punktuell natürlich in Richtung Weltspitze schielend. Wir hoffen außerdem, dass viele Starterinnen und Starter bei den ganzen Nachwuchsmeisterschaften – der U20- und U23-EM, der Universiade und den Fisu-Games – vertreten sind und dann im September auch drei bis fünf Topathletinnen und -athleten bei den Weltmeisterschaften in Tokio dabei sind. Es muss wieder das Ziel sein, dass wir uns erneut unter den Top-drei-Vereinen in Deutschland präsentieren. Das spricht dann auch für die Breite und beweist, dass wir erfolgreich arbeiten und Kinder oder Jugendliche sich bei uns entwickeln können.
„Letztendlich sind die Wettkämpfe das Salz in der Suppe, wofür man trainiert“
Was siehst du für die Leichtathletik in Deutschland als größte Herausforderungen?
Das betrifft generell den gesamten Sport: Junge Menschen davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, Leistungssport zu betreiben und dass es Spaß macht, gewisse Skills oder Fähigkeiten zu erlernen, die einen dann auch durchs Berufsleben tragen können. Außerdem müssen wir zeigen, dass es auch in Deutschland möglich ist, Hochleistungssport zu betreiben. Man sieht viele Talente in die USA abwandern und sich dort im Volkssystem deutlich weiterentwickeln. Das ist etwas, woran wir in Deutschland arbeiten müssen. Um aber überhaupt etwas zu entwickeln, müssen wir Talente bereits im Kindesalter an die Sportart heranführen. Das beginnt beim Sportunterricht in den Schulen. Der Unterricht darf nicht direkt ausfallen, nur weil die Lehrperson fehlt. Wir müssen außerdem ehrenamtliche Trainerinnen und Trainer gewinnen und Menschen für das Ehrenamt begeistern, das ist für mich die dritte große Herausforderung, die wir irgendwie stemmen müssen und die es anzunehmen gilt. Grundsätzlich ist die Nachfrage nach Sportangeboten riesig. Das sieht man ja auch bei uns im Verein an den Wartelisten. Zuzug in die Metropolregion ist nach wie vor gegeben, also kommen auch Kinder, weshalb ich bezüglich der Nachfrage guter Dinge bin. Aber wir müssen auch in der Lage sein, diese zu bedienen. Entweder gelingt uns das über das Ehrenamt oder tatsächlich mehr und mehr über professionelle Strukturen im Verein. Die können in zehn bis 15 Jahren wahrscheinlich nur noch Großvereine stemmen, weil sie die finanziellen Mittel und die Infrastruktur haben, um wirklich hauptamtliche Mitarbeitende zu führen. Das wird aus dem Ehrenamt, so wie wir die Abteilung im Moment leiten, nur schwerlich gelingen, weil natürlich auch Mitarbeitende Ansprechpartner brauchen, die mal bei Fragen zum Job helfen. Wir müssen uns weiterentwickeln und uns weiter professionalisieren, ähnlich, wie es auch im Präsidium gemacht wird. Das wird für mich die größte Herausforderung sein. Es braucht einen gewissen Strukturwandel in den Vereinen, durch den auch die kleinen Vereine noch dableiben werden, aber durch welchen sukzessive die Großvereine, die die nötige Finanzkraft besitzen, im Wesentlichen viel Sportangebot übernehmen werden.
Wie ist der aktuelle Stand bei der Baustelle an der Hahnstraße?
Da geht es erfreulicherweise gut voran. Tatsächlich so gut, dass wir hoffen, ab Mitte Mai wieder im richtigen Regelbetrieb auf der Anlage trainieren zu können. Die letzten Bahnmaßnahmen werden gerade durchgeführt. Und dann heißt es noch, die Anlagen aufzubauen, die irgendwo in ganz Frankfurt von der Stadt eingelagert wurden. Mitte Mai sollten wir dann die große Eröffnung feiern können. Das freut mich natürlich, dass das weitestgehend rechtzeitig zur Sommersaison auch klappt.