„Wenn die großen gehen, kommen alle zusammen“
3.000 Zuschauer erweisen Bernd Hölzenbein beim Gedenkspiel in Dehrn die letzte Ehre, die frisch nach ihm benannte Sportanlage ist ausverkauft. Ein Abend der besonderen Momente.
Philipp Reschke, Vorstandsmitglied der Eintracht, brachte es am Stadionmikrofon von Daniel Wolf auf den Punkt. „Wenn die Großen gehen, kommen alle zusammen“, sagte er, während der Vorsitzende des TuS Dehrn, Georg Heun, vom „größten Tag für den Verein“ sprach. Weltmeister Bernd Hölzenbein ist vor etwas mehr als einem Jahr verstorben, im Profibereich hatte er einzig für Eintracht Frankfurt gespielt – zwischen 1967 und 1981, nach seinem Wechsel vom TuS aus dem Stadtteil von Runkel in die Mainmetropole. Im Gedenkspiel traf die Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft auf die Ü40 des TuS Dehrn, im Vorfeld trainierten 40 Kids mit Ex-Profis unter der Regie der Eintracht-Fußballschule.
Der Abend in Dehrn war entsprechend dem Anlass geprägt von besonderen Momenten und viel Symbolik. Die Umkleide der Traditionsmannschaft der Eintracht befand sich im Hauptraum des TuS-Vereinsheims, in dem es nur so von Bildern mit Bernd Hölzenbein wimmelt. Von seinem letzten Besuch dort vor einigen Jahren beim Pfingstturnier, von der A-Jugend-Meistermannschaft 1961/62, von dem Seniorenmeisterteam von 1965/66, vom Spiel der Profis 1980 – als kurioserweise der erst vor wenigen Tagen verstorbene Werner Lorant in der zweiten Halbzeit das Eintracht-Tor hütete.
Wenig später hatten sich im Zuschauerbereich neben Witwe Jutta Hölzenbein und Tochter Sabrina Wagner auch ehemalige Mitspieler wie Peter Reichel und Michael Blättel sowie Politikprominenz aus dem gesamten Kreis mit Landrat und Schirmherr Michael Köberle eingefunden, als die Stele enthüllt wurde, die künftig am Eingang zum Gelände an der Lahn stehen wird. Seit dem Gedenkspiel heißt der Platz dort Bernd-Hölzenbein-Sportanlage. „Wir genießen dieses Gedenkspiel, der TuS und die Eintracht haben das wunderbar vorbereitet. Der ganze Tag und diese Umbenennung sind eine tolle Wertschätzung für meinen Vater“, meinte Sabrina Wagner, die zu Tränen gerührt war. Es war das vierte Gedenkspiel der Eintracht, von allen bisher auf diese Weise geehrten Ex-Spielern hatten sich Angehörige eingefunden – die Witwen von Jürgen Grabowski und Bernd Nickel (Helga/Evi) sowie Friedel Lutz‘ Sohn Peter beispielsweise.
Den symbolischen Anstoß der Partie vollzogen Manfred Lauf und Joe Fürstenfelder, Mitglieder der Meistermannschaft von 1965/66 – ebenfalls ein emotionaler Moment. Über zehn Akteure dieses Teams hatten sich eingefunden, ebenso wie zahlreiche Familienmitglieder der in und um Dehrn noch stark verwurzelten Familie Hölzenbein.
„Der Fußball lebt durch seine Erfolge, Geschichten und seine Helden. Bernd Hölzenbein war solch ein Held“
Insgesamt waren 3.000 Zuschauer auf dem Sportgelände zu Gast, es konnte somit „ausverkauft“ gemeldet werden. Georg Heun, der seit 25 Jahren den TuS Dehrn anführt, sagte: „Wir sind alle stolz, dass Bernd beim TuS Dehrn war. Sein Name sorgt selbst nach seinem Ableben für eine Euphorie in der Region, die wir so nicht erwartet haben.“ Philipp Reschke meinte dazu: „Wer sich manchmal fragt, was das Besondere an Eintracht Frankfurt ist, der findet die Antwort an so einem Tag wie heute. Wenn die Großen gehen, dann kommen alle zusammen, gedenken ihrer, feiern und würdigen sie. Mit Bernd Hölzenbein ist einer der ganz Großen von Eintracht Frankfurt gegangen.“
In diese Kerbe schlugen auch die weiteren Redner bei der Feierstunde vor der Enthüllung der Stele, Landrat Michael Köberle und Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. „Bernd kam immer gerne zurück nach Dehrn und zu seinen alten Mannschaftskollegen. Daher freut es mich ungemein, dass wir diesen Sportplatz heute zu seinen Ehren umbenennen können“, befand Köberle, während Ullrich sagte: „Der Fußball lebt durch seine Erfolge, Geschichten und seine Helden. Bernd Hölzenbein war solch ein Held. Als solcher bleibt er bei uns und in unseren Herzen in Erinnerung.“
Für seinen ehemaligen Mannschaftskollegen schnürte auch Norbert Otto nochmal die Fußballschuhe, das hatte er aus gesundheitlichen Gründen über zehn Jahre nicht getan. „Selbstverständlich, das ist doch klar für Bernd“, meinte Otto, der damit zu seinem Debüt in der Traditionsmannschaft kam. Nicht anders erging es vielen anderen Spielern, denn durch sein Wirken als Spieler, Funktionär und Mitarbeiter war Hölzenbein rund 50 Jahre in der Eintracht-Familie präsent.
Die Partie zwischen der Eintracht-Tradi und der Auswahl des TuS Dehrn selbst bot dann Ü40-Fußball vom Feinsten. Schon nach drei Minuten verlängerte Tradichef Karl-Heinz Körbel, selbst über zehn Jahre Hölzenbeins Mitspieler, eine Zampach-Ecke auf Slobodan Komljenovic, der nur noch einzunicken brauchte. Vor der Halbzeit traf „nur“ noch Matthias Hagner für die Adlerträger (16.), bei denen Alex Schur nach Kreuzbandriss sein Comeback feierte. Thomas Zampach gelang nach Frank Gersters 3:1 (46.) ein sehenswerter Doppelpack mit einem Lupfer aus der Distanz in Götze-Manier und einer Direktabnahme (47./51.), Baldo Di Gregorio packte den Hattrick zum 8:1 drauf (64./65./75.). Uwe Steioffs Handelfmeter sorgte für den Endstand von 2:8 aus Dehrner Sicht, den ersten Treffer für die Gastgeber hatte Pierre Lang erzielt (1:2/40.).