Drei neue Meilensteine
Die nächsten Meilensteine sind in Form von Bronzetafeln verlegt: Eintrachts Erinnerungsort „Für alle Zeit“ ist um das 100 Jahre alte Waldstadion, Karl-Heinz Körbel und den zweiten DFB-Pokalsieg der Vereinsgeschichte erweitert worden.
Text: Michael Wiener
Bilder: Florian Ulrich

Ein „Ort voller Emotionen“, ein (Ex-)Spieler mit einer „unvergleichlichen Lebensenergie für Klub, Familie, Kollegen“ und ein „Team mit Legenden, das die Herzen der Fans eroberte“ – das sind die nächsten drei Meilensteine aus der Geschichte von Eintracht Frankfurt, die am Sonntag in Form von Bronzetafeln im Bereich der Haupttribüne verlegt wurden. Bei der Zeremonie waren rund 100 geladene Gäste vor Ort, darunter Vertreter der ersten sechs Meilensteine (Übersicht siehe unten) wie die Deutschen Meister Istvan Sztani und Dieter Stinka sowie die Ehefrauen der bereits verstorbenen Jürgen Grabowski (Helga), Bernd Hölzenbein (Jutta) und Bernd Nickel (Evi). Oberbürgermeister Mike Josef und Vorstandsmitglied Philipp Reschke begrüßten im Eintracht-Museum, im Anschluss wurden die drei 40 mal 40 Zentimeter großen Bronzetafeln vor der Haupttribüne enthüllt. Die geschichtliche Einordnung dazu lieferte Matthias Thoma, Leiter des Eintracht Frankfurt Museum.

Stadionweihe 1925
Oberbürgermeister Mike Josef kam wie einige andere Gäste gerade von der Feierlichkeit der Stadt anlässlich des 100. Geburtstages des Waldstadions, das am 21. Mai 1925 offiziell eingeweiht worden war. Er erinnerte an die Widerstände vor rund einem Vierteljahrhundert im Parlament, als es Pläne zum Neubau mit einer Kapazität von 35.000 Zuschauern gegeben hatte. „Heute ist das Stadion mit 58.000 Zuschauern bei Spielen der Eintracht immer ausverkauft. Das zeigt, wie sehr die Eintracht in der Gesellschaft verwurzelt ist“, sagte Josef, der es einen „mutigen und richtigen Schritt“ nannte, sowohl das Stadion nach dem Ersten Weltkrieg zu bauen als auch die Neuausrichtung zur modernen Multifunktionsarena zu besagter Zeit vorzunehmen. „Diese Infrastruktur hat auch zum Erfolg der Eintracht beigetragen.“ Das Waldstadion sei „ein Ort voller Emotionen und ein Treffpunkt der Generationen“. Das bestätigte Reschke, der es als besonderes Privileg bezeichnete, dass das Stadion heute noch dort stehe, wo es vor 100 Jahren eingeweiht worden war. Patrik Meyer, Geschäftsführer der Stadion GmbH seit 2005, freut sich nach der Fußball- auf die Konzertsaison, die mit einem Weltrekord bei The Grand Jam, dem Musikevent von und mit 1.231 Musikern, begann.

DFB-Pokalsieg 1975
1:0 im Finale gegen den MSV Duisburg – den Titel von 1974 nur zehn Monate später erfolgreich verteidigt! Es waren bewegende Jahre für die Eintracht, auch weil das Stadion zur WM 1974 umgebaut worden war und „den Vereinen mit WM-Standorten einen Push gegeben hat“ (Matthias Thoma). Peter Reichel, Spieler der Pokalsiegermannschaft, erinnerte sich an „zwei wettertechnisch völlig unterschiedliche Halbzeiten“: 35 Grad und Sonne, dann der große Regen. Markierungen auf dem Feld waren nicht mehr zu erkennen, als Karl-Heinz Körbel zum entscheidenden 1:0 nach 57 Minuten trifft. „Ein Team voller Legenden, das die Herzen der Fans eroberte. Leidenschaft, Teamgeist und der unbändige Wille dieser Mannschaft hallen heute noch nach“, meint Mike Josef. Grabowski, Hölzenbein, Nickel, Neuberger, Reichel – es war eine fast unveränderte Mannschaft mit vielen langjährigen Leistungsträgern, der vor rund 50 Jahren das DFB-Pokal-Doppel gelang.

Karl-Heinz Körbel
70. Geburtstag mit Empfang im Kaisersaal, die Eröffnung der Ausstellung im Senckenberg-Museum mit „seinem“ Gehirn und nun die Bronzeplatte „Für alle Zeit“: Karl-Heinz Körbel erlebt bedeutende Tage und Wochen, immer im Zusammenhang mit Frankfurt und der Eintracht. Die entsprechenden Worte dazu lieferten die Redner. „Du bist das Hirn der Stadt“, rief ihm Josef zu; „Du hast eine unvergleichliche Lebensenergie für Klub, Familie, Kollegen“, sprach ihn Reschke an; und Matthias Thoma meinte: „Du repräsentierst die Eintracht wie kein anderer“. Körbel stand bei allen fünf großen Titeln in den 1970er und 1980er Jahren auf dem Platz, und „er hatte auch seine Finger 2018 und 2022 im Spiel“, schmunzelte Reschke, als er von Körbels Pokalpräsentation in Richtung der Fans 2018 in Berlin und dem gefangenen Ball auf der Tribüne nach einem Pressschlag in Sevilla 2022 erzählte. Mit seiner „Empathie, Herzlichkeit und Bodenständigkeit“ habe er den Verein mitgeformt (Josef), er sei ein „Bewahrer und Behüter“ der Eintracht-Geschichte (Reschke). Körbel erwiderte: „Mein Leben ist Eintracht Frankfurt, das ist mein Lebenswerk. Solange ich noch die Freude, die Leidenschaft und die Gesundheit habe, wird das so bleiben und ich werde immer wieder darauf hinweisen: Vergesst die Tradition nicht!“

Das wird die Eintracht nicht tun. Dafür stehen die Bronzeplatten vor der Haupttribüne. Für alle Zeit.

„Für alle Zeit“

Das Wachstum und die Kraft des Klubs seit der Gründung am 8. März 1899 sind eng verbunden mit sportlichen Erfolgen und starken Persönlichkeiten, die in der langjährigen Geschichte immer wieder prägend waren und bis heute sind. Daher würdigt Eintracht Frankfurt Meilensteine, aber auch Persönlichkeiten und Mannschaften der Geschichte des Vereins mit einer Bronzetafel auf dem Stadiongelände. Für alle Zeit. Die Bronzetafeln, die im Bereich vor der Haupttribüne verlegt werden, bilden einen chronologischen Weg der Erinnerungen, gepflastert mit Meilensteinen aus der Geschichte des Vereins. Dieser Weg wird im Laufe der Zeit immer wieder ergänzt. https://museum.eintracht.de/fuer-alle-zeit/

Die neun Meilensteine in der Übersicht
— Vereinsgründung 8. März 1899

— Stadionweihe 1925

— Jürgen Grabowski

— Bernd Hölzenbein

— Bernd Nickel

— Karl-Heinz Körbel

— Deutsche Meisterschaft 1959

— DFB-Pokalsieg 1974

— DFB-Pokalsieg 1975