Was macht eigentlich …
… Lothar Sippel?
Er wird fast Deutscher Meister mit der Eintracht 1992, schießt in jener Saison 14 Tore – ohne durchgängig Stammspieler zu sein. Heute ist die Tradi der Adlerträger nur ein Teil von vielen Fußballbausteinen in seinem Leben. Kürzlich feierte Lothar Sippel seinen 60. Geburtstag.
Lothar Sippel
- Geburtsdatum: 9. Mai 1965
- Geburtsort: Göttingen
- Position: Stürmer
- Bei der SGE: 1989–1992 (79 Spiele)
- Schönste Erlebnisse mit der SGE: „Da möchte ich nichts herausgreifen. Ich hatte drei schöne Jahre bei der Eintracht, habe mich sehr wohlgefühlt, wir hatten tolle Mannschaften mit Typen. Ich freue mich immer, mit den ehemaligen Eintrachtlern zusammen zu sein oder in der Tradi zu spielen.“
Abpfiff in Heppenheim, beim Spiel der Eintracht-Tradi im Rahmen von „Eintracht in der Region“. Überwiegend Kinder und Jugendliche stürmen den Platz, bitten um Selfies und Autogramme mit den Spielern der Adlerträger. Mittendrin ist Lothar Sippel, der sich viel Zeit nimmt und alle Wünsche erfüllt. „Bei der Tradi dabei zu sein und diese Wertschätzung zu spüren, ist eine wunderbare Sache“, sagt Sippel, der am 9. Mai seinen 60. Geburtstag feierte. Später sitzt er noch lange im Zelt mit den früheren Mitspielern und den Gastgebern. Der Fußball und der Kontakt mit den Ehemaligen, daran hat Sippel auch viele Jahre nach dem Karriereende noch viel Freude.
Wenig Freude hat er dagegen an einem Tag im Mai 1992, als die Eintracht auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft ist, aber in Rostock auf der Zielgerade gestoppt wird. „Natürlich hätten wir gerne den Titel geholt, klar. Wir hatten Typen in der Mannschaft, tolle Fußballer“, erzählt Sippel heute. Er ist zu jener Zeit im dritten Jahr bei der Eintracht, hat im Sturm mit unter anderem Tony Yeboah, Axel Kruse, Jörn Andersen, Heinz Gründel und Edgar Schmitt starke Mitspieler. „Ich habe mich auch in der Saison 1991/92 natürlich immer angeboten und meine Tore gemacht, auch wenn ich von der Bank kam. Leider habe ich nicht mehr Spielzeit bekommen“, erzählt Sippel, der von seinem ehemaligen Mitspieler Dieter Hecking aus Kasseler Zeiten gerne „Schleicher“ genannt wurde – er wusste eben, sich richtig zu bewegen, die Freiräume zu erkennen und das Tor zu machen. Er ist zentraler Bestandteil der Mannschaft, sagt seine Meinung und ist gefragt bei Interviews sowie als Gast im TV, unter anderem tritt er im ZDF sportstudio an der Torwand gegen Michael Schumacher und Bernd Hölzenbein an.
Seine Leistung in jener Spielzeit, in der er alleine sechs Jokertore erzielt (14 gesamt), sieht er nicht entsprechend honoriert. Mit dem Verein kann er sich nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen und wechselt nach Dortmund. Mit dem BVB spielt er in seiner ersten Saison dort das UEFA-Cup-Finale gegen Juventus Turin, das der BVB nach Hin- und Rückspiel klar mit 6:1 gewinnt. Er ist damit, so schreibt eine hessisch-niedersächsische Zeitung, der erfolgreichste Fußballer seiner Geburtsstadt Göttingen – bis Ansgar Knauff mit der Eintracht 2022 die Europa League gewinnt.
Im Alter von 20 Jahren wechselt Sippel von seinem ersten Verein 1. SC Göttingen 05 zum damaligen Zweitligisten Hessen Kassel, steigt mit dem Klub ab und hat 1988/89 mit 26 Saisontoren seinen Anteil an der Rückkehr in den Profifußball, ehe er zur Eintracht kommt. Nach seiner Zeit beim BVB folgen noch Stationen in Hannover, Unterhaching und in Wien, wo er später auch für kurze Zeit Trainer ist.
Im Jahr 2009 gründet Sippel das „Soccer Camp by Lothar Sippel“. Es bietet jungen Talenten von sechs bis 16 Jahren eine außergewöhnliche Gelegenheit, ihre fußballerischen Fähigkeiten unter professioneller Anleitung zu entwickeln. In Kooperation mit renommierten Robinson Clubs findet das Training in beliebten Urlaubsdestinationen wie der Türkei, Griechenland, Österreich, Zypern und Marokko statt. Dabei verbindet das Camp sportliche Förderung mit unvergesslichen Urlaubserlebnissen – für Kinder wie auch für deren Familien.
Tradispiele und Soccer Camps: Alles Gute zum 60.!
„Wir legen großen Wert auf eine fundierte fußballerische Ausbildung, Teamgeist und Fairness“, sagt Sippel. Unter seiner Leitung lernen die jungen Teilnehmer nicht nur Technik und Taktik, sondern auch Werte wie Disziplin, Respekt und Zusammenhalt. „Unser Soccer Camp hat sich dadurch zu einer gefragten Adresse für talentierte Nachwuchsspieler entwickelt, die nicht nur besser kicken, sondern auch als Persönlichkeit wachsen wollen.“ Zu seinem Trainerteam gehören dabei immer frühere Profispieler wie beispielsweise die ehemaligen Adlerträger Thomas Zampach, Dieter Eckstein und Jens Keller.
Tradispiele, Eisfußball-WM, Oldie-Nationalmannschaft, Global United, die golfenden Fußballer „GoFus“, die eigenen Camps – bei Lothar Sippel dreht sich noch (fast) alles um das runde Leder. „Ich gebe gerne etwas zurück, der Fußball macht mir bei all diesen Spielen, Turnieren und Camps viel Spaß“, sagt Sippel, der auch an diesem Abend auf dem Sportgelände in Heppenheim die Gesellschaft mit anderen ehemaligen Eintrachtlern schätzt. Wenn es die Zeit neben den Verpflichtungen mit seiner Agentur erlaubt, läuft er bald wieder mit dem Adler auf der Brust auf.
Text: Michael Wiener
Fotos: Andreas Wolf, Eintracht-Archiv