Wo alles beginnt
Der erste Vorgängerverein von Eintracht Frankfurt wird am 8. März 1899 in der Düsseldorfer Straße 14 gegründet. Ein Blick auf die damalige Gaststätte Friedrichshof.
Läuft man vom Hauptbahnhof Richtung Messe, kommt man durch die Düsseldorfer Straße. Hier, im damaligen Haus Nummer 14, fand die wohl wichtigste Versammlung der Vereinsgeschichte statt: die Gründungsversammlung. Die Buchautoren sind ganz tief ins Archiv gestiegen und zitieren aus einem Manuskript mit Erinnerungen von Michael Pickel, das er 1924 angefertigt hat. Wichtig zum Verständnis: Die Düsseldorfer Straße hatte 1899 noch einen anderen Namen, sie hieß Hohenzollernstraße.
Und so ging sie vonstatten, die Gründung der Eintracht, die eigentlich aus zwei Akten besteht, dem Entschluss, einen Verein zu gründen, der einmal Deutscher Meister wird, und der darauffolgenden Tat:
„Meinungsverschiedenheiten innerhalb des F.F.C. ‚Germania‘ 1894, und zwar zwischen dem damaligen Vorsitzenden Albert Pohlenk und den gleichgesinnten Seelen Alb. Gerhardt, Emil Müller, Hans Schnug & L. Heil einerseits und den Fussball-Koryphäen I. K. Roth, M. Fritz Seidenfaden andererseits, führten in der Frühjahrshauptversammlung der ‚Germania‘ zum Austritt der ersterwähnten fünf Leute, die ‚im gerechten Zorn‘ so- fort die Wallstadt der letzten Redeschlacht verliessen. Erster und einziger Gedanke dieser winzigen Schar war die Gründung eines neuen Vereins und Pohlenk konnte seinen Jüngern unter nächtigem Himmel eine erste Standpauke halten, in der er auf die Schwierigkeiten hinwies, die mit der Schaffung und dem Aufbau des Vereins verbunden waren. Darauf zogen diese Mannen in die Wirtschaft des Vaters von Emil Müller, Hohenzollernstr. 14, wo sie sich, ermutigt durch einige Stammtischgäste, über die Gründung des neuen Vereins unter dem Namen Frankfurter Fußballklub ‚Victoria‘ einig wurden. Einige Tage später fand die Gründungsversammlung statt.“
Dass die Victoria gegründet wurde, weil es innerhalb der Germania, Frankfurts ältestem Fußballverein, zu Unstimmigkeiten gekommen war, ist bekannt. Die Buchautoren haben aber weitere Details herausgefunden und können weitere Orte nennen. Das Vereinslokal der Germania war 1899 das Café zur Oper. Hier fand vermutlich die besagte Frühjahrshauptversammlung statt. Albert Pohlenk und die anderen Abtrünnigen mussten also stinksauer vom Opernplatz bis zur Hohenzollernstraße laufen, das sind circa 1.200 Meter. […] Wo die Standpauke stattfand, ist nicht überliefert. Jedenfalls landete die wütende Truppe in der Gaststätte „Friedrichshof“. Die wurde von F. C. Müller betrieben. Das F. C. stand für Friedrich Carl, und der war der Papa des Mitbegründers Emil Müller. Bei der Gründung des Vereins am 8. März 1899 wurde Emil Müller zum Kassierer gewählt, Papa F. C. Müller trat […] als der erste Sponsor der Vereinsgeschichte auf: Ihm wurde „ein Salamander gerieben für die Stiftung des Balles“, ein studentisches Ritual der akademischen Trinkkultur. Wichtig noch: „Als Spielfarbe wurde schwarz-weiss-rot gewählt, ferner, dass in roter Blouse, weissem Gürtel und schwarzer Hose gespielt wird.“
Im Friedrichshof traf sich die Victoria nicht lange. Schon ab 1902 tagte man im „Schlesinger-Eck“ in der Großen Gallusstraße 2a. […]
Im Buch „59 Eintracht-Orte“, erschienen 2020, haben Axel Hoffmann und Matthias Thoma einen Stadtführer für alle Adlerträger erstellt. Die „Eintracht vom Main“ druckt exklusiv in jeder Ausgabe Teile eines Kapitels ab.