„In Frankfurt bin ich immer glücklich“
Dass die SKG Rodgau nun größere Bekanntheit in Mexiko erlangt hat, ist nicht bekannt. Fakt ist aber, dass theoretisch über eine Million Follower des Instagram-Kanals von Marco Fabián das Debüt des DFB-Pokalsiegers von 2018 in der Traditionsmannschaft der Eintracht Mitte Juni verfolgt haben können. Denn der 36-Jährige postete das Video, das auch auf EintrachtTV zu sehen ist, mit Toren und Statements von ihm aus Rodgau auf seinem Profil. Eine tolle Geschichte für die Rodgauer – aber eine noch schönere aus der Sicht des Mexikaners, der sich an diesem Eintracht-Tag unweit von Frankfurt voll in den Dienst seines Ex-Klubs stellt und auch bei der Fußballschule mithilft, die Kids im Alter von sieben bis 14 Jahren zu trainieren und mit seiner freundlich-positiven Art zu motivieren. „Das hat großen Spaß gemacht heute. Mit den Kids und auch mit der Tradimannschaft. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich dabei sein durfte. Immer, wenn ich hier bin, bin ich glücklich. Die Eintracht ist in meinem Herzen“, sagt Fabián, der wie zu seiner aktiven Zeit mit der Nummer 10 aufgelaufen war, am Stadionmikrofon.
Neben ihm steht in diesem Moment Karl-Heinz Körbel – sichtlich stolz, dass wieder ein ehemaliger Profi erstmals das Trikot der Tradimannschaft trägt und sich für die Eintracht einbringt. „Marco ist nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein toller Mensch“, sagt der Rekordbundesligaspieler. Auf dem Platz zeigt der frühere Spielmacher seine Klasse, netzt viermal ein, ein Tor schöner als das andere. Danach steht er für die Kids eine gefühlte Ewigkeit mit Autogrammen und erfüllten Selfiewünschen zur Verfügung.
Vier Tore beim Debüt für die Tradi – eins schöner als das andere
Seine Verbundenheit zur Eintracht und der Stadt Frankfurt hat der bodenständige Mexikaner nie verloren. 2017 war er Pokalfinalist, als er in der Startelf von Trainer Niko Kovac auflief und knapp mit 1:2 Borussia Dortmund unterlag. Nur ein Jahr später gelang der große Coup, die Eintracht wurde zum ersten Mal nach 30 Jahren DFB-Pokalsieger. „Dieses Spiel und die Momente werde ich niemals vergessen. Das war der größte Triumph meiner Karriere! Bis heute habe ich Gänsehaut“, schildert der lebenslustige 36-Jährige.
Nur zu gut erinnert er sich an seine Zeit in der Mainstadt, an seine Trainer Armin Veh, Niko Kovac und Adi Hütter. In den drei Jahren bei den Adlerträgern war Fabián einer derjenigen, die auf dem Platz das Fundament für die erfolgreiche Entwicklung legten, die der Traditionsverein nach dem mit dem letzten Wimpernschlag abgewendeten Abstieg 2016 genommen hat. „Es war keine einfache Zeit. Beim Rückspiel in Nürnberg merkte man der gesamten Mannschaft den extremen Druck von außen an“, erinnert sich Fabián an das Relegationsdrama. Der offensive Mittelfeldspieler kam im Rückspiel zum Einsatz und weiß noch genau: „Niko Kovac hat mir als Trainer sehr viel beigebracht. Er hat mich zu einem besseren Fußballer geformt.“
Nach drei Jahren bei Eintracht Frankfurt – offiziell verpflichtet worden war Fabián übrigens am Heiligabend 2015 – wechselte Fabián im Winter 2019 in die USA, es folgten Stationen in Katar und seiner Heimat Mexiko. Mittlerweile lebt der Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele 2012 und WM-Achtelfinalist von 2014 in Amerika, hat zudem vor einigen Jahren einen Verein in Andorra gekauft, den FC Rànger’s, und pendelt zwischen Nordamerika und Europa: „Rànger‘s ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich möchte talentierten, jungen mexikanischen Fußballern die Chance geben, in Europa Fuß zu fassen.“ Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Akklimatisierung nicht von heute auf morgen geht. „Ich brauchte zunächst ein halbes Jahr in Frankfurt, um mich auf den europäischen Lebensstil einzustellen.“
Dass es der Edeltechniker nach wie vor draufhat und wissen will, demonstriert er beim Gastspiel der Tradimannschaft in Rodgau, als er unter anderem per Fallrückzieher sehenswert trifft. Insgesamt vier Mal zappeln seine Schüsse im Netz der Hausherren, die Ü40-Auswahl der Eintracht siegt deutlich mit 13:4. Einer seiner Distanzversuche aus rund 35 Metern touchiert zudem die Latte des SKG-Gehäuses.
Am Folgetag taucht er beim U17-Hessenpokalfinale der Eintracht gegen den SV Wehen Wiesbaden in Kelkheim auf. Es erscheint wie eine große Liebe und Leidenschaft zwischen der Eintracht und Marco Fabián – in Zukunft möchte der Technische Direktor des Rànger’s FC öfter Frankfurt besuchen. Denn das Motto ist für den ehemaligen Mittelfeldregisseur, der 2016 eine lebenslange Mitgliedschaft bei der Eintracht abgeschlossen hatte, klar: „Einmal Adler – immer Adler!“
Text: Philipp Dibelka, Michael Wiener
Fotos: Andreas Wolf, Eintracht-Archiv