Spirit Symbiose Saisonziele
Den Schwung, den die Eintracht durch Rang drei in der vergangenen Bundesliga-Saison mitgenommen hat, war durch den ganzen Sommer zu spüren. Die Begeisterung für die Adlerträger kannte und kennt keine Grenzen – sei es bei innerhalb von wenigen Minuten ausverkauften Spielen im Rahmen von „Eintracht in der Region“, beim Trainingslager in den USA, vor rund 10.000 Zuschauern bei einem Testspiel am Bornheimer Hang gegen den FSV Frankfurt und mit fast 20.000 Fans beim Familientag, an dem Spielerinnen und Spielerder Profimannschaften rund zwei Stunden (!) Autogramme im Akkord schrieben. Mit der Partie im DFB-Pokal beim FV Engers 07 startete die Pflichtspielsaison 2025/26, die den Tanz auf drei Hochzeiten bereithält. Die Saisonvorschau.
Text: Stephan Weidemeyer
Fotos: Max Galys, Bianca Jockel, Martin Ohnesorge
Der Aberglaube schwang mit. In Louisville, Kentucky, begann im Sommer 2024 die Reise der Eintracht, die im Mai 2025 im Europa-Park Stadion in Freiburg auf dem dritten Tabellenplatz und mit der einhergehenden Qualifikation zur UEFA Champions League endete. Louisville, Kentucky, Sommer 2025 – ein Jahr später. „Dass wir nach unserem ersten Trainingslager in Louisville eine erfolgreiche Saison gespielt und uns für die Champions League qualifiziert haben, war einer der Gründe, weshalb wir zurückgekehrt sind“, sagte Sportvorstand Markus Krösche, angesprochen auf die erneute Reise in die Stadt am Ohio River: „Wir dürfen in der Saisonvorbereitung keine Zeit verlieren, alles muss perfekt sein – und das ist es.“
Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, ergänzte: „Ein abergläubischer Aspekt: Das Trainingslager im vergangenen Jahr hat den Grundstein für eine super Saison gelegt – dieser Spirit macht hier die Runde.“ Hier – das war die zwölftägige ADIDAS U.S. TOUR der Eintracht in Louisville und Philadelphia, dort bereiteten Cheftrainer Dino Toppmöller und sein Coaching-Staff die Mannschaft tagein, tagaus auf die Herausforderungen vor, die 2025/26 auf die Hessen warten.
Das, was am 7. Juli mit den obligatorischen Leistungstests im ProfiCamp im Deutsche Bank Park begann, fand am 17. August sein Ende: Das Kapitel Sommervorbereitung schloss, mit der ersten DFB-Pokalhauptrunde gegen den FV Engers 07 (Endstand: 5:0) begann der Pflichtspielmodus. Sechs Tage später heißt der erste Gegner der Bundesligaspielzeit SV Werder Bremen.
Die Ausgangslage bei der Eintracht in sieben Punkten:
1 Die Saisonvorbereitung
Zusätzlich zu den zahlreichen Trainingseinheiten sah der Vorbereitungsplan fünf Testspiele vor. Auf den 3:2-Erfolg im Stadtduell gegen den FSV Frankfurt folgte eine Ungeschlagenserie während der ADIDAS U.S. TOUR: jeweils ein 2:2-Unentschieden gegen den Premier-League-Klub Aston Villa FC und das derzeitige MLS-Topteam Philadelphia Union sowie ein 5:2-Sieg gegen den zweitklassigen Louisville City FC. Der abschließende Härtetest auswärts in London gegen den Fulham FC ging knapp mit 0:1 verloren.
2 Das sagen Trainer und Co.
„Ich habe inzwischen 21 Trainingslager erlebt. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich diesmal in Louisville und Philadelphia gesehen habe, hat mich absolut beeindruckt. Genau das werden wir brauchen. Die Champions League wird das härteste Pflaster mit riesigen Truppen, die keine Gnade kennen. Jeder weiß, wofür Eintracht steht. Und so wird es auch in der Bundesliga sein, wir sind nicht mehr nur die Jäger, sondern auch die Gejagten – durch den erfolgreichen Fußball, den wir gespielt haben, die Transfers, die wir gemacht haben, und die Entwicklung, die wir genommen haben. Eines haben wir allen voraus: Gegen dieses Stadion sowie diese Stimmung und Unterstützung muss man erst einmal ankommen,“ sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann auf dem Eintracht-Familientag Mitte August und richtete sich direkt an die 20.000 gekommenen Fans: „Das seid ihr!“
Angesprochen auf ein Saisonziel sagte Cheftrainer Dino Toppmöller zum Ende des Trainingslagers in den USA Anfang August: „Ich bin mir nicht sicher, ob sich die Erwartungshaltung verändert hat. Wir wissen, was wir erreicht haben. Wie unser Sportvorstand Markus Krösche bereits gesagt hat, ist es immer unser Ziel, um einen der internationalen Startplätze zu kämpfen. Die vergangene Saison war außergewöhnlich, aber natürlich sind wird hungrig, genau das immer und immer wieder zu schaffen.“ Und weiter: „Ich denke von Spiel zu Spiel, ich will nicht zu sehr über Erwartungen sprechen – so haben wir es vergangene Saison auch gemacht. Wir müssen hart arbeiten – dann werden wir sehen. Wir haben einen sehr guten Spirit in der Mannschaft. Mir bereitet es große Freude, mit diesen Jungs zu arbeiten. Sie haben ein tolles Mindset, wollen sich stets verbessern und haben einen tollen Umgang miteinander.“ In Richtung der großen Eintracht-Community sagte Toppmöller vier Tage vor dem DFB-Pokalauftakt: „Diese Symbiose aus Fans und Mannschaft hat uns in der vergangenen Saison weit getragen.“
3 Der Kader
Das Gesicht der Mannschaft hat sich über die Sommermonate an einzelnen Stellen verändert. Stürmer Jonathan Burkardt, der in der abgelaufenen Saison in Liga und Pokal in 30 Spielen 19 Tore und drei Assists markierte, zog es vom 1. FSV Mainz 05 kommend in Frankfurts Stadtwald. Ritsu Doan wechselte derweil vom SC Freiburg an den Main – in der abgelaufenen Runde stand der Japaner in allen 34 Bundesligapartien (zehn Tore, acht Vorlagen) sowie zwei von drei DFB-Pokalbegegnungen auf dem Rasen. Nun heißt es: Adler statt Greif.
Ab dem 1. Januar 2026 wird zudem Love Arrhov ein Hesse. Für die aktuelle Spielzeit in der schwedischen Allsvenskan, die seit Ende März und bis November läuft, verbleibt der Mittelfeldspieler bei seinem Heimatverein Brommapojkarna.
Nach Ende der jeweiligen Leihe ins Herzen von Europa zurückgekehrt sind indes Elias Baum, Paxten Aaronson, Aurélio Buta, Hrvoje Smolcic und Jessic Ngankam.
Den Verein verlassen haben im Vorfeld der neuen Saison Hugo Ekitiké (Liverpool FC), Tuta (Al-Duhail SC), Igor Matanovic (SC Freiburg), Nacho Ferri (KVC Westerlo) und Krisztián Lisztes (Leihe Ferencvárosi TC).
4 Der Spielplan
Samstagnachmittag, klassische Bundesligazeit um 15.30 Uhr: Die Eintracht empfängt am 23. August im Deutsche Bank Park den SV Werder Bremen – Matchday Nummer eins der Bundesligasaison 2025/26. Nach der Winterpause (23. Dezember bis 9. Januar) startet das neue Jahr für die Hessen mit der Partie gegen Borussia Dortmund im Stadtwald (16. Spieltag). Die Saison endet am 16. Mai mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart.
UEFA Champions League, Ligaphase:
— 16./17./18. September bis 28. Januar
(Auslosung am 28. August, weitere Termine auf eintracht.de und in der App mainaqila)
DFB-Pokal, Rahmentermine:
— Zweite Hauptrunde: 28./29. Oktober
— Achtelfinale: 2./3. Dezember
— Viertelfinale: 3./4. und 10./11. Februar
— Halbfinale: 21./22. April
— Finale: 23. Mai
5 Die Aufsteiger
Der Hamburger SV und der 1. FC Köln mischen in der neuen Saison wieder im Oberhaus mit. Gegen die Hanseaten spielte die Eintracht bislang wettbewerbsübergreifend 108 Mal (39 Siege, 25 Remis, 44 Niederlagen), in der Bundesliga stehen 98 Traditionsduelle zu Buche – in der Rückserie winkt also ein großes Jubiläum. Zwei weniger, nämlich derer 96 Partien in der höchsten Spielklasse, bestritten die Adlerträger bislang gegen den Effzeh vom Rhein.
6 Die UEFA Champions League
„Dass wir die Chance haben, mit den Frauen wie Männern in unserem Wohnzimmer in der Champions League zu spielen und uns auf absolutem europäischen Topniveau zu präsentieren, ist so groß. Für jemanden wie mich, der Erfahrung aus Abstiegen, Relegation, Zweiter Bundesliga und Orten wie Schweinfurt und Meppen hinter sich hat, ist das das Größte, was man mit diesem Klub erreichen kann“, so Axel Hellmann beim Familientag. Erstmals buchte die Eintracht das Ticket für die Königsklasse über den Ligabetrieb, Tabellenrang drei nach 34 Spieltagen öffnete den Adlerträgern nach 2022/23 (damals als Sieger der UEFA Europa League qualifiziert) erneut die Tür zum höchsten europäischen Klubwettbewerb. „Die Vorfreude ist riesig. Noch kann ich mir gar nicht vorstellen, dass ich Champions League spielen darf. Ich kann es kaum erwarten. Das ist der Traum eines jeden Fußballers“, sagte Nathaniel Brown. Verbal in die gleiche Kerbe schlug Farès Chaibi: „Für mich geht ein Kindheitstraum in Erfüllung! […] Champions League, das ist verrückt. Ich kann es immer noch kaum glauben und kann es nicht abwarten, endlich diese schöne Hymne, die ich kenne, seit ich klein bin, im Deutsche Bank Park zu hören.“ Bei der Auslosung werden die 36 teilnehmenden Mannschaften in vier Neunertöpfe aufgeteilt – unter Berücksichtigung der UEFA-Koeffizientenliste. Acht unterschiedliche Gegner bedeuten je zwei aus jedem Topf. Wunschlose? „Liverpool“, sagte SGE-Präsident Mathias Beck, Dino Toppmöller nannte Real Madrid.
7 Das ist neu in der Bundesliga
Neue Saison, manche Neuerung in der Ersten und Zweiten Bundesliga – unter anderem:
— Schiedsrichterdurchsagen: Vergangene Saison in ausgewählten Stadien – so auch im Deutsche Bank Park – bereits erlebt, werden die Entscheidungen der Unparteiischen, die am Monitor in der Review Area am Spielfeldrand getroffen wurden (VAR), über die Lautsprecher durchgesagt – ab sofort in allen 36 Stadien.
— Gude!: Im Sinne des Fair Play kommen Trainer, die Mannschaftskapitäne und das Schiedsrichtergespann an Spieltagen zu einem kurzen Austausch zusammen – 70 Minuten vor Anpfiff in der Kabine des Unparteiischen.
- Abseits: Die Überprüfung potenzieller Abseitsstellungen – im Rahmen von Torerzielung – wird künftig durch eine halbautomatische Abseitstechnologie unterstützt. Die Basis: hochauflösende Spezialkameras, deren Daten von einer künstlichen Intelligenz analysiert werden.
- Dreidimensional: Die halbautomatische Abseitserkennung basiert auch auf der Umstellung der Positionsdatenerhebung. Kurzum: Statt eines zweidimensionalen Spielfelds liefert die neue Trackingtechnologie fortan dreidimensionale Bewegungsdaten von 21 Körperpunkten der Spieler (darunter Kopf, Schultern, Knie und Füße). Obendrein liefern die Trackingdaten Echtzeitinformationen zu Geschwindigkeit, Beschleunigung, Richtungswechseln oder Bewegungsabläufen.