Musik ab!

Während der Stadionsommer im Deutsche Bank Park Mitte August endete, spielt im Frauenfußball die Musik ab September wieder. Mit neuen aufstrebenden Acts, der einen oder anderen veränderten Formation, Newcomern, Evergreens und internationalen Bühnen, welche die Fans erwarten. Ein Blick auf die anstehende Saison 2025/26.
Text: Marie Huhn
Fotos: Kevin Mattig, Martin Ohnesorge, Kimberly Schäfer

Das Line-up steht, die Proben laufen, die Fans stehen schon an den Eingängen, bereit, das Festivalgelände der Google Pixel Frauen-Bundesliga zu stürmen. Am 5. September rollt wieder der Ball auf 14 Bühnen deutschlandweit – erstmals mit einem erweiterten Line-up.

Denn zum Ende der Saison 2024/25 war mit dem 1. FFC Turbine Potsdam nicht nur ausschließlich ein Team in die 2. Liga abgestiegen, gleich drei Vereine durften zum Saisonende den Aufstieg in die höchste Spielklasse feiern. Diese wurde von zwölf auf 14 Teams aufgestockt, es gibt also künftig vier Spieltage mehr. Am lautesten bereits die Instrumente stimmen und Lautsprecher aufstellen hört man in diesem Jahr das Team aus der Hauptstadt. Der 1. FC Union Berlin ist bereit, für Stimmung zu sorgen und hat ordentlich vorgesorgt. 17 Spielerinnen aus dem aktuellen 26er-Kader bringen bereits Bundesliga-Erfahrung mit – darunter mit Tanja Pawollek, Cara Bösl, Leonie Köster und Anna Aehling gleich vier ehemalige Adlerträgerinnen, hinzu kommt die Ex-U20-Adlerträgerin Tomke Schneider. Zuletzt stießen mit Sophie Weidauer (Werder Bremen), Samantha Steuerwald und Eileen Campbell (beide SC Freiburg) weitere Spielerinnen von der Bundesligakonkurrenz dazu. Den ersten Vorgeschmack gab es während der Probe Mitte August: Im Testspiel besiegte Union den VfL Wolfsburg mit 2:0.

Crowdsurfing – also sich vom Publikum tragen zu lassen –, das dürfte zur Strategie des Hamburger SV zählen. Nachdem klar wurde, dass die HSV-Frauen ihre erste Bundesligasaison seit 13 Jahren spielen werden, gab der Verein bekannt, alle Heim- spiele im 57.000 Zuschauer fassenden Volksparkstadion auszutragen – in dem ja ganz nebenbei auch die Männer wieder erstklassig sind. Welche Wirkung eine solche Kulisse haben kann, stellte der Vorjahresdritte der 2. Liga im DFB-Pokal bereits unter Beweis. Im Frühjahr war vor ausverkauftem Haus gegen den SV Wer- der Bremen erst im Elfmeterschießen im Halbfinale Schluss, Lampenfieber dürfte das Team mit mehreren Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs also nicht zum Verhängnis werden.

Gerade einmal ein Jahr abseits des großen Festivals Frauen-Bundesliga hat es der 1. FC Nürnberg ausgehalten. Um kurz bei der Musik zu bleiben: Bei „Rock im Park“ 2026 in der Frankenmetropole wird Linkin Park der Headliner sein, die kürzlich den Deutsche Bank Park zum Beben gebracht haben. Ob im Juni nächsten Jahres die Clubberinnen noch erstklassig performen, bleibt abzuwarten. Mit dem zweitjüngsten Kader der Liga will man – anders als vor zwei Jahren, als es direkt wieder runterging – für eine Zugabe sorgen. In der Vorsaison boten die Fränkinnen den favorisierten Unionerinnen die Stirn und wurden punktgleich Vize-Meisterinnen.

Crowdsurfing in Hamburg, viel Erfahrung in Berlin, volle Setlist in Frankfurt

Wer lockt die meisten Menschen an und wird zur Mainstage? Wer überzeugt auch als Underdog der Szene? Wer hat sich mit Stars verstärkt, welche Newcomer könnten für Aufsehen sorgen? Fragen, die sich in den kommenden Monaten stellen werden. Klar ist, blickt man auf die Headliner der vergangenen Saison mit dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg, dass sich ein sehr gegenteiliges Bild zeigt. Während man in München auf seine Evergreens setzt, mit denen man in den Vorjahren Titel sammelte, und sich nur punktuell weiter verstärkt hat – darunter Barbara Dunst –, musste man in der Autostadt 15 Abgänge kompensieren. Getan wurde das unter anderem mit guten Bekannten aus der Bundesliga wie Stina Johannes, Martina Tufekovic, Cora Zicai, Sophia Kleinherne und Janou Levels. Als neue Lead-Performerin soll auch die Französin Kessya Bussy herausstechen, die in der Vorsaison bei Paris FC in 21 Ligaspielen 18 Scorerpunkte sammelte.

Den Titel Jüngste Band im Line-up erhält zum Saisonstart, nachdem die SGS Essen die Statistik viele Jahre anführte, die TSG Hoffenheim, deren deutsche Nationalspielerin Selina Cerci an vorderster Front stehen soll. Leverkusen, Freiburg und Bremen dürften, nachdem man in der Vorsaison immer mal ärgern und im oberen Mittelfeld anklopfen konnte, ihre Lautstärke nicht runterdrehen lassen wollen. Ein kleiner Sidefact aus dem Backstage-Bereich: Mit Friederike Kromp (SV Werder Bremen), Britta Carlson (1. FC Köln), Ailien Poese (Union Berlin) und Liese Brancao (Hamburger SV) dirigieren so viele Cheftrainerinnen wie noch nie.

Verändert sich die Zusammensetzung der Band, ist häufig auch Unmut und Spannung in der Fanbase zu spüren. So auch in Frankfurt in diesem Sommer. Einige neue Gesichter werden die Bühne im Stadion am Brentanobad zum Auftakt am 5. September gegen die SGS Essen betreten, bereit, sich in die Herzen der Zuschauer zu spielen.

Wie gut alles ineinandergreift, dürfte sich schnell abbilden, die Setlist der SGE ist vollgepackt im September. Vier Bundesligaspiele, der Auftakt im DFB-Pokal und dann wartet auch noch die internationale Bühne. Am 11. und 18. September entscheidet sich in einem Hin- und Rückspiel (Auslosung am 31. August), ob sich die Eintracht wie 2023/24 für die Ligaphase der UEFA Women’s Champions League qualifiziert. Wer verliert, zieht in den neu eingeführten UEFA Women’s Europa Cup ein, bleibt also erstmal europäisch vertreten.

In diesem Sinne: Lautsprecher auf Anschlag. Lasset die Show beginnen!