Talentschmiede mit Vision
Alex Richter, Leiter des NLZ, spricht im großen Saison-Interview über die strategische Ausrichtung sowie die personelle Entwicklungen und erklärt, warum die Ausbildung junger Talente mehr ist als nur der Weg zum Profifußball. 

Die neue Saison kommt ins Rollen. Wie blickst du auf das neue Fußballjahr?
Mit viel Spannung und Freude. Wir haben Herausforderungen vor uns, müssen viele Stolpersteine aus dem Weg räumen. Aber darauf freuen wir uns und wir freuen uns besonders auf unsere Spieler und schauen, wie sie in die Saison starten, wie sie performen und sich entwickeln.

Was sind die Herausforderungen in der kommenden Saison?
Zum einen mit der U21 in der Hessenliga eine gute Rolle zu spielen und im oberen Tabellenfeld mitzuspielen – das müssen wir uns schon vornehmen. Zum anderen in der U19 und U17 in der Nachwuchsliga mit spannenden Gegnern in die Saison zu starten. Aber auch die UEFA Youth League anzunehmen, wie schon vor drei Jahren. Da wollen wir auch wieder eine gute Rolle spielen. Und zu guter Letzt das, warum wir das hier alle machen und worauf wir hinarbeiten: Spieler ins Profitraining bekommen und den ein oder anderen zu einem Einsatz bekommen, weil wir sie gut ausgebildet haben.

Bei den Cheftrainer-Positionen gab es kaum Veränderungen. Da ist eine gewisse Kontinuität zu sehen. Gib uns doch gerne einen personellen Überblick, wie wir in die neue Saison gehen.
Zunächst einmal, denke ich, ist Kontinuität wichtig. Da gelten keine Profi-Voraussetzungen. Und diese Kontinuität bis in die jüngeren Jahrgänge bei den Cheftrainern zu haben, ist ganz wesentlich für die Entwicklung eines Nachwuchsleistungszentrums. Alex Meier macht seinen nächsten Schritt. Er muss in der U19 noch ein paar Schritte in seiner Entwicklung gehen. Da freuen wir uns aber drauf. Dasselbe gilt bei Sascha Rausch in der U16.

Du hast angesprochen, dass die U21 in der Hessenliga angreift. Wir haben einige Neuzugänge, aber auch viele Spieler, die wir aus der U19 nach oben holen bzw. frühzeitig an den Herrenfußball heranführen wollen. Was erwartest du von der Mannschaft?
Erst einmal, dass wir versuchen, den Ausbildungsgedanken mit den Ergebnissen in Verbindung zu bringen, dass wir eine gute Rolle spielen im oberen Tabellenbereich. Wir haben mit Alessandro Gaul Souza, Marvin Dills und Nilo Neuendorff drei U19-Spieler fest im U21-Kader. Es herrscht eine gute Mentalität und eine gute Stimmung im Team. Dabei kommt die Aufgabe auf uns zu, diese Jungs alle weiterzuentwickeln und unserem Ziel treu zu bleiben, sie in den Profifußball zu bringen.

Die U19 spielt wieder die DFB-Nachwuchsliga. Was wäre ein Ziel, das du dafür ausgibst, oder gibt es in diesen Jahrgängen nicht unbedingt ein definierbares Ziel, weil wir uns am Ausbildungsgedanken orientieren?
Da muss man schon beides zusammen sehen. Der Ausbildungsgedanke schließt nicht aus, dass wir Spiele gewinnen. Ich werde nicht müde, das immer wieder zu betonen, weil ich auch von der gesamten Atmosphäre her ein NLZ leiten möchte, in dem wir Spiele gewinnen wollen. Wenn wir uns in der Trainingswoche befinden, dann müssen wir wissen, wo der Fokus liegt. Wenn es dann am Wochenende in den Wettkampf geht, muss ganz klar sein, dass die Mentalität auf dem Platz stimmt, die Ausbildungsinhalte zu sehen sind und die Mannschaften spielen wollen.

„Es sind so einige im Anmarsch, bei denen es in den nächsten ein bis zwei Jahren natürlich darum gehen wird, wo die Reise hingeht“

Die U19 spielt auch noch die UEFA Youth League und den DFB-Pokal der Junioren, also drei Wettbewerbe. Wie blickst du auf die neue A-Junioren-Saison?
Für die Youth League ist es – jetzt, da wir noch in der Anfangsphase sind – viel organisatorischer Aufwand. Wir spielen die ersten sechs Spiele parallel mit den Profis, aber danach nicht mehr. Wir müssen Kader planen – wer darf spielen, wer darf nicht spielen. Am Ende diese internationale Erfahrung zu sammeln, ist schon überragend. Den Austausch dort zu haben, davon wollen wir profitieren, uns unterhalten mit den Gegnern – was machen sie, wie bilden sie aus? Vielleicht ein paar Sachen für uns mitnehmen. Doch wir dürfen auch die anderen Wettbewerbe nicht vernachlässigen. Ich bin der Meinung, dass die Jungs das hinbekommen müssen, alle drei Tage zu spielen. Wir haben englische Wochen. Das macht Spaß. Das wollen die Jungs, da haben sie Bock drauf. Die Freude und das Positive müssen überwiegen. Aber unsere Athletikabteilung hat da ein genaues Auge drauf, welcher Spieler wie viel Belastung verträgt.

Jetzt schwirren immer mal ein paar Namen herum, wer denn der Nächste sein könnte, der vom Riederwald herausgebracht wird. Willst du unseren Eintracht-Fans verraten, auf wen man ein besonderes Auge werfen sollte?
Da tue ich mich schwer, Namen zu nennen. Da sind echt einige. Der ein oder andere ist schon aufgepoppt bei Testspielen der Profis in den letzten Wochen und Monaten. Sie sind viel im Profi-Training, weil wir da eine enge Verbindung zu Dino Toppmüller haben. Es weiß mittlerweile jeder, dass die Eintracht darauf setzt. Ich kann nur sagen, es sind so einige im Anmarsch, bei denen es in den nächsten ein bis zwei Jahren natürlich darum gehen wird, wo die Reise hingeht.

Blicken wir ein bisschen über den Profifußball hinaus: Von der U17 abwärts gibt es viele Neuzugänge aus den Kooperationsvereinen. Ist das in der Ausbildungsstruktur auch ein Thema, um uns in der Region zu verbessern, um mehr Spieler aus der Region zu holen, oder wie siehst du dieses Konstrukt?
Ja, unsere Mission umzusetzen, Spieler aus der Region ins Stadion zu bringen oder zu Profis zu machen, hängt sehr mit diesen Partnervereinen zusammen, die für uns die Region scouten, die Spieler verpflichten, für die die Strecke eventuell zu weit ist, oder die von ihrem Leistungsvermögen noch nicht ganz so weit sind. Wir sind auf einem guten Weg, noch zwei bis drei weitere Partnervereine dazuzunehmen, um die geografische Region rund um Frankfurt abzudecken. Die Kooperationsvereine sind ein sehr wichtiger Partner für uns.

Das ist ein guter Übergang, um noch einmal über den Kinderfußball zu sprechen. Eine Maßnahme besteht in der Ausbildungsgarantie, die wir jungen Spielern – auch denen, die von Kooperationsvereinen kommen – erteilen, um der Fluktuation entgegenzuwirken und der Entwicklung einen gewissen Raum zu geben. Kannst du noch einmal erklären, was es damit auf sich hat und wie die Eltern das aufnehmen, weil die Kinder in dem Alter den Fokus tatsächlich stark auf den Fußball legen.
Die Kinder sind zwischen acht und zehn Jahre alt. Wir dürfen ihnen da nicht den ersten Schlag versetzen, indem wir sagen, dass es nicht gereicht hat und wir sie wieder wegschicken. Das kannst du im Kinderfußball nicht machen. Daher ist ein Topscouting umso wichtiger. Wir ermitteln schon vorher über die Partnervereine und über datenbasierte Systeme, welche zwanzig Neunjährigen wir denn nächstes Jahr mit dazunehmen, die dann von uns eine Ausbildungsgarantie für drei Jahre bekommen. Das heißt nicht, dass du nicht punktuell mal jemanden dazuholen kannst, aber ich möchte nicht das Gefühl vermitteln, im NLZ musst du Leistung bringen, sonst schmeißen wir dich wieder raus.

Wenn wir ein Jahr vorausschauen, was würde dich freuen, in einem Jahr zum Saisonabschluss-Interview sagen zu können?
Ziel eins ist, dass mindestens zwei Spieler Einsätze im Bundesligateam hatten und ich das mit den NLZ-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen feiern kann. Das ist für uns immer die höchste Auszeichnung, die wir im NLZ erhalten können. Und Ziel zwei ist, was ich schon oft gesagt habe, dass wir vernünftige Fußballplätze bekommen, auf denen wir trainieren können. Drei oder vier wären gut. Ich weiß aber auch, dass viel im Gange ist, dass unser Präsident da zusammen mit dem Vorstand viel vorantreibt. Und wenn diese Plätze demnächst entstehen, dann kommen da auch noch mehr Spieler raus. Da sind wir glaube ich auf einem richtig guten Weg. Diese beiden Dinge möchte ich gerne am Saisonende feiern.

Dann werden wir dich am Saisonende daraufhin prüfen und wünschen allen viel Erfolg in der neuen Saison.
Vielen Dank!