Aus dem Rhein-Main-Gebiet auf die große Fußballbühne
Im Nachwuchsleistungszentrum von Eintracht Frankfurt sollen die besten Fußballer der Rhein-Main-Region zu Profis ausgebildet werden. Ihren Weg an den Riederwald finden die Talente auf unterschiedliche Weise. Nino Berndroth, Kaderplaner der Jahrgänge U17 bis U21, und Ramtin Mehdibehesht, Leiter Scouting sowie Kaderplaner U11 bis U17, geben Einblicke in die Identifikation begabter Spieler und die Talentgewinnung in der Region.
Text: Leonie Batke
Fotos: Luca Weigand, Leonie Batke
Das Nachwuchsleistungszentrum am Riederwald hat sich zum Ziel gesetzt, allen voran regionale Talente zu fördern. Ein Konzept, was aufzugehen scheint, blickt man etwa auf den Eintracht-Kader in der UEFA Youth League. Von den Spielern, die in den ersten fünf Partien der UEFA Youth League im Kader der Eintracht standen, wuchsen mit Nicolas Peter und Paul Bahoya lediglich zwei nicht im Rhein-Main-Gebiet auf.
„Wir sehen die Rhein-Main-Region als eines der talentstärksten Gebiete Deutschlands und setzen gezielt auf ein engmaschiges Scouting-Netzwerk hier vor Ort“, erklärt Nino Berndroth, Leiter Kaderplanung U17 bis U21, die Ausbildungsphilosophie. „Unser Ziel ist es, die besten Spieler aus dem eigenen Umfeld frühzeitig zu identifizieren, individuell zu fördern und ihnen eine sportliche Heimat bei der Eintracht zu bieten. Dabei holen wir die Spieler nicht aus ihrem sozialen Umfeld raus, sie können weiterhin auf dieselbe Schule gehen und natürlich bei ihren Familien wohnen bleiben.“
Im Jugendbereich findet die Talentidentifikation Woche für Woche auf den Fußballplätzen im gesamten Rhein-Main-Gebiet statt, wie auch Ramtin Mehdibehesht erklärt. „In dem Altersbereich, in dem wir uns bewegen, ist das Scouting noch stark klassisch geprägt. Von externen Plattformen stehen uns bisher nur sehr begrenzt Daten zur Verfügung“, so der Leiter des Scoutings im NLZ. „Das heißt: Unsere Scouts und wir sind regelmäßig auf den Sportplätzen unterwegs, unter der Woche wie am Wochenende. Natürlich pflegen wir eine interne Scouting-Datenbank, in der wir unsere Eindrücke und Bewertungen zu Spielern dokumentieren. Aber der Schwerpunkt liegt ganz klar noch auf der persönlichen Sichtung und dem direkten Eindruck vor Ort.“
Einen wichtigen Beitrag zur Talentgewinnung leisten auch die Partnervereine, mit denen die Eintracht in den letzten Jahren die Zusammenarbeit noch einmal intensiviert hat. Insgesamt kooperiert das NLZ nun mit zehn Klubs – die große Mehrheit sind Vereine aus dem Rhein-Main-Gebiet. Mit dem SV St. Stephan Griesheim, der TuS Koblenz sowie dem SV Waldhof Mannheim stießen erst in diesem Jahr drei Klubs hinzu, die das Einzugsgebiet teils noch vergrößern.
„Unser Ziel ist es, die Jungs zu entdecken, langfristig bei uns zu halten und solange es geht auszubilden.“
„Die Kooperationsvereine sind für unser Scouting enorm wichtig“, macht auch Mehdibehesht deutlich. „Wir investieren viel in diese Zusammenarbeit, durch Workshops, Hospitationen und regelmäßigen Austausch, um das Wissen auf beiden Seiten zu erweitern und die Qualität in der Ausbildung zu verbessern.“ Er ergänzt: „Unsere Kooperationsvereine sind für uns echte Talentmagneten, aus diesem Netzwerk rekrutieren wir einen großen Teil der Spieler für unsere Teams. Die Vereine profitieren vom Input und der Nähe zur Eintracht, wir profitieren vom Zugang zu vielversprechenden Talenten.“
Hat sich ein Spieler für einen Wechsel an den Riederwald entschieden, wird er so früh wie möglich in seine neue Mannschaft integriert und an die Abläufe innerhalb des Nachwuchsleistungszentrums herangeführt. „Die Jungs nehmen schon vor Saisonbeginn regelmäßig am Training teil, lernen das neue Trainerteam kennen und gewöhnen sich an das neue Umfeld. Besonders einfach ist das natürlich, wenn es sich um Spieler aus einem unserer Kooperationsvereine handelt, da sind die Wege kürzer und die Abstimmungen unkomplizierter. Unser Ziel ist es, die Eingewöhnungszeit so kurz wie möglich zu halten, damit sich die Mannschaft sportlich und als Team schnell finden und entwickeln kann.“
Dass die Talente aus der eigenen Region viel Qualität ins NLZ mitbringen, zeigt auch ein Blick auf die Nationalspieler, die am Riederwald beheimatet sind. Insgesamt 28 Adlerträger haben im Kalenderjahr 2025 ihre Nationalmannschaften vertreten, lediglich drei von ihnen stammen nicht aus dem Rhein-Main-Gebiet. „Wir kaufen uns im NLZ keine Nationalspieler ein“, betont auch Nino Berndroth.
Stattdessen verfolge das NLZ besonders ab der U15 das Ziel, so wenig externe Spieler wie möglich zu verpflichten. So tragen die U19-Spieler im Schnitt bereits seit über fünf Jahren den Adler auf der Brust, in der U21 absolvieren mit Noah Fenyö, Maurice Spahn und Amil Siljevic gleich drei Spieler ihre zehnte Saison unter dem Adlerdach. „Wir haben schon auch ein paar Spieler, die erst in der U15 oder U16 zu uns gekommen sind, stellt Berndroth klar. „Besonders dann, wenn wir viele Jungs von der U15 in die U17 hochziehen, müssen wir für die U16 Spieler nachverpflichten. Deswegen ist der Schnitt der Verweildauer ein bisschen gesenkt worden. Trotzdem muss man sagen, dass wir hier sehr viele Spieler haben, die schon lange bei uns im NLZ sind.“ Berndroth verdeutlicht: „Unser Ziel ist es, die Jungs zu entdecken, langfristig bei uns zu halten und solange es geht auszubilden und individuell weiterzuentwickeln.“