Alexander Richter gen, spielt jetzt in der Regionalliga. Was erwartest Du von einem jungen Team, wie die U21 es ist? Ich erwarte von Woche zu Woche eine Weiterentwicklung. Wir werden Spiele ge- winnen, wir werden Spiele verlieren, aber ich möchte im Training sehen, dass indivi- duell gearbeitet wird. In der U21 sind Spie- ler, die ein riesiges Potenzial haben. Sie müssen weiterentwickelt und nicht nur jede Woche auf den nächsten Gegner vor- bereitet werden. Das ist natürlich der Job des ganzen Staffs, an erster Stelle des Trai- nerteams. Und dann erwarte ich eben ge- nau dort, dass zielorientierter Ballbesitz- fußball umgesetzt wird. Natürlich gibt es Partien, da spielt unsere junge Truppe ge- gen welche, die im Durchschnitt 28 sind und die Jungs dementsprechend eher hin- ten reingedrückt werden. Da hast du dann vielleicht auch mal eine Umschaltphase, in der du schnell kontern musst, aber es ist wichtig, dass immer wieder versucht wird, in Ballbesitz zu kommen und das Spiel zu bestimmen. Wenn man sich die Partien an- guckt, muss es einfach Spaß machen, zu- zuschauen. „Das ‚Gewinnen wollen‘ und die Entwicklung der Spieler schließt sich nicht gegen- seitig aus“ Wie in der vergangenen Saison wurden bereits Spieler aus der U19 hochgescho- ben, die noch in der A-Junioren-Bundes- liga spielen könnten. Wie wichtig ist es in diesem Prozess und in der Entwicklung potenzieller Profis? Das ist fundamental wichtig. Auch hier ist statistisch nachgewiesen, dass bei Spie- lern, die mit einer entsprechenden Qualität ausgestattet sind und in einem Alter von 16 oder 17 Jahren schon Herrenfußball spielen, die Wahrscheinlichkeit viel höher ist, im Profifußball Fuß zu fassen. Also zum Beispiel bei der Eintracht im Stadion zu spielen oder wenn das noch zu hoch ist, in der ersten oder zweiten Liga bei einem an- deren Verein. Das würde für unsere Ausbil- dung am Riederwald sprechen. Das größte Ziel ist natürlich der eigene Klub, aber wenn man das nicht schafft, weil Eintracht Frankfurt auch eine große Qualität bei den Profis hat, dann schafft man es vielleicht woanders. Bei diesem Prozess müssen wir aber beachten, dass wir nicht alle U19- Spieler in der U21 spielen lassen können. Es müssen speziell ausgesuchte Spieler sein, bei denen das Gesamtpaket dafür stimmt und die in ihrem nächsten Entwicklungs- schritt jetzt die U21 brauchen. Unser Ziel ist es, dass es von Jahr zu Jahr immer mehr Spieler werden, die durch ihre Ausbildung in den jüngeren Jahrgängen mit ihrer Quali- tät glänzen und in höheren Mannschaften spielen können. Wie blickst du in dieser Saison auf die U19 und U17? In beiden Jahrgängen gibt es viele span- nende Spieler, die Spaß machen, unabhän- gig davon, wie wir in den Ligen starten. Wir haben bei den B-Junioren sechs Spieler mit Geburtsjahr 2008, die bislang eine richtig gute Saison spielen. Natürlich sollen die Jungs sich dort schon behaupten, aber wenn sie mal ein Tief haben sollten, wissen sie, dass sie jederzeit in der U16 Spielpraxis sammeln können, die ist in dem Alter näm- lich das Wichtigste. Und übrigens ist es auch ganz normal, wenn man als junger Mensch mal eine Phase hat, wo es nicht so läuft. Das Gleiche gilt für die Spieler in der U19, wo vielversprechende Talente dabei sind. Aber sie müssen lernen, Widerstände zu überwinden. Weglaufen vor schwieri- gen Phasen ist keine Option. Die Saison 2023/24 ist die letzte, in der die U19 und U17 in der klassischen A- und B-Junioren-Bundesliga, wie man sie bis- her kannte, spielen. Es steht eine Reform des Juniorenbereichs an, sodass es ab der Saison 2024/25 die DFB-Nachwuchs- ligen geben wird. Das heißt für die Ein- tracht, dass die U19 und U17 nicht mehr absteigen können. Was sagst du zu der Reform und wie wichtig ist der Aspekt, dass die Jungs nicht gegen den Abstieg spielen können? Über die Ligenreform ist viel diskutiert worden. Die neue Struktur ist so geschaf- fen, dass sie positiven Druck verursacht. Teams können Deutscher Meister werden oder sich für nächste Runden oder den DFB-Pokal in der U19 qualifizieren – all das bleibt uns erhalten. Aber dieser negative Druck des Abstiegs, der bei vielen NLZ dazu geführt hat, dass nur aufs Ergebnis geschaut wurde, ist weg. Ich übertreibe jetzt ein wenig, aber teilweise wurden nur große, physische, kopfballstarke Spieler, die das Ergebnis reinholen, auf den Platz gestellt, um irgendwie durch einen Kopf- ball mit 1:0 zu gewinnen. Da fragt man sich beim Zugucken, wann denn mit dem Fuß- türlich nicht nur die individuelle Ausbildung auf und neben dem Platz im Fokus, denn jeder Spieler muss auch in ein mannschaft- liches Gefüge integriert werden können. Wenn einer hier nicht teamfähig ist, dann wird er Probleme haben, unabhängig von seinem Können oder Talent. Wir müssen die Stärken der Jungs in die Mannschaft übertragen, weil Fußball immer ein Mann- schaftssport bleiben wird. Das „Gewinnen wollen“ und die Entwicklung der Spieler schließt sich ja nicht gegenseitig aus. Kann man daraus also schlussfolgern: Je besser die individuelle Ausbildung, desto leichter kommt das positive Ergebnis? So ist es. Wenn die Spielerqualität über in- dividuelles Training, aber genauso die Qualität der Trainer, insgesamt gut sind, wird das zwangsläufig zu guten Ergebnis- sen führen. Da bin ich mir sehr sicher. Seit dem 1. Juli haben wir einen Trainer- entwickler angestellt. Warum investiert der Verein nicht nur in die Ausbildung der Spieler, sondern auch in die der Trainer? Die Verbindung zwischen den Trainern und den Spielern ist signifikant und empirisch nachweisbar. Wir brechen es simpel her- unter: Je besser der Trainer, desto besser die Spieler. Deswegen bin ich sehr froh, dass Alex Reifschneider jetzt hier ist. Er ist Fußballlehrer, hat beim DFB viele Erfahrun- gen in der Trainerentwicklung gesammelt und war auch selbst schon Trainer, zum Beispiel in Ingolstadt. Ich lege sehr viel Wert auf die Art und Weise des Umgangs miteinander, da ist er genau der richtige in dieser Position und wir stehen im regen Austausch. Die Kompetenzen eines Trai- ners kann man während des Trainings und natürlich im Spiel erkennen, wir wollen die- se Kompetenzen gemeinsam definieren und verbessern. Unsere Trainings- und Spielprinzipien haben wir gemeinsam mit unseren Trainern festgelegt, diese sollen nun natürlich von ihnen umgesetzt werden. Auch hier setzt Alex Reifschneider an, be- spricht viele verschiedene Themen mit den Trainerteams, wie zum Beispiel die Umset- zung unserer Prinzipien in den verschiede- nen Phasen eines Spiels. Ich glaube, da sind wir auf einem echt guten Weg. Es ist klar, dass die Trainer ihre Freiheiten brauchen, aber wir setzen als NLZ auch Leitplanken in der inhaltlichen Struktur. Hier ist Alex Reif- schneider wichtig in der Begleitung unse- rer Trainer. Blicken wir auf die konkreten Teams der aktuellen Saison. Die U21 ist aufgestie- 8