Entwicklung auf und neben dem Platz

Als individuelle Talententwickler betreuen Ivan Stoyanov und Jan-Maximilian Krug die Talente der U12 bis U17 und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur individualisierten Ausbildung am Nachwuchsleistungszentrum. Dabei begleiten sie die ihnen anvertrauten Spieler nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. 

 

Montag, 16 Uhr am Riederwald. Das Mannschaftstraining der U17 beginnt erst in zwei Stunden – trotzdem hat sich auf dem Kunstrasen am Riederwald schon eine Gruppe von B-Junioren zum Individualtraining unter Anleitung von Ivan Stoyanov versammelt. Viele der Spieler kennt Stoyanov schon mehrere Jahre – seit 2021 ist der 36-Jährige am NLZ in der individuellen Talententwicklung tätig. „Unsere Spieler sind dazu angehalten, auch vor dem Mannschaftstraining zum Individualtraining am Riederwald zu sein“, berichtet Stoyanov. „Für die U15 und U16 findet das zwei- bis dreimal in der Woche statt, mit der U17 trainieren wir vier Mal in der Woche individuell.“ In diesen zusätzlichen Einheiten erhalten die Spieler die Möglichkeit, an ihrer Technik zu feilen und ihre Stärken weiter auszubauen. „Wir wollen in diesen Trainings mit so vielen Jungs wie möglich in kleinen Gruppen zusammenarbeiten, damit jeder die Chance bekommt, individuell gefördert zu werden.“ 

In den letzten Jahren ist das Individualtrainerteam am Nachwuchsleistungszentrum stetig gewachsen. In der U19 arbeitet Ervin Skela als individueller Techniktrainer, Ralph Gunesch verlängerte im Juni 2024 seinen Vertrag als Übergangstrainer und ist damit weiterhin Schnittstelle zwischen dem Nachwuchs- und Profibereich bei Eintracht Frankfurt. Die individuelle Förderung beginnt im Nachwuchsleistungszentrum allerdings schon in den jüngsten Jahrgängen. Im Kinderfußball ist Christian De Mitri als Springertrainer tätig, zur Saison 2023/24 ergänzte Jan-Maximilian Krug das Individualtrainerteam und übernahm damals die Mannschaften der U12 bis U14 als individueller Talententwickler. „In meinem Bereich befinden sich die Jungs sozusagen im ersten goldenen Lernalter“, erklärt der B+-Lizenz-Inhaber Krug. „Das heißt, die Spieler saugen alle Informationen auf wie ein Schwamm und sind sehr lernfähig.“ 

 

„Wir versuchen, den Jungs einen Rucksack mit einer Vielzahl an Techniken und individuellen Tipps zu füllen.“
Jan-Maximilian Krug

 

In den Teams der U12 bis U14 gibt es keine zusätzlichen Trainingseinheiten, stattdessen begleitet Krug die Mannschaftstrainings und arbeitet in diesen immer wieder mit kleinen Gruppen von Spielern zusammen. „Wir möchten für alle Spieler ein individuelles Angebot schaffen“, stimmt Krug seinem Trainerkollegen Stoyanov zu und ergänzt: „Meine Aufgabe ist dann, Übungen, die in den älteren Teams gemacht werden, kreativ an die Fähigkeiten der jungen Mannschaften anzupassen und die Vermittlung entsprechend altersgerecht zu gestalten. Wir versuchen, den Jungs einen Rucksack mit einer Vielzahl an Techniken und individuellen Tipps zu füllen.“ 

Die Tätigkeit des individuellen Talententwicklers auf dieses zusätzliche Trainingsangebot zu reduzieren, würde allerdings zu kurz greifen. Denn ein großer Teil der Arbeit von Ivan Stoyanov und Jan-Maximilian Krug findet neben dem Platz statt. Sie besuchen die Spieler zu Hause, begleiten sie im Schultraining oder zu Regional- und Landesauswahlen sowie, wenn möglich, zu ihren Nationalmannschaften und stehen dabei im ständigen Austausch mit den Talenten und ihren Mannschaftstrainern. „Das Wichtigste ist, eine Bindung zu den Jungs aufzubauen und Vertrauen zu schaffen“, so Krug und Stoyanov fügt an: „Ich sage immer: Der Schlüssel zum Erfolg ist der Schlüssel zum Menschen. Wenn man keine Bindung zu dem Kind hat, wird es schwer, Inhalte zu vermitteln. Wir betrachten jeden Spieler individuell und schauen, wo er herkommt, welche Voraussetzungen er mitbringt und bringen so eine neue Sichtweise mit ein.“ 

Dabei geht es den beiden Trainern nicht nur um die sportliche, sondern auch um die persönliche Entwicklung der ihnen anvertrauten Spieler. „Das Ziel sollte immer sein, dass ein Spieler ein gewisses Selbstvertrauen entwickelt. Wir versuchen, die Stärken der Jungs hervorzuheben und ihnen gleichzeitig zu verdeutlichen, dass es eine große Chance ist, wenn man Fehler macht, weil man aus diesen am besten lernen kann“, betont Stoyanov, während Krug anfügt: „Die größte Genugtuung ist es, zu sehen, wie sich die Jungs weiterentwickeln – nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz. Dass sie zu Heranwachsenden mit einer Persönlichkeit und guten Werten werden. Das bestätigt uns auch in der individuellen Arbeit mit den Spielern.“ 

Der Austausch mit den anderen Abteilungen des Nachwuchsleistungszentrums, sei es mit den einzelnen Trainerteams oder der Pädagogik und der Sportpsychologie, sowie dem Lizenzspielbereich, ist dabei unabdingbar. „Wir haben einen sehr engen Austausch mit der Lizenzspielerabteilung und gehen viele Dinge gemeinsam an“, so Stoyanov. 

Gleichzeitig spüre man auch das Vertrauen innerhalb des Nachwuchsleistungszentrums, wie Krug hervorhebt: „Wir kriegen allein dadurch viel Unterstützung, dass der Weg von oben vorgelebt wird. Immer wieder wird betont, dass die Individualisierung im Zentrum steht, das heißt, wir bekommen eine direkte Bestätigung, dass unsere Arbeit hier wichtig ist. So wird von außen ein guter Rahmen geschaffen, in dem wir arbeiten und uns weiterentwickeln können.“ Stoyanov bestätigt: „Genauso wie wir unseren Spielern vertrauen müssen, müssen unsere Vorgesetzten uns vertrauen. Das spüren wir jeden Tag und auch deshalb haben wir jeden Tag Bock darauf, rauszugehen, und mit den Jungs zu arbeiten.“ 

 

„Wichtig ist, dass sich die Jungs so entwickeln, dass sie irgendwann im Profibereich Fuß fassen können.“
Ivan Stoyanov

 

Die individuelle Arbeit mit den Spielern wurde auf diese Weise zu einem wichtigen Baustein der Talententwicklung am Riederwald. Zahlreiche Adlerträger reiften in den letzten Jahren im Nachwuchsleistungszentrum zu Nationalspielern, immer häufiger sammeln die NLZ-Talente Trainings- und Spielzeit bei den Profis von Eintracht Frankfurt. „Wir wollen solche Kennzahlen nicht zu sehr in den Vordergrund rücken, aber natürlich macht es uns stolz, wenn unsere Jungs etwa ihre Nationen repräsentieren dürfen“, erklärt Stoyanov. „Wichtig ist aber vor allem, dass sich die Jungs so entwickeln, dass sie irgendwann im Profibereich Fuß fassen können. Darauf wollen wir die Jungs optimal vorbereiten und können ihnen bestenfalls irgendwann im Deutsche Bank Park zujubeln. Und auch wenn die Jungs am Ende in einem anderen Verein ihren Weg gehen, haben wir einen guten Beitrag geleistet.“