Voller Elan für die Jüngsten
Dem Kinderfußball kommt im Nachwuchsleistungszentrum eine besondere Rolle zu, denn hier wird für die jüngsten Spieler der Grundstein für die spätere Ausbildung zum Profifußballer gelegt. Dabei ist nicht nur eine altersgerechte Vermittlung von Inhalten essenziell, sondern auch eine ganzheitliche und multisportive Förderung der Spieler.
Seit der Saison 2023/24 verantwortet Bünyamin Karali den Bereich Kinderfußball am Nachwuchsleistungszentrum. Eine vielfältige Aufgabe, denn bei den jüngsten Talenten des NLZ geht es nicht nur darum, die Grundsteine für eine Ausbildung zum Profifußballer zu legen, sondern auch um eine altersgerechte Förderung. „In den jüngsten Jahrgängen geht es darum, den Jungs die Themen ‚Der Ball und ich‘, ‚Der Ball und wir‘ und ‚Der Ball und der Gegner‘ näherzubringen“, klärt Karali über die Arbeit mit den jungen Adlerträgern auf. „Das brechen wir dann auf verschiedene Inhalte herunter. Gleichzeitig erwarten wir von den Jungs Mentalität, Leistungsbereitschaft und Widerstandsfähigkeit. Deshalb stellen wir sie immer wieder vor Herausforderungen, etwa indem wir gegen ältere Mannschaften spielen.“ Dabei würden nicht nur sportliche Aspekte eine große Rolle spielen, sondern auch die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Adlerträger. „Die Jungs sind natürlich noch nicht so selbstständig wie beispielsweise ein U17- Spieler, aber wir wollen auch diese Eigenschaft fördern. Deshalb ist uns wichtig, dass die Eltern ihre Kinder in ihrer Selbstständigkeit unterstützen, indem sie die Spieler beispielsweise, so simpel es klingt, selbst ihre Taschen packen lassen.“ Er ergänzt: „Im unteren Bereich sind die Eltern gerade für organisatorische Themen enorm wichtig und sind aktiv beteiligt. So sind sie zwar ein wichtiger Teil für uns, unser Fokus gilt aber den einzelnen Spielern.“
Die Spieler, so macht Karali deutlich, werden bei Eintracht Frankfurt auf verschiedenen Wegen sportlich gefördert. So erhalten die jungen Adlerträger beim wöchentlichen multisportiven Training die Chance, sich auch in anderen Sportarten zu entwickeln und somit eine Vielzahl von verschiedenen Bewegungsabläufen zu lernen. „In diesem Alter wird oft viel zu fußballspezifisch trainiert“, erklärt der Leiter Kinderfußball. „Die Bewegungen, die die Jungs lernen, werden dadurch eindimensional. Deshalb gibt es in dem Altersbereich das multisportive Training, bei dem die Jungs beispielsweise klettern, ringen oder turnen. Dadurch werden die Spieler robuster, körperlich widerstandsfähiger und weniger verletzungsanfällig. Deshalb sind multisportive Aspekte gleichermaßen für die fußballerische Ausbildung essenziell.“ Dabei wolle man verstärkt jahrgangsübergreifend arbeiten, wie Karali betont: „Die Jungs sollen auch außerhalb ihrer Mannschaften untereinander klarkommen und sich gegenseitig fordern.“
Der Einstieg ins Nachwuchsleistungszentrum erfolgt bei den jüngsten Talenten auf verschiedenen Wegen. So sind tagtäglich eine Vielzahl an Scouts in der Region unterwegs, um auffällige Spieler im Rhein-Main-Gebiet zu sichten. Hinzu kommen die Adlertage, die jede Saison bei den Kooperationspartnern des NLZ stattfinden (mehr dazu in Kapitel 5). Die auffälligsten Spieler werden ins Adlerperspektivtraining eingeladen, in welchem sie erste Einheiten unter dem Adlerdach bestreiten können. Erst später erfolgen Probeeinheiten im Mannschaftstraining. Einmal in der Woche findet darüber hinaus ein Perspektivtraining für Spieler der U8 und U7 statt. „In der U8, die drei Mal im Monat trainiert, geht es schon darum, eine Mannschaft zu formen und die Jungs auf die U9 vorzubereiten“, klärt Karali auf. „Bei der U7, die einmal im Monat trainiert, liegt der Fokus darauf, Bewegungstalente zu beschäftigen und kennenzulernen.“ Dabei können im Laufe der Saison immer wieder neue Spieler zum Perspektivtraining dazustoßen, beispielsweise über die Adlertage, die am Riederwald stattfinden und sich explizit an Spieler der Altersklassen U7 und U8 richten.
„Wir wollen den Jungs Mentalität, Leistungsbereitschaft und Widerstandsfähigkeit beibringen.“
Bünyamin Karali
Der Begriff „Bewegungstalent“ taucht im Kontext Kinderfußball immer wieder auf, beschreibe aber eine Vielzahl an Spielertypen, wie Karali betont: „Manche Kinder sind in ihren Bewegungen flexibel und können viele verschiedene Arten von Bewegungen sehr gut. Andere sind beispielsweise einfach besonders gut am Ball. Gleichzeitig gibt es Jungs, die eine hohe Spielintelligenz oder Zweikampfstärke mitbringen, ohne im ersten Moment als Bewegungstalent zu gelten.“ Sie alle gelte es, individuell weiterzuentwickeln und sowohl sportlich als auch in ihrer Persönlichkeit zu stärken.
Seit dieser Spielzeit erhalten dabei noch mehr Spieler die Möglichkeit, ihre ersten fußballerischen Schritte am Riederwald zu gehen. „Wir hatten in der Vergangenheit in den jungen Mannschaften eine bestimmte Vorstellung von der Kadergröße“, räumt Bünyamin Karali ein. „Dabei haben wir festgestellt, dass viele andere Spieler zwar über sehr gute Leistungen verfügten, jedoch aufgrund unserer begrenzten Kapazitäten nicht berücksichtigt werden konnten.
Deshalb haben wir uns dazu entschieden, mehr Spieler aufzunehmen, bei denen wir das Talent und die Perspektive sehen, selbst wenn sie noch etwas Zeit brauchen. So werden sie frühzeitig an unser Ausbildungskonzept gewöhnt und wir haben die Möglichkeit, die Jungs langfristig zu begleiten.“
Die Anpassung der Kadergröße hat darüber hinaus Auswirkungen auf die Trainerpositionen: „Wir brauchen für die Teams mehr Trainer, um den Trainerschlüssel gleich zu halten. So können wir weiterhin in kleinen Gruppen trainieren und jedem Spieler ein effektives Training auf höchstem Niveau bieten.“ An der Spielzeit der einzelnen Talente rüttelt die Vergrößerung der Mannschaften derweil nicht: Immer wieder nehmen die NLZ-Teams mit zwei Mannschaften an einem Turnier teil oder fahren an einem Wochenende zu unterschiedlichen Turnieren „So erhalten die Jungs weiterhin möglichst viel Spielzeit“, bestätigt Karali und ergänzt: „Für jedes Kind gibt es im Kinderfußball eine Spielzeitgarantie von mindestens 50 Prozent.“
„Unser Ziel ist es, den Jungs die Zeit zu geben, die Ausbildung hier zu genießen, von unseren Möglichkeiten zu profitieren und sich weiterzuentwickeln.“
Bünyamin Karali
Hinzu kommt, dass das Nachwuchsleistungszentrum seinen jüngsten Talenten seit dieser Saison eine dreijährige Ausbildungsgarantie ausspricht. „Gerade in den Jahrgängen U9 bis U11 wollen wir uns maximal auf die Entwicklung konzentrieren und dem Spieler die entsprechende Zeit für diese geben“, klärt Karali über die Hintergründe dieser Entscheidung auf. „Unser Ziel ist es, den Jungs die Zeit zu geben, die Ausbildung hier zu genießen, von unseren Möglichkeiten zu profitieren und sich weiterzuentwickeln.“ Dabei gelte es auch in Zukunft, den Spielern die individuell bestmögliche Förderung zu verschaffen. „Wir wollen uns weiterhin kritisch hinterfragen und versuchen, Dinge besser zu machen. Gleichzeitig wollen wir Dinge, die nicht direkt funktionieren, nicht abschreiben, sondern uns die Chance geben, mit Geduld an alles heranzugehen“, so Karali.