Unschlagbare Eintracht-Spielerinnen

Nicht zu bezwingen waren vor 65 Jahren, im Jahr 1957, die Tischtennisdamen unserer Abteilung. Nach einem deutlichen 9:4-Sieg gegen ESG Karlsruhe im Finale der Südwestqualifikation fuhr das Eintracht-Team zur Endrunde um die Deutsche Meisterschaft nach Radolfzell.

Dort war man jedoch kein Unbekannter. Bereits viermal (1948, 1952, 1953, 1956) war die Eintracht Deutscher Damenmeister geworden, weitere viermal (1949, 1951, 1954, 1955) wurde man Vizemeister. Als 1957 die zehnte Deutsche Nachkriegsmeisterschaft ausgetragen wurde, war man als einziger Verein immer dabei gewesen.

Obwohl man auf dem Papier die beste Mannschaft stellte, musste man die Favoritenrolle Blaugold Berlin überlassen. Tatsächlich machten die Berlinerinnen in der Gruppenphase den geschlosseneren Eindruck und spielten sehr überlegen. Sowohl DTC Kaiserberg als auch die Stuttgarter Kickers wurden deutlich mit 9:1 von der Platte gefegt und auch die ESG Karlsruhe konnte ihnen beim 9:4-Sieg nicht gefährlich werden.

Die Eintracht hingegen galt als gehandicapt. Für die Deutsche Meisterin Erna Brell war es die erst zweite große Veranstaltung nach einer schweren Verletzung und die Spitzenspielerin und Hessische Meisterin Hannelore Schlaf hatte sich bei der Südwestqualifikation eine Schleimbeutelentzündung im Oberarm zugezogen. Sie spielte nur dank schmerzlindernder Medikamente. Zudem musste das Team auf ihre Nummer drei, Ellen Hennemann, verzichten, die in Amerika weilte.

Das „Silberne Lorbeerblatt“ für die Tischtennisspielerinnen

Dennoch zogen die Frankfurterinnen ähnlich souverän wie ihre Berliner Kolleginnen durch die Gruppenphase. Mit Siegen gegen Blauweißgold Barmen (9:3), Rotweiß Hamburg (9:4) und MTV München (9:1) zog man in das Finale ein. Vor dem Endspiel wurde den Eintrachtlerinnen eine ganz besondere Auszeichnung zuteil. Für ihre sportlichen Leistungen in den vergangenen Jahren überreichte ihnen Bundespräsident Theodor Heuss das Silberne Lorbeerblatt, die höchste sportliche Auszeichnung der Bundesrepublik. Das Finale selbst zwischen der Eintracht und Blaugold Berlin bot großartiges Tischtennis. Nach einer Punkteteilung in den Doppeln brachte Bischof die Eintracht mit einem Sieg über Merforth in Führung und auch im Duell der bis dahin ungeschlagenen Spielerinnen Blumenstein und Koch gab es einen Punkt für die Adlerträgerinnen. Koch lief mit ihren tollen Angriffsschlägen ins Leere und Blumenstein verstand es, in den entscheidenden Momenten die Punkte zu machen.

Zu einem ersten Höhepunkt kam es in den Spitzeneinzeln. Den ersten Satz konnte Brell gegen Haacke, die für ihr stilistisch perfektes Angriffsspiel bekannt war, gewinnen. Doch dann glich die Berlinerin mit 20:22 aus. Im Entscheidungssatz sah alles nach einem Frankfurter Sieg aus. Brell führte bereits 20:14 als sich das Spiel wendete. Haacke spielte nun auf Sicherheit und kam auf 20:20 heran. Zwar konnte Brell noch zweimal in Führung gehen, doch am Ende behielt die Berlinerin mit 26:24 die Oberhand. 

Schlaf und Franz ließen die Eintracht auf 5:2 davonziehen, doch die Berlinerinnen gaben nicht auf und konnten mit Siegen von Feuenich und Koch auf 5:4 herankommen. Die Zuschauer glaubten bereits an eine Wende als Blumenstein mit einem klaren 2:0 über Mehrforth wieder Ruhe in das Frankfurter Spiel brachte.

Mit Schlaf und Haacke standen sich nun zwei der besten deutschen Spielerinnen gegenüber und bereits der erste Satz, den die Frankfurterin 21:15 gewann, riss das Publikum von seinen Sitzen und jeder Ballwechsel wurde frenetisch beklatscht. Auch der zweite Durchgang lief ganz nach Frankfurter Vorstellungen, ehe Haacke auf 19:19 herankam. Was nun geschah, werden die Zuschauer wohl ihren Enkeln noch erzählen: Beide Spielerinnen gingen zum Angriff über und zwischendurch zeigte Schlaf Abwehrschläge, wie sie noch nie jemand gesehen hatte. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass der Satz mit 29:27 an die Berlinerin ging. Der dritte Satz verlief überaus wechselhaft. Haacke ging 7:0 in Führung, hielt diese bis zum 9:2 und musste bei 12:12 den Ausgleich hinnehmen. Nach dem 20:20 bewies Schlaf Nerven aus Stahl und siegte letztendlich mit 23:21. 

Dank weiteren klaren Siegen von Brell und Mann siegte die Eintracht verdient 9:4 und wurde zum fünften Male Deutscher Meister.